Heimweh von Karl Isidor Beck

O sieh die Schwalbe, Knabe mein!
Sie sitzt am Simse, tief bekümmmert,
Indeß dein schadenfroher Stein
Das Nest, das traute, ihr zertrümmert.
 
Du wirfst, mit ungetrübter Lust,
Den Stein in die geweihten Hallen;
Sie schaut, mit Gram in junger Brust,
Die theuren, letzten Trümmer fallen.
 
Sie flattert fort, sie fliegt umher
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Vereinsamt auf den weiten Auen:
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Du weißt es nicht, es ist so schwer,
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Die neue Heimat sich zu bauen.
 
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Du ruhest längst und schlummerst fest,
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Wenn noch die Schwalbe schweift und irret,
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Ach, und um ihr zerstörtes Nest
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Mit heimatlosem Flügel schwirret;
 
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Wenn ich in düst'rer Mitternacht
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Vereinsamt schweife vor den Thoren,
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Und an das Vaterhaus gedacht,
20 
Das ich verlassen und verloren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Heimweh“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1817 - 1879
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heimweh“ stammt von dem Dichter Karl Isidor Beck. Beck lebte von 1817 bis 1879, was das Gedicht zeitlich in die Epoche des Biedermeier und des Vormärz einordnet.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt sofort die melancholische und traurige Stimmung auf. Die Schwalbe, die ihr zerstörtes Nest beweint und umherirrt, ist ein klarer Protagonist im Gedicht und wird ausgiebig beschrieben. Im Laufe der Lektüre wird klar, dass die Schwalbe als Metapher für das lyrische Ich und sein eigenes verlorenes „Nest“ dient - sein Heim.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um das Zerstören des Nests der Schwalbe durch einen Knaben, der dies scheinbar aus Schadenfreude tut. Die Schwalbe beobachtet mit Kummer, wie ihr Heim zerstört wird und muss letztlich damit klar kommen, dass sie ihr Zuhause verloren hat. Sie versucht ein neues Heim zu finden, aber dies ist schwer für sie. Das lyrische Ich identifiziert sich mit der Schwalbe und fühlt ebenso den Schmerz des Heimverlusts und die Isolation, die damit verbunden ist.

Thematisch geht es in dem Gedicht um Heimweh und den Verlust des Zuhause. Das lyrische Ich fühlt sich einsam und verloren, ohne ein Gefühl von Heim zu haben. Die Leichtigkeit und Lust, mit der der Knabe das Nest der Schwalbe zerstört, kontrastiert stark mit dem Schmerz und der Anstrengung, die das lyrische Ich und die Schwalbe durchlaufen.

Das Gedicht zeichnet sich durch seine regelmäßige Struktur aus: Es besteht aus fünf Vierzeilern, einer klassischen Strophenform. Die Sprache ist recht einfach gehalten, aber die emotionale Tiefe der Worte und die metaphorische Verwendung der Schwalbe verleihen dem Gedicht eine Komplexität. Die ständig wiederkehrenden Motive der Schwalbe und ihrer zerstörten Heimatstecke untermauern das zentrale Thema des Heimwehs und der Isolation.

Resümierend ist „Heimweh“ von Karl Isidor Beck ein emotionales Gedicht, das das Thema Heimweh und den Verlust des Zuhause aufgreift, indem es das Schicksal einer Schwalbe als Metapher dafür verwendet. Mit seinen kontrastreichen Darstellungen und seiner einfachen, aber wirkungsvollen Sprache vermag es, tiefe Emotionen und Empathie auszulösen. Die Stärke des Gedichts liegt in seiner Fähigkeit, eine emotionale Verbindung zwischen dem lyrischen Ich, der Schwalbe und letztlich dem Leser herzustellen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Heimweh“ des Autors Karl Isidor Beck. Beck wurde im Jahr 1817 in Baja (Frankenstadt, Ungarn) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1833 und 1879. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 113 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Karl Isidor Beck ist auch der Autor für Gedichte wie „Nicht hoch und herrlich!“, „Zur Nacht“ und „O sieh die Schwalbe, Knabe mein!“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Heimweh“ keine weiteren Gedichte vor.

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