Knecht und Magd von Karl Isidor Beck

Es lüstete nicht den Verwaisten, den Ball in die Lüfte zu schlagen,
Ach, war er doch selber ein Ball, vom Sturme des Schicksals getragen;
Er fing die Vöglein nicht, die sorgend im Laube nisten,
Er spähte wie sie nach Körnern umher, sein Leben zu fristen.
 
Er schleppte die Stufen hinauf die Körbe, mit Scheiten belastet,
Den Eimer mit Wasser gefüllt, und hat erst am Abend gerastet,
Hat frierend den müßigen Hund um's bergende Lager beneidet,
Das spinnende Kätzlein, das Gott mit wärmendem Felle bekleidet.
 
Er reiste heran, es ward sein Geschick, sich im Dienste zu plagen,
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Im farbigen Kleid ein farbiges Elend im Leben zu tragen;
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Zu lächeln im Leid, zu füttern den Hund, zu satteln den Schecken.
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Ein Blümlein der Sünde zu Nacht an die Brust des Gebieters zu stecken.
 
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Er dachte mit redlichem Sinn sein wonniges Liebchen zu heuern;
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Sie hatte nicht Hände wie Samt, sie hatte die Dielen zu scheuern;
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Es floß statt des würzigen Öls der Rauch in die wallenden Locken,
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Die zarte Sohle, wie schien sie so plump in den bauschigen Socken.
 
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Ihr Bildnis sandte sie nicht, noch Briefe mit goldenem Rändchen,
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Er schenkte kein Ringlein ihr und brachte kein girrendes Ständchen;
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Sie sahen sich spärlich, sie blieben getrennt in der Jugend Tagen,
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Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten schlagen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Knecht und Magd“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
219
Entstehungsjahr
1817 - 1879
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Knecht und Magd“ wurde von Karl Isidor Beck verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1817 bis 1879 lebte. Seine Werke gehören zu dem literaturgeschichtlichen Zeitraum des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt der Epoche des Realismus, in dem alltägliches Leben und einfache Menschen im Fokus standen.

Das lyrische Ich, dessen Standpunkt wir einnehmen, beschreibt eine Reihe von Szenen aus dem Leben eines Knechts. Der erste Eindruck lässt auf eine sehr melancholische und düstere Darstellung des Lebens eines Knechts schließen. Es scheint um harte Arbeit, Kälte, Hunger und eine allgemeine Hoffnungslosigkeit zu gehen.

Inhaltlich geht es darum, dass das lyrische Ich – hypothetisch ein Dienstbote – sein tristes und entbehrungsreiches Leben schildert. Es betont seine Erschöpfung und den Mangel an Vergnügen. Tiere, wie das Kätzchen oder der Hund, werden beneidet, was auf die prekäre Lage des lyrischen Ichs hinweist. Zudem wird das Dasein als Knecht als farbiges Elend bezeichnet, was dessen bedrückende Situation betont. Gewürzt wird das Ganze noch mit einem unglücklichen Liebesgeschehen. Es ist die Rede von dem unerreichbaren Liebchen, das ebenfalls der harten Arbeit gewidmet ist.

In Hinsicht auf Sprache und Form fällt das gereimte Versmaß auf. Zudem kommt der Gebrauch von Metaphern wie „farbiges Elend“ oder „Blümlein der Sünde“ zur Geltung, die präzise die emotionalen Qualitäten des Dienstbotenlebens bilderreich ausdrücken. Die Sprache ist eher altmodisch und formal, was dem ernsten Ton des Gedichts entspricht.

Alles in allem skizziert der Autor pathetisch das entbehrungsreiche und harte Leben eines Knechts im 19. Jahrhundert, angelegt an einem unerfüllbaren Liebeskonflikt. Mit der Sublimierung der Tiere und den hoffnungslosen Versuchen, dem Unglück zu entrinnen, gewinnt die soziale Ungleichheit und die Perspektivlosigkeit der working class an Brisanz.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Knecht und Magd“ des Autors Karl Isidor Beck. Geboren wurde Beck im Jahr 1817 in Baja (Frankenstadt, Ungarn). Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1879 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 219 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Karl Isidor Beck ist auch der Autor für Gedichte wie „Heimweh“, „Zur Nacht“ und „O sieh die Schwalbe, Knabe mein!“. Zum Autor des Gedichtes „Knecht und Magd“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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