Es ist alles eitel von Andreas Gryphius

Modernisierte Fassung

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
 
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
 
Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
10 
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
11 
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
 
12 
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
13 
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
14 
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Es ist alles eitel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1637
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Es ist alles eitel“ wurde von Andreas Gryphius verfasst, einem deutschen Dichter des Barock (17. Jahrhundert). Seine Zeit war geprägt von sozialen und kulturellen Umbrüchen, Zerstörungen und Unsicherheiten durch den Dreißigjährigen Krieg.

Betrachtet man das Gedicht im ersten Lesen, so verspürt man einen starken Eindruck von Vergänglichkeit und Nichtigkeit des irdischen Daseins und der damit verbundenen scheinbar sinnlosen menschlichen Anstrengungen.

Gryphius beschreibt in diesem Sonett die Eitelkeit und Vergänglichkeit des Irdischen. Gegenstände, Orte und sogar der Mensch selbst - nichts ist dauerhaft. Einst prächtige Städte können zu Wiesen werden, prachtvolles Blühen wird zertreten, selbst das, was stark und trotzig erscheint, wird zu Asche. Auch der Ruhm großer Taten vergeht wie ein Traum, und der Mensch, ein Spielball der Zeit, hat keine Beständigkeit. Er nennt all diese Dinge „schlechte Nichtigkeit, Schatten, Staub und Wind“.

Andreas Gryphius verwendet eine eher einfache und klare Sprache. Durch den klaren Sprachstil wird das Bild von Vergänglichkeit und Nichtigkeit nachdrücklich und eindringlich skizziert. Dabei sind die Verse durch Kreuzreime verbunden, was dem Gedicht einen singenden Rhythmus verleiht.

Insgesamt hinterlässt das Gedicht einen melancholischen und nachdenklichen Eindruck. Es stellt Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Vergänglichkeit. Die eindringliche Darstellung der Eitelkeit und Nichtigkeit des Irdischen könnte dabei auch als Appell verstanden werden, sich dem Ewigen, dem Unvergänglichen zuzuwenden. Es bietet damit einen tiefen Einblick in die damalige Weltanschauung und das Lebensgefühl während des Barocks.

Weitere Informationen

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Es ist alles eitel“. Der Autor Andreas Gryphius wurde 1616 in Glogau geboren. 1637 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit etwa 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet und folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Das Leben der damaligen Zeit war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige erlaubten sich einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk von Armut geplagt war. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Die Epoche des Barocks in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen insbesondere das Jenseits und das Diesseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der Dichtung. Von Gegensätzen gezeichnet war auch das Leben der Menschen. So lebte der überwiegende Teil der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil. Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland zur Folge hatte, dass Gedichte von nun an nicht mehr auf Latein, sondern auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurden. Eine besondere zur Zeit des Barock priorisierte Form der Lyrik bildete das sogenannte Sonett. Im Barockzeitalter war der überwiegende Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Huldigung der Fürsten. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Dichter für Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten. Die Lyrik im Barock wird daher auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 129 Worte. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An Eugenien“, „An Gott den Heiligen Geist“ und „An Gott den Heiligen Geist“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Es ist alles eitel“ weitere 463 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Das Video mit dem Titel „Andreas Gryphius (1616 -- 1664) Es ist alles eitel“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Andreas Gryphius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Andreas Gryphius und seinem Gedicht „Es ist alles eitel“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Andreas Gryphius (Infos zum Autor)

Zum Autor Andreas Gryphius sind auf abi-pur.de 463 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.