Lessing, Gotthold Ephraim - Nathan der Weise (Inhalt, Charaktere)

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Gotthold Ephraim Lessing, Ringparabel, Charakterisierung, Inhaltsangabe, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Lessing, Gotthold Ephraim - Nathan der Weise (Inhalt, Charaktere)
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Referat

„Nathan der Weise“ (Gotthold Ephraim Lessing)

Gliederung / Inhalt

  1. Einleitung
  2. Gotthold Ephraim Lessing
  3. Kurzer Überblick über die geschichtlichen Besonderheiten der Zeit
  4. Inhaltsangabe
  5. Ringparabel
  6. Wirkung und Diskussion der Ringparabel
  7. Charaktere
  8. ausführliche Charakteristik des Patriarchen
  9. Kernproblematik
  10. Inhalt der Aufzüge

1. Einleitung

Nathan der Weise ist der Titel und die Hauptfigur eines fünfaktigen Ideendramas von Gotthold Ephraim Lessing, das 1779 veröffentlicht und am 14. April 1783 in Berlin uraufgeführt worden ist. Es ist im Blankvers verfasst, welcher der Klassik, als Vorbild dient. Das Werk hat als Themenschwerpunkt Religionstoleranz. Besonders wichtig dabei ist die Ringparabel im dritten Aufzug des Dramas, die sich bereits bei Giovanni Boccaccio in dessen Geschichtensammlung „Decamerone“ findet. Die Parabel reicht aber tatsächlich bis etwa um 1100 zur Iberischen Halbinsel zurück, wo sie von sephardischen Juden erfunden wurde. „Nathan der Weise“ ist Lessings letztes Werk. Sein Hintergrund ist eine Auseinandersetzung mit dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze, die so weit reichte, dass ein Teilpublikationsverbot erhoben wurde. Infolgedessen implizierte Lessing seine Idee des Deismus in dieses Drama. Seine Beschäftigung mit dem Stoff reicht jedoch nachweislich bis ca. 1750 zurück.

In der Figur Nathans des Weisen setzte Lessing seinem Freund Moses Mendelssohn ein literarisches Denkmal. Von historischem Interesse für die Entstehung des Stückes ist auch die Auseinandersetzung mit Hermann Samuel Reimarus im Fragmentenstreit.

Die Handlung spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzugs während des Waffenstillstandes in Jerusalem. Als der Jude Nathan von einer Geschäftsreise zurückkommt, erfährt er, dass seine Pflegetochter Recha von einem christlichen Tempelherrn aus dem Feuer gerettet worden ist. Der Ordensritter verdankt sein Leben der Begnadigung durch den muslimischen Herrscher, Sultan Saladin. Dieser hat ihn als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt, weil er Saladins verstorbenen Bruder Assad ähnlich sehe. Durch geschickte Rede überzeugt Nathan den Tempelherrn zu einem Besuch, um den Dank seiner Tochter entgegenzunehmen. Derweilen hat Saladin Geldsorgen, weswegen er Nathan zu sich bringen lässt. Er gibt dazu vor, Nathans bekannte Weisheit zu testen und fragt nach der „wahren Religion“. Nathan antwortet mit der Ringparabel. Saladin erkennt schnell die Aussage der Gleichberechtigung unter den drei monotheistischen Religionen. Davon tief beeindruckt bittet er daraufhin, Nathans Freund sein zu dürfen. Noch erfreuter zeigt er sich, als er von Nathan ein Darlehensangebot erhält, ohne danach gefragt zu haben. Der Tempelherr hat sich unterdessen in Recha verliebt und möchte sie heiraten. Als er durch Information von Nathans Haushälterin Daja, einer Christin, herausfindet, dass Recha adoptiert ist und ihre leiblichen Eltern Christen waren, wendet er sich an den Patriarchen von Jerusalem, auch weil Nathan gegenüber der Idee einer Heirat eine sehr zurückhaltende Haltung zeigt. Der Templer erzählt den Vorfall hypothetisch, doch das Kirchenoberhaupt Jerusalems möchte sofort “diesen Juden” suchen lassen, um ihn auf den Scheiterhaufen zu bringen. Durch ein Verzeichnis eines Klosterbruders stellt sich schließlich heraus, dass die von einem Juden erzogene Recha und der christliche Tempelherr Geschwister und zugleich die Kinder von Assad sind, der wiederum Saladins Bruder und reformierter Christ war. Somit sind sie auch noch Nichte und Neffe des Muslims Saladin, womit die enge Verwandtschaft der Religionen nochmals verdeutlicht wird. Nathan wird als Vater im Sinne der Seelenverwandtschaft und Adoption anerkannt.

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2. Gotthold Ephraim Lessing

Daten über den Verfasser

  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
  • geboren in Kamenz am 22. 1. 1729
  • er entstand einem evangelischen Pfarrhaus; sein Vater war Pastor primarius in der örtlichen Hauptkirche
  • er war das 2. von insgesamt 12 Kindern
  • 1776 heiratete er die verwitwete Eva König in Jork (bei Hamburg). Sie starb 1777 nach der Geburt eines Sohnes, der auch nur kurz lebte.
  • Am 15. Februar 1781 starb Lessing bei einem Besuch in Braunschweig im Hause des Weinhändlers Angott.

Werdegang:

Er besuchte zuerst die Stadtschule in Kamenz, von 1741 bis 1746 die Fürstenschule in Meißen. Er studierte danach von 1746 bis 1748 Medizin und Theologie in Leipzig. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, wo er für mehrere Zeitungen schrieb. Er hatte Verbindung zu verschiedenen Theatergruppen und schrieb für diese seine ersten Stücke. Dauernd in Geldnot nahm er von 1760 bis 1765 in Breslau eine Stelle als Sekretär beim General Tauentzien an. 1767 erhielt er eine Anstellung als Dramaturg und Kritiker am Deutschen Nationaltheater in Hamburg, 1770 eine Stelle als Bibliothekar in Wolfenbüttel.

Seine Werke (u.a.):

  • Der junge Gelehrte,
  • Der Freigeist,
  • Miß Sara Sampson (Tragödie),
  • Philota (Tragödie), Fabeln,
  • Minna von Barnhelm (Lustspiel),
  • Laokoon,
  • Hamburgische Dramaturgie,
  • Emilia Galotti,
  • Nathan der Weise,
  • Der Freigeist,
  • Die Juden

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3. Kurzer Überblick über die geschichtlichen Besonderheiten der Zeit

Politik:

Das Drama „Nathan der Weise“ spielt zur Zeit der Kreuzzüge im 11. Jahrhundert und der Herrschaft König Saladins, dessen Reich sich über Ägypten, Syrien, Tikrit und Damaskus erstreckte, in Jerusalem. Er besetzte seit 1174 Syrien und eroberte 1187 Jerusalem in den Kreuzzügen. Saladin siegte bei der entscheidenden Schlacht bei Hattin durch seine überragende Kriegstechnik unter dem Einsatz berittener Bogenschützen. Saladin war ein sunnitischer Muslim und genoss auch im Abendland große Achtung. Viele heutige Islamisten identifizieren Ihren Kampf mit dem ruhmreichen Sieg Saladins über die christlichen Kreuzritter. Dieser war jedoch gar nicht arabischer Abstammung, sondern Kurde.

Kunst:

Die Literatur des 11. Jahrhunderts hielt man handschriftlich in der von den Römern ererbten, im westlichen Europa einzig Literatur-fähigen lateinischen Sprache fest, die in der Schule erst erlernt werden musste. Heute bewahren Bibliotheken und Archive das Erbe des Mittelalters in Handschriften und Frühdrucken.

Ein berühmter Künstler zur Zeit Sultan Saladins war Nikolaus von Verdun, dessen Kunst zwischen 1181 und 1205 nachweisbar ist. Mit der sogenannten Grubenschmelztechnik schuf er das bedeutendste mittelalterliche Bildwerk, in Form von 68 Bildplatten eines dreiteiligen Altars der Stiftskirche in Klosterneuburg bei Wien. Er hatte großen Einfluss auf die frühgotische Stilentwicklung.

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4. Inhaltsangabe

Das Buch „Nathan der Weise“ von G.E. Lessing aus dem Jahr 1779 handelt u. a. von dem jüdischen Kaufmann Nathan, seiner Tochter Recha, einem zu Beginn noch unbekannten Tempelherrn und dem Sultan Saladin. Nach seiner Rückkehr von einer Geschäftsreise erfährt Nathan, dass seine geliebte Tochter von einem von Sultan Saladin begnadigten christlichen Tempelherrn aus Nathans brennendem Haus gerettet wurde und sie sich daraufhin in ihn verliebte. Dieser jedoch lehnte jeglichen Dank ab und verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Währenddessen überlegten Saladin und seine Schwester Sittah wie sie ihre leeren Kassen wieder auffüllen könnten und dachten dabei an den ebenso weisen, wie reichen Nathan der überall im Volk bekannt ist. Saladin jedoch ist mit Sittahs Plan nicht so recht zufrieden und schlägt vor Nathan erst einmal auf die „Probe“ zu stellen und ihn somit unter Druck zu setzen. Er lädt ihn in seinen Palast ein und sie reden eine Weile darüber warum Nathan im Volk so beliebt ist. Dann stellt der Sultan Nathan die Frage, welche nach seinem Ermessen die beste Religion sei und lässt ihn dann allein um darüber nachzudenken. Nathan der die Falle bemerkt hat, berichtet dem Sultan anschließend von dem Märchen der Ringparabel.

In diesem Märchen berichtet Nathan von einem Vater, der einen Ring besaß, dessen Gabe es war seinem Träger die Achtung eines jeden Menschen zu schenken. Als dieser jedoch im Sterben lag, wusste er nicht an welchen seiner 3 Söhne er den Ring vererben sollte und somit fertigte er zwei Duplikate an und gab jedem Sohn einen Ring, womit nun alle im Glauben waren den „Einen“ Ring zu besitzen. Da aber jeder einen Ring hatte, kam es zu einem Streit und die drei Brüder kamen zum Schluss einen Richter entscheiden zu lassen. Der Richter sagte ihnen nur, dass derjenige den richtigen Ring habe, der auch die Achtung der Menschen bekäme, welche den echten Ring ja ausmache. Da die Brüder allerdings nur sich selbst liebten, kamen sie zum Entschluss, dass der echte Ring verloren gegangen sein müsse und somit keiner von ihnen besser war als der andere. Die Geschichte soll zeigen, dass es keine „bessere“ Religion gibt und dass jede Religion sich selbst für die beste hält. Durch diese weise Antwort Nathans erhält Saladin großen Respekt vor ihm und bietet ihm die Freundschaft an.

In der Zwischenzeit beschließt der Tempelherr für sich, dass er Recha seine Liebe, die er erst spät bemerkte gestehen könne, da ihn Gefangennahme, Todesurteil und Begnadigung vom Keuschheitsgelübde befreit haben. Als er Nathan darauf anspricht, ist dieser zurückhaltend, da er bereits ahnt, dass der Tempelherr Rechas Bruder sein könnte, diese Vermutung kam ihm als er den Namen des Tempelherrn hörte, der ihn an einen früheren Freund erinnerte, der der wirkliche Vater Rechas ist. Der Tempelherr empfindet diese Haltung als Rückfall in jüdische Orthodoxie. Von Daja erfährt er zudem, dass Recha eine Christin sei, die von Nathan in jüdischem Glauben erzogen wurde. Dies lässt sein Vertrauen zu Nathan weiter schwinden. Während Saladin dem Tempelherrn seine Freundschaft anbietet um einen Vergleich zu seinem Bruder zu machen, da Saladin bei ihm wiederum eine Ähnlichkeit zu diesem sieht, klagt der Tempelherr über Nathans angebliche Verfehlung. Saladin verspricht den Konflikt zu lösen und bittet ihn sich zu beruhigen. Sittah und Saladin sind sich einig, dass beim Tempelherrn eine große Ähnlichkeit zu ihrem Bruder Assad besteht, der eine Vorliebe für christliche Frauen besaß. Sie beschließen die Heirat von Recha und dem Tempelherrn zu ermöglichen. Über einen Klosterbruder, der Nathan vor 18 Jahren Recha als Säugling übergeben hatte, versucht Nathan einen Beweis zu erhalten, dass seine Vermutung berechtigt war. Nach einiger Zeit verschafft der Klosterbruder ihm tatsächlich einen schriftlichen Beweis. Das Drama endet, nachdem Recha von Daja erfahren hat, dass sie eigentlich Christin sei und Nathan im letzten Moment die Heirat verhindern konnte, indem er aufdeckte, dass der Tempelherr und Daja Geschwister sind. Die Ähnlichkeit zu Saladins Bruder Assad war ebenfalls berechtigt. Assad emigrierte nach Deutschland und nahm den deutschen Namen „Wolf von Filnek“ an. Der Name von Nathans altem Freund.

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5. Ringparabel

In der Schlüsselszene lässt Saladin Nathan zu sich rufen und legt ihm die Frage vor, welche der drei monotheistischen Religionen er denn für die Wahre halte. Nathan sieht sich vor den Konflikt, weder seine Religion zu sehr zu betonen, noch die anderen beiden. Deshalb antwortet er mit einem Gleichnis. Darin besitzt ein Mann ein wertvolles Familienerbstück: einen Ring, der über die magische Eigenschaft verfügt, seinen Träger „vor Gott und den Menschen angenehm“ zu machen. Dieser Ring wurde über viele Generationen hinweg vom Vater an jenen Sohn vererbt, den der Vater am meisten liebte. Doch nun tritt der Fall ein, dass der Vater von seinen drei Söhnen keinen bevorzugen kann und möchte, sodass er von einem Goldschmied zwei Duplikate des Ringes herstellen lässt. Er hinterlässt jedem Sohn einen Ring, wobei er jedem versichert, sein Ring sei der echte. Nach dem Tode des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Der Richter aber ist außerstande, dies zu ermitteln. So erinnert er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger bei allen anderen Menschen beliebt zu machen; wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei eingetreten sei, dann könne das wohl nur heißen, dass der echte Ring verloren gegangen sein müsse. Jedenfalls solle ein jeder von ihnen trachten, die Liebe aller seiner Mitmenschen zu verdienen; wenn dies einem von ihnen gelinge, so sei er der Träger des echten Ringes.

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6. Wirkung und Diskussion der Ringparabel

Die Ringparabel gilt als ein Schlüsseltext der Aufklärung und als pointierte Formulierung der Toleranzidee. Dem zugrunde liegt die Analogie, dass der Vater für Gott, die drei Söhne für die drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) und der Richter für Nathan selbst steht. Die Aussage der Parabel wäre demnach, dass Gott die drei Religionen gleichermaßen liebe.

Eine weitere Interpretation ist, dass Gott die Religion am meisten liebe, die von allen Menschen angenommen und respektiert wird und die alle Menschen eint. Eine dritte Interpretation ist, dass der echte Ring im Laufe der Zeit an seiner Wirkung erkannt werden kann. Gleiches gälte dann für die wahre Religion. Eine weitere Interpretationsmöglichkeit besteht darin, dass der Vater der drei Söhne für die ursprünglich als Ideale betrachtete einzige Religion steht, die sich in die drei Religionen (drei Söhne) Islam, Judentum und Christentum unterteilte. Der Richter in der Ringparabel steht für Gott, der vor allen Religionen gleich ist. Die Idee des Dramas (Ideendrama) besteht folglich darin, die drei Religionen erneut zu einer starken Einheit zu verbinden.

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7. Charaktere

Sultan Saladin

Er ist von Grund auf ein guter Mensch, der Anderen Gutes möchte und ihnen jederzeit, soweit es möglich ist, Geschenke und Gaben überreicht. Er sieht dabei auch von seinem eigenen Wohl ab, was ihn schlussendlich in den wirtschaftlichen Ruin treibt. Mit seiner Schwester Sittah spielt Saladin oft Schach, was von Intellektualität zeugt. Die Begegnung mit Nathan und der „Ringparabel“ wird zum Schlüsselerlebnis für Saladin, welche seine Einstellung vollkommen verändert. (4. Aufzug, 4. Auftritt: „Ich wollte nie, dass Bäumen eine Rinde wächst.“) Saladin gilt als Verbesserer der Welt: er hilft den Bettlern und begnadigt einen Tempelherren, welchem er anfangs sogar gute Kleidung beschafft um ihm Ansehen zu verleihen. Mit der Freundschaft zu Nathan bildet er eine Glaubensgemeinschaft, welche alle Grenzen der Religion überwindet.

Sittah

Sittah ist Saladins Schwester, welche als Schachpartnerin Saladins eingeführt wird. Sie gibt ihm Gelegenheit, seine Probleme auszusprechen. Sie nimmt großzügige Geldgeschenke Saladins für jedes gewonnene oder verlorene Spiel an, aber nur, um sie heimlich wieder der recht leeren Kasse des Schatzmeisters Al-Hafi zu überlassen. Ihren klugen Wirklichkeitssinn zeigt sie auch in ihrer skeptischen Beurteilung der politischen Visionen ihres Bruders. Saladins Plan, durch eine Doppelhochzeit seiner Geschwister mit Geschwistern des englischen Königs Richard Löwenherz dauerhaften Frieden in einem islamisch-christlischen Mischstaat zu schaffen, stehe der Stolz und das Machtstreben der Christen im Wege, die nur Christen, nicht “Menschen” sein wollten, denen es nur um die Verbreitung des “Namens” Christi, nicht um die von Christus vorgelebte “menschliche” Tugend gehe und deren Ziel deshalb die Wiedererrichtung eines christlichen Königreichs Jerusalem sei.

Nathan

Nathan ist die Hauptperson des Dramas. Er ist ein reicher jüdischer Geschäftsmann aus Jerusalem. Nathan ist nicht geizig, möchte aber nicht die leeren Staatskassen Saladins füllen, obwohl er dadurch seinen Reichtum vermehren könnte; nicht zuletzt deshalb lehnt er aber ab, weil sein Freund Al-Hafi ihn darum bittet. Durch dieses Verhalten entkräftet Nathan das Vorurteil, dass Juden nur nach Reichtum streben. Auf die Bitte des Sultans, ihm Geld zu leihen, reagiert er aber entgegenkommend. Nathan wird vom Volk und von allen Menschen vor allem wegen seiner Güte und seines Großmuts gelobt. Nathan hat sich vom orthodoxen Judentum gelöst und ist anderen Religionen gegenüber tolerant eingestellt (Z 1070 „Jud und Christ und Muselmann und Parsi, alles ist ihm eins“). Für ihn ist die Religion nur eine Hülle. Bei ihm finden Glaube und Vernunft Einklang. Seine Weltanschauung lebt er vorbildhaft und macht sie auch zur Grundlage von Rechas Erziehung. Durch diese Weltanschauung wird er als „weise“ bezeichnet.

Recha

Recha ist Nathans Adoptivtochter. Sie ist eine Christin, die vom jüdischen Nathan in jüdischem Glauben erzogen wurde. Zu Beginn des Dramas erfährt man, dass sie von einem Tempelherrn aus Nathans brennenden Haus gerettet wurde. Sie verliebte sich in diesen Tempelherrn, der sich auch ohne es zunächst zu wissen in sie verliebte. Im späteren Handlungsverlauf erfährt man allerdings, dass sie und der Tempelherr Geschwister sind.

Daja

Sie ist die Gesellschafterin Rechas. Sie arbeitet im Hause der Juden, obwohl sie Christin ist. Daja steht Nathan stets zur Seite und wird von ihm nach Geschäftsreisen großzügig beschenkt.

Tempelherr

Der Tempelherr ist Christ und Mitglied eines Ordens. Und als Christ hat er auch die damals üblichen Vorurteile gegenüber Juden. Durch sein Eingreifen rettet er Recha aus den Flammen des brennenden Hauses. Für diese Tat möchte er aber keinen Dank und keine Anerkennung, weil es für ihn selbstverständlich ist, zu helfen. Erst nach einiger Zeit, in der er Daja, Recha und Nathan aus dem Weg geht, merkt er, dass er sich in ein „Judenmädchen“ verliebt hat. Zu Nathan kann der Tempelherr eine Freundschaft aufbauen und sein gesamtes Bewusstsein verändern. In der Schlussszene stellt sich heraus, dass der Tempelherr und Recha Geschwister sind.

Derwisch/Al-Hafi

Al-Hafi ist Nathans Schachpartner und war vor Nathans Rückkehr von seiner Geschäftsreise noch ein Derwisch (muslimischer Bettelmönch). Nun ist er Schatzmeister für König Saladin. Er zeigte sich enttäuscht über Nathans Entscheidung ihm kein Geld für Saladins leere Kassen zu leihen.

Patriarch

Der Patriarch kommt lediglich im 4. Akt vor, wurde aber bereits im 1. Akt erwähnt, als der Klosterbruder den Tempelherrn bittet für den Patriarchen gegen Sultan Saladin zu spionieren. Er hat eine sehr eingeschränkte Einstellung was Religion angeht. Als der Tempelherr ihn fragt, was man mit einem Juden macht, der eine Christin in jüdischem Glauben erzogen hat, antwortet er, dass man ihn verbrennen müsse.

Klosterbruder

Er führte die Befehle des Patriarchen zu Beginn des Dramas ohne Bedenken aus, bekam aber im späteren Verlauf Zweifel. Er fand für Nathan einen schriftlichen Beweis dafür, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind.

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8. ausführliche Charakteristik des Patriarchen

Die zu charakterisierende Figur des Patriarchen, aus Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“, ist ein sehr energischer Vertreter des christlichen Glaubens, der im Kreise der anderen Geistlichen eine sehr hohe Stellung innehat und die ihm so gegebene Macht auch gerne demonstriert. Seine Auftritte zu jeglichen Anlässen sind immer prunkvoll, die er aber an Pracht noch steigert, sobald er an den Hof berufen wird (S. 81 V. 2457 ff.).

Die Art und Weise seines Umgangs mit Menschen hängt von seinem Gegenüber ab, den er stets seine Wertschätzung oder Nichtachtung spüren lässt. So spricht er mit dem Klosterbruder im Imperativ und sehr distanziert (S. 81 V. 2459), während er beim Tempelherren zwar nicht auf seine Arroganz verzichtet, aber die Ebene des Sprachniveaus anhebt, dies zeigt sich im Verwenden lateinischer und griechischer Worte („Faktum“, „Hypothese“, „pro et contra“, „Diözese“, „Apostasie“….), und ihn außerdem mit formaler, aber höflicher Anrede begrüßt („Herr Ritter“, „sehr erfreut“).

Des Weiteren erkennt der Leser anhand des Gesprächsverlaufs, dass er nur sehr widerstrebend und letztendlich sogar nur zum Schein von seinem Standpunkt abweicht (S. 85 V. 2587 ff.). Dies zeigt deutlich, dass er von seiner hohen geistlichen Stellung und der damit verbundenen Macht sehr eingenommen ist und möchte, dass die weitere christliche Entwicklung des „tapferen Gläubigen“ unter seinen Augen abläuft (S.81 V. 2461 ff.). Hierbei sollte aber die Tapferkeit dem reifen Rat der Älteren Platz machen (S. 82 V. 2471 ff.).

Auch macht er im Dialog deutlich, dass der christliche Glaube für ihn an erster Stelle steht und sogar die Vernunft verdrängt, die schließlich der Willkür Gottes, da sie von ihm erschaffen, untergeordnet sei (S. 82 V. 2487 ff.).

Man kann im Falle des Patriarchen schon von einem fanatischen Christen reden, der nicht nur unentwegt den Feuertod eines Juden(S. 84 V.2546 „tut nichts; er wird verbrannt“) fordert. Nicht nur weil er seine Ziehtochter ohne Glauben (weder jüdisch noch christlich) erzogen hat, sondern den Glauben auch noch als das Einzige bezeichnet, das Kindern nicht schadet (S. 83 V. 2542) und deshalb am liebsten die ganze Welt missionieren will.

Für ihn ist der Glaube die heiligste Pflicht und stellt außerdem die Grundlage für die bürgerlichen Bande dar, die wiederum die Existenz des Staates begründen (S. 84/85 V. 2580 ff.).

Der Charakter des Patriarchen ist also nicht sehr vielschichtig. Seine Existenzgrundlage scheint sich auf den Glauben zu beschränken, den er dafür aufs Höchste lobt und versucht diesen in jedem Christen zu vertiefen.

Für andere Religionen oder Ungläubige hat er kein Verständnis. Ich denke, der Patriarch ist ein sehr schwieriger Mensch, da er zu sehr von sich und seinem Glauben überzeugt ist und dadurch unbeirrbar wirkt. Er genießt es Macht auszustrahlen und nimmt sich aufgrund ihrer die Freiheit heraus seine Religion als unfehlbar darzustellen. Dies wirkt sehr unsympathisch.

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9. Kernproblematik

Die Kernproblematik des Dramas ist der Konflikt der verschiedenen Religionen zur Zeit der Kreuzzüge. Nathan beeinflusst die religiöse Einstellung des Sultans Saladin, indem er ihm klarmacht, dass es keine „beste“ Religion gibt.

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10. Inhalt der Aufzüge

1. Aufzug

Nathan kommt von einer langen Reise endlich nach Hause. Dort trifft er Daja, seine Frau. Sie erzählt ihm, dass sein Haus gebrannt hat, während er weg war und dass Recha, seine Tochter, fast mit verbrannt ist. Als er sich nach dem Retter erkundigt erzählt sie ihm, dass ein Mann, der zuvor als Gefangener in die Stadt gebracht wurde, jedoch vom Sultan Saladin begnadigt wurde, in das brennende Haus hineingerannt ist und Recha gerettet hat. Doch niemand hat ihn seit dem gesehen. Nur Daja ein paar mal bei einer Palme. Doch seit geraumer Zeit kommt er überhaupt nicht mehr. Dann kommt Recha. Sie meint, ihr Retter sei ein Engel. Sie hat sich in ihn verliebt und schwärmt die ganze Zeit von ihm. Nathan ist ein wenig erzürnt, weil beide, Daja und Recha, nur von ihm reden, aber nichts unternehmen.

Gleich darauf trifft er einen alten Freund: Al-Hafi. Er ist des Sultans Schatzmeister geworden. Dieser bittet Nathan ihm bei seiner Arbeit zu helfen, doch er will nicht. Al-Hafi geht nach Nathans Entscheidung weg. Daja kommt wieder zum Nathan. Sie ist aufgeregt, weil sie den Tempelherrn, Rechas Retter, wieder gesehen hat. Sie bricht zu ihm auf und Nathan will bald folgen. Rechas Retter redet mit einem Klosterbruder. Dieser hat einen Auftrag vom Patriarchen für ihn. Er soll einen Brief von ihm an König Philipp. Weiters will er wissen, weshalb ihn Saladin begnadigt hat, doch das weiß er selber nicht. Als der Klosterbruder weggeht, kommt Daja. Doch der Tempelherr fühlt sich von ihr belästigt und will in Ruhe gelassen werden. Er sagt auch, dass er selber nicht weiß, aus welchem Grund er Recha gerettet hat. Er bereut es zwar nicht, aber der Grund ist ihm ein Rätsel. Dann geht auch er weg.

2. Aufzug

Saladin spielt mit seiner Schwester Sittah Schach. Sie ärgert sich, weil er sie immer gewinnen lässt. Die beiden reden auch über das Christentum und darüber, dass ihr Vater große Sorgen hat. Al-Hafi kommt und erzählt dem Sultan in welch schlechten Lage sich sein Geld befinde. Saladin trägt ihm auf, er solle sich Geld ausborgen und zu Nathan gehen. Doch dann redet Hafi schlecht über Nathan. Er erzählt wie gierig er sei und dass er nie jemandem Geld borgt. Sittah will sich sein Geld mit Gewalt holen. Dajas Versuch den Tempelherrn zu Nathan einzuladen scheitert. Obwohl er ihn nicht verärgern will, riskiert er einen zweiten Versuch und redet selber mit ihm. Er hat Glück und er freundet sich mit ihm an.

Bald kommt Daja wieder zu Nathan und sagt ihm, dass der Sultan ihn einladen will. Dieser und Dajas Retter reden über seine Begnadigung. Dann sagt er Daja, dass der Tempelherr bald zu ihm kommen wird. Gerade als Nathan zum Sultan gehen will trifft er Al-Hafi. Dieser erzählt ihm, dass Saladin sich Geld von ihm ausborgen will und dass er auf alles vorbereitet sein soll, da der Sultan link ist.

3. Aufzug

Daja äußert den Wunsch Recha nach Europa, als Christin mitzunehmen. Doch für Recha ist ihr Zuhause bei Nathan und auch in religiösen Angelegenheiten ist sie wie eine Jüdin aufgewachsen. Als der Tempelherr zu Nathan nach Hause kommt verliebt er sich in Recha. Er kann ihr nicht einmal in die Augen schauen. Sie redet mit Daja über den Tempelherrn und als er geht, kann sie wieder klar denken. Nathan nimmt die Einladung des Sultan an und geht zu ihm. Diesem ist es unangenehm ihn zu fragen, ob er sich Geld ausborgen könne, aber Sittah drängt ihn. Saladin stellt ihm viele Fangfragen, doch Nathan weicht ihnen gekonnt aus. Zum Schluss wird er gefragt, welche Religion die beste sei. Er erkennt die Falle und antwortet in einem Gleichnis. Er erzählt über einen Vater der drei Söhne hatte und alle gleich mochte. Als er aber im Sterben lag, stritten sie sich, wer des Vaters Ring erben sollte. Also ließ er 2 Ringe nachmachen, die genauso aussahen wie der eine echte. Mit dem Gleichnis meint er, dass jeder für sich entscheiden muss, welche Religion die richtige ist.

Wenig später rechtfertigt der Tempelherr in einem Selbstgespräch seine Gefühle für Recha. Trotz ihrer Glaubensrichtung will er sie heiraten, doch Nathan will das nicht, weil er glaubt, dass die beiden verwandt sind. Kurze Zeit später erzählt Daja dem Tempelherrn, dass Recha eine Christin ist und dass Nathan nicht ihr Vater ist. Er wird zornig, aber Daja möchte, dass er Recha nimmt, da sie hofft, dass die zwei sie nach Europa mitnehmen.

4. Aufzug

Da der Tempelherr nicht weiß was er machen soll, fragt er den Klosterbruder um Rat was er tun soll. Der enttäuschte Klosterbruder meint, er soll zum Patriarchen gehen. Dort erzählt er ihm alles und der Patriarch meint, der Jude muss bestraft werden. Doch der Tempelherr verrät ihm nicht Nathans Namen. Dann erhält Saladin das Geld. Er redet mit Sittah darüber, wie ähnlich der Tempelherr seinem Bruder ähnlich sieht. Darauf spricht Nathan mit Daja über Reche und über Heiratspläne. Als Daja Nathan bittet Recha den Tempelherrn heiraten zu lassen, braucht er etwas Zeit zum Nachdenken. Nathans Verdacht, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind, wird durch das Tagebuch ihres leiblichen Vaters gestärkt. Daja klärt Recha endlich über ihre Herkunft auf.

5. Aufzug

Saladin erhält die Botschaft, dass sie Karawane aus Ägypten endlich angekommen ist und schickt diese gleich zu seinem Vater, da dieser das Geld dringend nötig hat. Der Tempelherr wirft sich vor Nathan verraten zu haben, da er mit dem Patriarchen geredet hat. Nachdem das Nathan erfährt, entschließt er sich das Tagebuch dem Sultan zu geben. Der Tempelherr gibt vor Nathan zu, ihn verraten zu haben, möchte aber noch immer Recha heiraten. Zum Schluss stellt es sich heraus, dass Recha und der Tempelherr Geschwister und somit beide Kinder des Bruders des Sultans sind.

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