Wahre Freiheit von Kathinka Zitz-Halein

1	Herr des Himmels, Herr der Stärke,
2	Herr des Lichts, gib deinen Segen
3	Zu dem großen Freiheitswerke,
4	Förd're es auf allen Wegen.
5	Aber nicht die rohe, wilde
6	Freiheit schenke deiner Welt,
7	Nein, ein edleres Gebilde,
8	Sei dem Volke zugesellt.
9	Send' uns jene Himmelstochter,
10	Jene Götting hehr und licht,
11	Die die Fesseln unterjochter
12	Völker nur zum Heil zerbricht;
13	Die sie Achtung den Gesetzen
14	Zollen lehrt - in Ehre fest,
15	Die das Recht sie nicht verletzen,
16	Treu und Glauben halten läßt.
17	Die die Finsterniß aufklärend,
18	Strahlend dringet durch die Nacht,
19	Die die Sittlichkeit verehrend,
20	Für das Glück der Menschheit wacht.
21	Die auf die Vernunft gegründet,
22	Stets das Gute emsig sucht,
23	Und nicht von Begier entzündet,
24	Jedem der da reich ist, flucht.
25	Gib uns Führer, welche schwärmen
26	Für des Lebens höchstes Gut,
27	Welche ohne blindes Lärmen,
28	Glühen in Begeisterungsglut.
29	Solche die bramabasiren,
30	Leere Schalen ohne Kern,
31	Die mit Freiheit kokettiren,
32	Solche halte von uns fern.
33	Hüt' uns Herr, vor jenen Fanten,
34	Deren Thun im Sand zerrinnt,
35	Die der Freiheit Comödianten,
36	Statt der Freiheit Priester sind.
37	Die auf Augenblicke lauschen,
38	Drin die Hand das Herz erdolcht,
39	Und im Weihrauch sich berauschen,
40	Drauf Entnüchterung erfolgt.
41	Gib uns Männer, die voll Adel
42	Der Gesinnung, fort und fort,
43	Sonder Furcht und sonder Tadel,
44	Mit dem Schwerte, mit dem Wort,
45	Kühn die Mißbräuche bekämpfen,
46	Mit der Wahrheit heil'ger Kraft
47	Aber auch die Flammen dämpfen,
48	Wild empörter Leidenschaft.
49	Unter ihrer Führung kriegen
50	Wollen wir, so oft es Noth.
51	Laß uns jeden Feind besiegen,
52	In der Freiheit Morgenroth.
53	Schütz' die schwarz-roth-goldnen Farben,
54	Der Verbrüdrung Unterpfand,
55	In der Sonne Feuergarben,
56	Leuchten sie durch's ganze Land.
57	Laß uns nimmer übermüthig
58	In der Siegesglorie steh'n,
59	Und es sollen uns selbst gütig
60	Überwund'ne Feinde seh'n.
61	Laß uns der gestürzten Größe
62	Und dem Unglück Achtung weih'n
63	Edler Sinn gibt keine Blöße,
64	Macht sich nicht durch Spott gemein.

Details zum Gedicht „Wahre Freiheit“

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wahre Freiheit“ der Autorin Kathinka Zitz-Halein. 1801 wurde Zitz-Halein in Mainz geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1817 bis 1877 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 301 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 64 Versen. Kathinka Zitz-Halein ist auch die Autorin für das Gedicht „Wenn ich ein König wäre“, „Parteigeist“ und „Die schwarze Brüderschaft“. Zur Autorin des Gedichtes „Wahre Freiheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 27 Gedichte vor.

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Zum Autor Kathinka Zitz-Halein sind auf abi-pur.de 27 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.