Wie auf Erden, so im Himmel von Kathinka Zitz-Halein

Am Himmel war's nicht mehr geheuer,
Es ging dort bunt zu, wie auf Erden,
Es zeigten sich alldort Cometen
Mit langen Demokratenbärten.
 
Sogleich versuchten es die Wolken,
Die rothe Fahne aufzuhissen;
Von den Plejaden ward das Pflaster
In der Milchstraße aufgerissen.
 
Das ganze Firmament ist drüber
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In große Aufregung gerathen,
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Man baute gleich von allen Seiten
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Gewaltig hohe Barrikaden.
 
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Im Mond auch ist die Ruh gestöret
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Durch Neurungssüchtige geworden,
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Die Mondkälber, die lammesfrommen,
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Empörten sich zu Hauf alldorten.
 
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Belagerungszustand ward im Reiche
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Des Mondes als'bald proklamiret,
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Das von den himmlischen Heerscharen
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Auf allen Seiten ward cerniret.
 
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Darum ist auch eine totale
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Mondsfinsterniß gleich eingetreten,
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's Martialgesetz ward laut verlesen,
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Zur Nachachtung für einen Jeden.
 
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Warum die Unruh' ausgebrochen,
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Das will ich euch, ihr Leute, sagen;
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Ein demokratisch Mondkalb hatte
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In der Versammlung angetragen,
 
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»Daß sich der Mond doch nicht mehr ferner
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»Her zum Trabant der Erde gebe,
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»Weil dies der Würd' des Himmelskörpers,
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»Des souveränen, widerstrebe.
 
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»Weil es gehöre zu den alten
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»Vormärzlichen Einrichtungen
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»Die tief im Feudalschlamme wurzelnd,
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»Bedürften neuer Sichtungen.
 
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Auf diese Rede gab's Spektakel,
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Vernichten wollt man die Gewalten.
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Da kam die Herrscherin Frau Sonne,
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Und sprach: O Plebs, es bleibt beim Alten.
 
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»Der Mond, die Sterne und ich selber,
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»Wir folgen den gewohnten Bahnen,
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»Und die verführten Freiheitskälber,
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»Sie ducken sich vor unsern Fahnen.
 
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»Wer's aber wagt, sich den Befehlen,
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»Die ich jetzt geb', zu widersetzen,
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»Der büß es schwer, den will ich Wrangeln
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»Und Jellatschitzen, Windischgrätzen.«
 
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Und Alles zittert, als die Sonne,
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Die strenge Drohung ausgesprochen.
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Und die erschrocknen Himmelskörper
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Sind allesammt zu Kreuz gekrochen.
 
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So werdens auch die Fürsten machen,
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Ihr Arm wird in die Massen dringen
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Und wird, eh' ihr es selber denket
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Zurück in's alte Joch euch bringen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28 KB)

Details zum Gedicht „Wie auf Erden, so im Himmel“

Anzahl Strophen
14
Anzahl Verse
56
Anzahl Wörter
286
Entstehungsjahr
1801 - 1877
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Kathinka Zitz-Halein ist die Autorin des Gedichtes „Wie auf Erden, so im Himmel“. Die Autorin Kathinka Zitz-Halein wurde 1801 in Mainz geboren. In der Zeit von 1817 bis 1877 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 286 Wörter. Es baut sich aus 14 Strophen auf und besteht aus 56 Versen. Weitere Werke der Dichterin Kathinka Zitz-Halein sind „Die schwarze Brüderschaft“, „Der Alpdruck“ und „An eine Biene, die mich stechen wollte“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Wie auf Erden, so im Himmel“ weitere 27 Gedichte vor.

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