Der arme Kranke und der Tod von Friedrich von Hagedorn

1	Ein Greis, den Alter, Frost und Gram,
2	Und Gicht und Krampf und Hunger krümmten,
3	Dem oft sein bittres Weh die Lust zum Leben nahm,
4	Das Zeit und Schicksal ihm bestimmten,
5	Rief voller Ungeduld und Noth:
6	Ach! komm' doch bald, gewünschter Tod!
7	Der Tod erschien, die Qual zu heben;
8	Da fleht' er, aus verzagtem Sinn:
9	Freund, geht zu meinem Nachbar hin
10	Und laßt mich armen Alten leben.
11	So weibisch ist der meisten Herz;
12	Auch brechend wünscht es kaum zu sterben.
13	Verfolgung, Drangsal, Schimpf, Noth, Armuth, Krankheit, Schmerz,
14	Nichts wird dem Tode Gunst erwerben.
15	Ihn hält ein zärtlicher Mäcen
16	Auch auf der Folter nicht so schön;
17	Vielleicht starb Cato nicht gelassen.
18	Oft scheuet der, den Krebs und Aussatz frißt,
19	Der sein und andrer Scheusal ist,
20	Mehr als dies alles, sein Erblassen.

Details zum Gedicht „Der arme Kranke und der Tod“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der arme Kranke und der Tod“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich von Hagedorn. Im Jahr 1708 wurde Hagedorn in Hamburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1724 bis 1754 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Der Schriftsteller Hagedorn ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 129 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Friedrich von Hagedorn sind „Die Alster“, „Leichen-Carmen“ und „An den Schlaf“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der arme Kranke und der Tod“ weitere 252 Gedichte vor.

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