Der ruhmredige Hase von Friedrich von Hagedorn
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Ein Rammler, den zu früh der Dünkel aufgeblasen, |
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Hielt sich für einen hohen Geist. |
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Warum? Das Närrchen war gereist, |
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Und konnte freilich mehr als grasen. |
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Ihm sollte kaum ein Fuchs an Einsicht ähnlich sein, |
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Und darum will er sich auch nur dem Hofe weihn. |
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Er wartet bald mit zierlichen Manieren |
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Dem Löwen auf, macht Männchen, hüpft und spricht: |
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Unüberwindlicher, von ungezählten Thieren, |
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Die Sie so königlich regieren, |
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Kennt keines, so wie ich, der Unterthanen Pflicht, |
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Und der Monarchen Recht. In manchem fernen Lande |
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Verband ich Artigkeit mit gründlichem Verstande. |
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Sie werden es schon sehn, weil Eurer Majestät |
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Erhabner Weisheit nichts entgeht, |
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Wenn andre Staaten nicht mich diesem Hofe gönnen, |
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Ach! so beklag' ich sie. Verdien' ich ihren Neid, |
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So soll, Großmächtigster, doch meine Fähigkeit |
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Nur Dero Winke sich stets unterthänig nennen. |
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Ich bin zu jedem Dienst bereit, |
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Und werd' auch jedes Amt mit Ruhm bekleiden können. |
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Der Löwe sprach: Der Herr ist klug, |
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Und zum Versuche gut genug. |
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Wir machen ihn zum Rath. Uns soll er stets begleiten |
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Mit allen seinen Fähigkeiten. |
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Wir ziehen morgen aus, den Tieger zu bestreiten. |
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Wie? sagt der junge Herr. Den Tieger? den Barbar? |
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Den Fresser? Ach! das bringt Gefahr. |
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Mich däucht, man sollt' ihn noch sondiren. |
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Ist er uns wirklich feind? Befindet das sich wahr: |
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So sende man, statt ihn zu attaquiren, |
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Die Affen ab, ihn zu civilisiren. |
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Glückt dieses nicht, und will er Kriege führen, |
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So macht sich meine Kunst alsdann recht offenbar: |
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So will ich schon capituliren. |
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Der Löwe brüllt erzürnt: Ein solcher Rath entehrt |
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Mich und mein Heldenreich, und ist bestrafenswerth. |
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Der Hase legt es nun aufs Flehen. |
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Ich, ächzt er, kann zwar fechten sehen, |
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Und lob' auch jede Heldenthat; |
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Allein, die Wahrheit zu gestehen, |
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So dien' ich nur zum Friedensrath. |
Details zum Gedicht „Der ruhmredige Hase“
Friedrich von Hagedorn
1
42
290
1708 - 1754
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der ruhmredige Hase“ des Autors Friedrich von Hagedorn. Geboren wurde Hagedorn im Jahr 1708 in Hamburg. Im Zeitraum zwischen 1724 und 1754 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Aufklärung zu. Der Schriftsteller Hagedorn ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 290 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 42 Versen. Die Gedichte „Der Morgen“, „Dauer der Scribenten“ und „Die Schule“ sind weitere Werke des Autors Friedrich von Hagedorn. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der ruhmredige Hase“ weitere 252 Gedichte vor.
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- Zorn eines Verliebten
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- Dauer der Scribenten
Zum Autor Friedrich von Hagedorn sind auf abi-pur.de 252 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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