Die Wunder der Liebe von Friedrich von Hagedorn

Der Liebe Macht ist allgemein,
Ihr dient ein jeder Stand auf Erden.
Es kann durch sie ein König klein,
Ein Schäfer groß und edel werden.
Tyrannen raubt sie Stolz und Wuth,
Den Helden Lust und Kraft zum Streiten;
Der Feigheit gibt sie starken Muth,
Der Falschheit wahre Zärtlichkeiten.
 
Der Einfalt schenkt sie den Verstand,
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Den sie der Klugheit oft entwendet.
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Ein Grillenfänger wird galant,
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Wenn sie an ihm den Sieg vollendet.
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Des strengen Alters Eigensinn
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Verwandelt sie in Scherz und Lachen,
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Und diese holde Lehrerin
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Kann auch die Jugend altklug machen.
 
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Ein Spanier vergißt den Rang,
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Unedlen Schönen liebzukosen:
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Ein junger Franzmann den Gesang,
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Den Wahn, das Selbstlob der Franzosen.
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Wenn jenen Reiz und Schönheit körnt,
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Entsaget er dem Hochmuthstriebe:
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Und dieser seufzet und erlernt,
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Die Freiheit prahle, nicht die Liebe.
 
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Sie gibt der deutschen Männlichkeit
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Die sanfte Schmeichelei beim Küssen,
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Den Heiligen die Lüsternheit,
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Und auch den Juden ein Gewissen.
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Sie fand, so oft sie sich nur wies,
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Verehrer in den besten Kennern.
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Nur sie entwarf ein Paradies
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Den ihr geweihten Muselmännern.
 
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Ja! deine siegende Gewalt,
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O Liebe! wird umsonst bestritten.
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Dir unterwirft sich Jung und Alt
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An Höfen und in Schäferhütten.
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Doch meine Schöne hofft allein
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Den Reizungen zu widerstehen.
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O laß sie mir nur günstig sein!
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Wie wirst du dich gerächet sehen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Wunder der Liebe“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
215
Entstehungsjahr
1708 - 1754
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Wunder der Liebe“ des Autors Friedrich von Hagedorn. Im Jahr 1708 wurde Hagedorn in Hamburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1724 bis 1754 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei dem Schriftsteller Hagedorn handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 215 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich von Hagedorn sind „Dauer der Scribenten“, „Die Schule“ und „Das Heidelberger Faß“. Zum Autor des Gedichtes „Die Wunder der Liebe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 252 Gedichte veröffentlicht.

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