Die Verleumdung von Friedrich von Hagedorn
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Stolzer Schönen Grausamkeiten |
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Sind noch immer ungemein. |
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Auch die Spröden unsrer Zeiten |
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Können ewig spröde sein. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Unempfindlichkeit und Tugend |
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Sind der Doris Eigenthum; |
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Beide schmücken ihre Jugend |
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Und die Jugend ihren Ruhm. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Dieser Vorzug lautrer Ehre, |
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Diese Strenge, diese Zucht |
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Stammen aus der Mutter Lehre, |
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Sind nur ihres Beispiels Frucht. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Redet nicht von Scherz und Küssen, |
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Wo ihr Martha kommen seht: |
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Ihr empfindliches Gewissen |
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Hasset, was so weltlich steht. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Liebe kann zwar Huld erwerben; |
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Aber bei Mirenen nicht: |
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Weil sie nimmer ohn' Entfärben |
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Von verliebten Dingen spricht. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Sylvia wird hoch gepriesen: |
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Denn sie hat in kurzer Zeit |
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Zehn Verehrer abgewiesen, |
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Und den eilften hart bedräut. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Edle Freiheit, mein Vergnügen! |
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Singet Chloris tausendmal; |
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Und es ist, sie zu besiegen, |
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Schwerer als die Kaiserwahl. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Tiefgesuchte Weisheitschlüsse |
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Sind Elmirens Zeitvertreib. |
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Der Begriff gemeiner Küsse |
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Reizen kein gelehrtes Weib. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Iris tändelt, scherzt und singet, |
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Höhnt und lacht der Leidenschaft. |
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Was auch sonst ein Herz bezwinget, |
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Hat an ihrem keine Kraft. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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Flavia will nichts gestatten, |
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Was den Schein des Paarens hat; |
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Und sie zürnt auf ihren Schatten, |
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Weil er ihr zu sehr sich naht. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
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O die Welt kömmt auf die Neige! |
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Auch der Unschuld schont man nicht: |
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Weil der Unschuld oft ein Zeuge |
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Ihrer Lauterkeit gebricht. |
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Dennoch sagt und glaubet man, |
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Daß man sie erbitten kann. |
Details zum Gedicht „Die Verleumdung“
Friedrich von Hagedorn
11
66
311
1708 - 1754
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Friedrich von Hagedorn ist der Autor des Gedichtes „Die Verleumdung“. Hagedorn wurde im Jahr 1708 in Hamburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1724 und 1754 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Hagedorn ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 311 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 66 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich von Hagedorn sind „Leichen-Carmen“, „An den Schlaf“ und „Die Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Die Verleumdung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 252 Gedichte vor.
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Zum Autor Friedrich von Hagedorn sind auf abi-pur.de 252 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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