Die welke Rose von Wilhelm Jordan
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Am Gitter des Parkes mündet |
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Ein heimlicher Waldessteig; |
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Da steht ein junger Geselle, |
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Am Hut einen Eichenzweig. |
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Die Stäbe von Eisen umrahmen |
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Ein Köpfchen mit goldigem Haar; |
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Nicht röter glüht als die Wangen |
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Am Busen das Rosenpaar. |
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Er teilt den Zweig, sie die Rosen, |
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Dann tauschen sie hin ind her. |
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Die Stäbe sind weit - sie teilen |
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Und tauschen wohl noch mehr. |
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Du schönster Junimorgen, |
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Was blieb mir übrig von dir? |
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Ich hab' eine welke Rose |
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Zwischen vergilbtem Papier. |
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Mit dem Rosenstengel verbunden |
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Ist Reisig ohne Laub; |
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Denn die harten Eichenblätter |
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Zerfielen in grünlichen Staub. |
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Doch der Faden, der beide verbindet, |
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Ein langes, blondes Haar, |
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Er glänzt noch heute, wie damals |
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Die goldne Fülle - war. |
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Du schönster Junimorgen, |
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Du goldene Rosenzeit |
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Voll Jugend, Glück und Liebe, |
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Wie bist du so weit, so weit! |
Details zum Gedicht „Die welke Rose“
Wilhelm Jordan
7
28
134
1819 - 1904
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht trägt den Titel „Die welke Rose“ und wurde von Wilhelm Jordan geschrieben, der im 19. und frühem 20. Jahrhundert lebte. Dies schlägt sich auch in der eher traditionellen Form und Sprache des Gedichts nieder.
Auf den ersten Blick erzählt das Gedicht eine einfache Geschichte: Ein junger Mann und eine junge Frau treffen sich an einem Gitter zwischen einem Park und einem Wald und tauschen ein Eichenblatt und eine Rose aus. Jahre später erinnert das lyrische Ich, wohl der junge Mann von damals, sich an diese Begegnung und findet das nun verwelkte Andenken.
Tiefer betrachtet geht das Gedicht jedoch über eine einfache Begegnung hinaus. Es handelt vom Vergehen der Zeit, von der Vergänglichkeit der Jugend und von der Sehnsucht nach vergangenen Tagen. Die verwelkte Rose, das vergilbte Papier und der Staub, zu dem die Eichenblätter zerfallen sind, symbolisieren all dies. Lediglich das blonde Haar, welches die beiden Andenken zusammenhält, ist unverändert geblieben und erinnert an die goldene Zeit der Jugend und Liebe.
Die Form des Gedichts ist rhythmisch und melodisch mit vierzeiligen Strophen und einem gleichbleibenden Versmaß. Dadurch wirkt das Gedicht trotz des melancholischen Inhalts ruhig und fließend, fast wie ein Lied. Die Sprache ist bildhaft und verständlich, aber dennoch gehoben - ein typisches Merkmal für die Zeit, in der der Autor lebte.
Die häufige Wiederholung des Wortes „gold“ in Bezug auf Haar und Vergangenheit unterstützt den Eindruck einer besonders wertvollen und glücklichen Zeit, die das lyrische Ich vermisst. Mit der immer wiederkehrenden Zeile „Du schönster Junimorgen“ wird zudem die emotionale Bedeutung dieser einen Begegnung für das lyrische Ich betont.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Die welke Rose“ ein melancholisches, aber auch tröstliches Gedicht ist. Es macht sich das Unvermeidliche der Vergänglichkeit bewusst, aber zeigt auch, dass Erinnerungen und Zeichen der Vergangenheit - wie das goldene Haar - einer verlorenen Zeit Beständigkeit verleihen können.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die welke Rose“ ist Wilhelm Jordan. Im Jahr 1819 wurde Jordan in Insterburg in Ostpreußen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1904. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 134 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Wilhelm Jordan ist auch der Autor für Gedichte wie „Sei mitleidsvoll“ und „Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Die welke Rose“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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