Denkst du daran von Otto Erich Hartleben

Denkst du daran, wie du zum erstenmal
Aus deiner Heimatberge düsterm Forst
Aus dunklem Tannengrün des hohen Harzes
Als Knabe niederschautest in die Ebne?
Die Welt ist bunt! so riefst du jauchzend aus.
Da dehnten sich die farbigen Felderstreifen
Vor dir hinab wie Blätter eines Fächers,
Entfaltet an den runden, sanften Hügeln
Und also farbig rings die weite Welt!
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Und reichlicher und dreimal leuchtender
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Als drinnen in den schwarzen Tannenwäldern
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Schien drüberhin das Sonnengold zu gluten ...
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Die Welt ist bunt! - O wär' sie bunt geblieben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Denkst du daran“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1864 - 1905
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Zunächst handelt es sich bei diesem Gedicht um ein Werk des deutschen Dichters Otto Erich Hartleben, der von 1864 bis 1905 lebte. Dies zeitliche Einordnung lässt auf eine Zugehörigkeit zur Epoche des Naturalismus schließen, einer Literaturbewegung, die sich durch einen realistischen und oft auch sozialkritischen Blick auf die Welt auszeichnet.

Bereits beim ersten Lesen fällt die starke Kontrastwirkung auf, die das lyrische Ich durch die Gegensätze von Höhe und Tiefe, Dunkelheit und Farbe, Enge und Weite erzeugt. Der Verlust der anfänglichen Farbenfreude und Lebendigkeit, die in den ersten Strophen beschrieben wird, hinterlässt einen melancholischen Eindruck.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Erinnerung des lyrischen Ichs an seine Kindheit und seine erste Wahrnehmung der farbigen Welt außerhalb des dunklen Forsts seines Heimatberges. Das lyrische Ich scheint diese erste Begegnung mit der bunten Welt als Ausbruch aus der Einengung und Dunkelheit seiner bisherigen Lebenswelt empfunden zu haben. Troz aller Schönheit und Fülle, die es in der bunten Welt entdecken konnte, scheint es das lyrische Ich jedoch zu bedauern, dass diese Welt nicht bunt geblieben ist. Dies lässt auf eine möglicherweise enttäuschende Lebenserfahrung schließen.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und schnörkellos, die Schilderung der Natur detailliert und bildhaft. Die im Gedicht vorherrschende Jambus-Form erzeugt einen gleichmäßigen, ruhigen Rhythmus. Zudem werden viele Adjektive verwendet, vor allem zur Beschreibung der Natur, wodurch die Emotionen des lyrischen Ichs verdeutlicht werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Otto Erich Hartleben in seinem Gedicht „Denkst Du daran“ die kindliche Wahrnehmung der Welt und den späteren Verlust dieser Unschuld und Freude thematisiert. Die Melancholie des lyrischen Ichs und die detaillierte naturbeschreibung machen das Gedicht zu einem eindrücklichen Zeugnis für die Vergänglichkeit der Kindheit und die Unausweichlichkeit des Erwachsenwerdens.

Weitere Informationen

Otto Erich Hartleben ist der Autor des Gedichtes „Denkst du daran“. Geboren wurde Hartleben im Jahr 1864 in Clausthal (Clausthal-Zellerfeld). Zwischen den Jahren 1880 und 1905 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 86 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Otto Erich Hartleben sind „Der Abenteurer“, „Im Lande der Torheit“ und „Gesang des Lebens“. Zum Autor des Gedichtes „Denkst du daran“ haben wir auf abi-pur.de weitere 22 Gedichte veröffentlicht.

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