Goethe, Johann Wolfgang von - Die Nacht (Gedichtinterpretation)

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Johann Wolfgang von Goethe, Analyse, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - Die Nacht (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtanalyse: „Die Nacht“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Die Nacht
von Johann Wolfgang von Goethe

Gern verlaß ich diese Hütte,
meiner Liebsten Aufenthalt,
wandle mit verhülltem Tritte
durch den ausgestorbnen Wald.
 
Luna bricht die Nacht der Eichen,
Zephyrs melden ihren Lauf,
und die Birken streun mit Neigen
ihr den süßten Weihrauch auf.
 
Schauer, der das Herze fühlen,
10 
der die Seele schmelzen macht,
11 
flüstert durchs Gebüsch im Kühlen.
12 
Welche schöne, süße Nacht ...

(„Die Nacht“ von Johann Wolfgang von Goethe ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.8 KB) zur Unterstützung an.)

Das Liebesgedicht „Die Nacht“ von Johann Wolfgang von Goethe, veröffentlicht im Jahr 1768, thematisiert das Naturerleben in einer Frühlingsnacht, die von junger Liebe zwischen einem Mädchen und dem lyrischen Ich geprägt ist. Das Gedicht drückt den Wunsch nach unbegrenzter Nähe aus. Aufgrund des Entstehungsjahres kann man schließen, dass es ein Gedicht der Epoche des Sturm und Drang ist.

Das Gedicht beginnt mit einem sanften Abschied: Ein Mann verlässt den Ort, an dem er sein Mädchen getroffen hat, und geht durch den menschenleeren Wald. Es ist Nacht, der Mond scheint durch die dunklen Bäume, und die Frühlingswinde schaffen eine beinahe wunderbare Atmosphäre. Das lyrische Ich empfindet die Berührung durch die Natur intensiv und genießt die Nacht. Dennoch drückt es am Ende seine Bereitschaft aus, auf solche schönen nächtlichen Naturerlebnisse gerne zu verzichten, wenn es nur einmal die Nacht mit seinem Mädchen verbringen könnte.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit jeweils acht Versen und weist einen regelmäßigen, wenn auch teilweise unreinen Kreuzreim auf. Dies verleiht dem formalen Aufbau eine harmonische und geordnete Struktur. Das Metrum in der ersten Strophe ist ein vierhebiger Trochäus, ebenso wie in der zweiten Strophe, bis auf Vers 13, in dem das lyrische Ich seine Gefühle ausdrückt. Die ersten beiden Verse beschreiben den „schönen Aufenthalt“ des lyrischen Ichs in der „Hütte“, gefolgt von weiteren Versen, die die Situation beschreiben (V. 3-4). Vers vier bis acht beschreiben die Natur, die das lyrische Ich bei seinem Spaziergang durch den Wald wahrnimmt. In der zweiten Strophe schildert das lyrische Ich die Wirkung der Natur auf sich (V. 9-13), und in den letzten drei Versen offenbart es sich selbst. Das lyrische Ich tritt zu Beginn und am Ende des Gedichts mit Ich-Aussagen auf, in denen die Pronomen „ich“, „meiner“ und „mir“ verwendet werden.

Goethes Gedicht lässt sich der Epoche des Sturm und Drang zuordnen, da diese Epoche die Gefühle des Menschen in den Fokus stellte. Dies zeigt sich deutlich in dem Gedicht „Die Nacht“, in dem Goethe seine Liebe zu einem Mädchen offenbart. Dies wird zum Beispiel in den Versen 9-10 („Schauer, der das Herze fühlen, Der die Seele schmelzen macht“), 15-16 und 1-2 deutlich. Dieser Ausdruck von Gefühlen wird mit der Naturerfahrung des lyrischen Ichs in Verbindung gebracht, wie in den Versen 12 („Welche schöne süße Nacht“) und 7-8 („Und die Birken streun mit Neigen ihr den süßten Weihrauch auf“) sowie in den Versen 4, 5, 6 und 11.

Das lyrische Ich fühlt sich in die Natur einbezogen, die ihm als etwas Göttliches erscheint. Dies zeigt sich besonders in den vielen Personifikationen, die im Gedicht verwendet werden, wie in den Versen 4 („ausgestorbnen Wald“), 5 („Luna bricht die Nacht der Eichen“), 6 („Zephis melden ihren Lauf“) und 7. Das Gedicht enthält auch weitere Stilmittel wie die Metapher in Vers 8, die gleichzeitig eine Hyperbel ist und eine gesteigerte und äußerst angenehme Darstellung einer fast schon feierlichen oder religiösen Atmosphäre darstellt. Das lyrische Ich fühlt sich beinahe „auf Augenhöhe“ mit der Natur in den Versen 9ff., „der das Herze fühlen, Der die Seele schmelzen macht“. Der Ausruf in Vers 12, „Welche schöne, süße Nacht!“, betont die Emotionalität dieser Nacht. Das Gedicht enthält auch Ellipsen (vgl. V. 12), die die Gefühle des lyrischen Ichs unterstreichen. Die Klimax in Vers 13 verstärkt das schöne Naturempfinden und die Gefühle für das Mädchen. Die Klimax „Wollt' ich, Himmel, dir“ (V. 14) betont die Wichtigkeit des Mädchens für das lyrische Ich und stellt es auf eine höhere Ebene, fast wie etwas Göttliches. Die Intensität des Verlangens wird durch die Hyperbel in Vers 15 bis 16 ausgedrückt. Die positiven Konnotationen in Form von Wörtern wie „süßten“ (V. 8), „Herze“ (V. 9), „schöne, süße“ (V. 12) und „Himmel“ (V. 14) tragen zur ausdrucksbetonten Sprache des Gedichts bei.

„Die Nacht“ von Johann Wolfgang Goethe ermöglicht es dem Leser, die Gefühle des lyrischen Ichs nachzuvollziehen, indem es diese mit der Natur verknüpft, die für jeden leicht vorstellbar ist. Die prägnante Darstellung am Ende des Gedichts ermöglicht es dem Leser, sich das Geschehen bildlich vorzustellen und verstärkt die Intensität der Gefühle.

Das Gedicht passt gut in die Epoche des Sturm und Drang, da es die Gefühle des Menschen betont und Herz, Liebe und Natur in den Mittelpunkt stellt. Es stellt ein subjektives Erleben dar und verwendet eine ausdrucksbetonte Sprache, um die Emotionalität zu unterstreichen.

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