Die Nacht von Johann Wolfgang von Goethe

Gern verlaß ich diese Hütte,
meiner Liebsten Aufenthalt,
wandle mit verhülltem Tritte
durch den ausgestorbnen Wald.
 
Luna bricht die Nacht der Eichen,
Zephyrs melden ihren Lauf,
und die Birken streun mit Neigen
ihr den süßten Weihrauch auf.
 
Schauer, der das Herze fühlen,
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der die Seele schmelzen macht,
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flüstert durchs Gebüsch im Kühlen.
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Welche schöne, süße Nacht ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Nacht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

In Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Die Nacht“ porträtiert das lyrische Ich seine Gefühle während eines nächtlichen Spaziergangs durch den Wald. Das lyrische Ich verlässt den Aufenthalt seiner Liebsten und erkundet dabei einen menschenleeren Wald. Es erlebt wie die Mondsichel den Eichenwald erhellt und wie der Zephyr seinen Lauf meldet. Dann schickt der Wald den süßen Weihrauch aus den Birken aus. Dieser Weihrauch ist begleitet von einem kühlen Schauer, der dem lyrischen Ich in das Herz und die Seele schmelzen lässt. In seinem letzten Vers drückt das lyrische Ich seine Bewunderung über die wunderschöne und süße Nacht aus.

Goethe veranschaulicht, wie die Natur das lyrische Ich in der Nacht tröstet und mit süßen Emotionen erfüllt, die über die bloße Freude hinausgehen. Durch den Vergleich der Nacht, die der lyrische Sprecher mit „Schmacht“ erlebt, wird die Schönheit der Nacht hervorgehoben. Außerdem wird das Gefühl des Verlassenseins des lyrischen Ichs durch die Erwähnung des Aufenthalts seiner Liebsten betont.

Insgesamt vermittelt Goethes Gedicht „Die Nacht“ eine Atmosphäre der Einsamkeit und Tiefe, die den Leser in ein Gefühl der Ruhe und Befriedigung versetzt. Das lyrische Ich erlebt die Nacht als eine friedvolle Erfahrung, da es die Anwesenheit von jemandem nicht als notwendig erachtet, um die Schönheit des nächtlichen Waldes zu erleben.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Nacht“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Im Zeitraum zwischen 1765 und 1832 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um junge Autoren. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Goethes Italienreise im Jahr 1786 markiert den Anfang der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Epoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Zu den essenziellen Motiven der Weimarer Klassik gehören unter anderem Menschlichkeit und Toleranz. In der Lyrik haben die Autoren auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Darüber hinaus verwendeten die Autoren eine pathetische, gehobene Sprache. Die berühmtesten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.

Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 56 Worte. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Selbstherscher“, „An die Entfernte“ und „An die Günstigen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Nacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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