National Missile Defense (kurz NMD; dt.: nationale Raketenabwehr)

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US-Raketenschild, George W. Bush, Rüstungsprojekt der USA, politischer Hintergrund, Referat, Hausaufgabe, National Missile Defense (kurz NMD; dt.: nationale Raketenabwehr)
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Referat

National Missile Defense (NMD)

Bei der National Missile Defense (NMD) handelt sich, im groben erklärt, um ein geplantes Abwehrsystem der USA, welches sich mit der Verteidigung begrenzter Raketenschläge seitens anderer Länder beschäftigt.

Die Ursprünge des heutigen NMD Programmes stammen aus den frühen achzigern Jahren. Der damalige US Präsident Roland Reagan verkündete die USA künftig unter einen Abwehrschirm gegen ballistische Raketen stellen zu wollen. Im Rahmen der von ihm gestarteten Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) sollten die besten Köpfe des Landes alle nur denkbaren Technologien zur Abwehr von Raketen nutzen. Jedoch wurde schon während der Amtszeit von Roland Reagan und später von Georg Bush klar, dass das SDI Programm weder technisch umsetzbar war noch ein vertretbares Nutzen-Kosten-Verhältnis hatte. Deswegen wurde SDI auch im Jahre 1993 von damaligen neuen Präsidenten Clinton eingestellt. Clinton lies jedoch andere Programme taktischer bzw. regionaler Raketenabwehrsysteme und einer begrenzten nationalen Raketenabwehr weiter verfolgen.

Das SDI Programm foltge auch einer ganz anderen Zielsetzung als NMD. SDI hatte das Ziel strategische Stabilität auf der Basis von gesicherter Verteidigung an Stelle von gesicherter Zerstörung gegenüber der damaligen Sowjetunion herzustellen. Das NMD Programm sieht dagegen, wie schon erwähnt, rein die Abwehr begrenzter Raketenschläge seitens anderer Länder vor.

Das NMD Programm wurde in seiner jetzigen Form im Frühjahr 1999 verabschiedet. Damals stimmte der amerikanische Kongress mit großer Mehrheit den National Missile Defense Act of 1999 zu, der festlegte, dass die USA ein effektives System der nationalen Raketenverteidigung aufstellen wird, sobald dieses technisch möglich und finanziell vertretbar ist. Diese Mehrheit kam erst mit dem Bericht der überparteilichen Rumsfeldt Kommission zustande, die 1998 zu dem Schluss gelangte, dass in absehbarer Zeit auch die USA Gegenstand einer Raketenbedrohung durch Staaten wie Nordkorea oder Iran werden könnten. Davor plante man eigentlich immer nur, dass ein Raketenabwehrprogramm im Bereich der taktischen und regionalen Verteidigung bleiben würde.

Eigentlich sollte im Sommer 2000 eine endgültige Entscheidung von Clinton zum NMD Programm getroffen werden. Diese blieb wegen zeitlicher Verzögerungen im Programm jedoch aus und schiebt sich noch heute hin, wo bereits Clintons Nachfolger Georg W. Bush ins Weiße Haus eingezogen ist. Das geplante System zur nationalen Raketenabwehr (National Missile Defense - NMD) zeichnet sich in seinen wesentlichen Komponenten deutlich ab von seinem Vorgängerprogramm SDI ab. NMD wird oft als kleiner Bruder von SDI bezeichnet was jedoch falsch ist. NMD hat nicht die Aufgabe die strategische Balance zwischen den Supermächten zu ändern, sondern hat reine Abwehrzwecke.

Auch die technische Basis ist im Vergleich zu SDI eine vollkommen andere. SDI wollte eine vielzahl verschiedener Technologien nutzen. Darunter befanden sich auch teils einige sehr exotische Techniken. Als Beispiel wäre da der weltraumgestützte Gammastrahlen-Laser zu nennen, der durch kleine Nuklearexplosionen angetrieben werden sollte. Von den vielfältigen SDI Konzepten findet man jedoch eins heute in NMD wieder: Das Konzept des „Hit and Kill“. Einfach ausgedrückt bedeutet diese Konzept, dass eine anfliegende Rakete oder von der Startrakete abgetrennte Wiedereintrittskörper während des Fluges frontal durch entgegen kommende Flugkörper zu treffen. Nach diesem Verfahren arbeiten bereits einige andere taktische, gefechtsfeldfähige Raketenbabwehrsysteme (Systeme mit eingeschränkter Reichweite) der USA. Die technischen Aufgaben die man für das NMD Programm zu lösen hat, sind jedoch enorm. Man muss es schaffen Raketen großer Reichweite im Weltraum abzufangen. Dort muss ein Flugkörper, der mit 6-8 km/Sekunde anfliegt (so schnell wie eine Pistolenkugel) von einem Flugkörper zielgenau getroffen werden, der ungefähr die gleiche Geschwindigkeit hat.

Als Hauptwaffe für NMD ist die bodengeschützte Anfangrakete GBI (steht für Ground Based Interceptor) vorgesehen. Diese besteht aus einer umgerüsteten, zweistufigen Minuteman-II Rakete und einem exoatmosphärischen Kill-vehicle. In der amerikanischen Alphabetsuppe werden die Kill-vehicle zumeisst als „KV“ abgekürzt wird. Dertartige KVs gibt es bereits in Form von zwei Prototypen. Hierbei handelt es sich um relativ harmlos und etwas plump aussehende Fahrzeuge, welche durch die Trägerrakete ins All gebracht und dort so ausgesetzt werden dass sie gute Chancen haben, einen anfliegenden Wiedereintrittskörper zu treffen.

Die Steuerung dieser Vehikel bei den oben genannten Geschwindigkeiten stellt die eigentliche technische Herausforderungen beim Projekt NMD dar. Die derzeitige Systemarchitektur zielt darauf ab, in einem dreistufigen Prozess das Unmögliche möglich zu machen. Um die KVs auf die richtige Bahn zu bringen und es ihnen zu ermöglichen, zwischen echten Gefechtsköpfen und Attrapen oder Ablenkungskörpern zu unterschieden, ist ein enormer Aufwand an Informationssammlung und Datenwertung sowie an Führungsleistungen notwendig. Hierzu haben die amerikanischen Planer ein komplexes System entwickelt, welches zum Teil auf neuen, zum Teil auf bereits bstehenden Systemen beruht.

Die Planungen des BMDO laufen derzeit darauf hinaus, dieses System in drei Phasen aufzubauen: Während der ersten Phase, die etwa 2006 oder 2007 abgeschlossen sein soll, sollen die verschiedenen Modernisierungen an den bodengestützten Radars und den geostationären Satelliten vorgenommen und etwa 100 GBIs in verbunkerten Stellungen in Alaska aufgestellt werden. In Phase II sollen XB-Radarstellungen an vier Orten aufgebaut und die ersten Beobachtungssatelliten auf niedrige Umlaufbahnen gebracht werden. Sie soll etwa 2010 abgeschlossen sein und dann in Phase III überleiten, während der weitere 150 GBI Systeme in Alaska und in Nord Dakota aufgestellt und zusätzliche XB-Radarstellungen eingerichtet werden. Auch sollen die 24 Satelliten SBIRS-LEO während dieser Phase ins All verbracht werden. Gegen 2015 soll das System vollständig aufgebaut sein.

NMD hat jedoch auch sehr weitreichende weltpolitische Folgen, da das Projekt das Ziel hat, vorallem das Gesamtteritorium der USA und vielleicht deren Verbündeter zu schützen. Deswegen fühlen sich die anderen Grossmächte, Russland und China, bedroht, weil sie fürchten, dass ihr Kontigent von Interkontinentalraketen gegenüber den USA auf einmal erheblich weniger Abschreckungspotential hätte. Russland und China haben die Befürchtung, dass falls die USA es schaffen einen funktionstüchtigen Abwehrschirm zu errichten sie nicht mehr die Möglichkeit haben sind mit einem atomaren Schlag abzuschrecken. In den Fall wären die USA in der Lage eine Diktat Politik auszuüben.

Außerminster Joschka Fischer meint das China ein größeres Problem darstellen würde als Russland da es sich wegen seiner sehr begrenzten Zahl von interkontinentalen Trägersystemen - zwischen 20 und 25 - bedroht sehen könnte und nachrüsten würde. Hierauf würde Indien umgehend antworten, und eine indische Aufrüstung werde von Pakistan nicht unbeantwortet bleiben. Russland könnte nach der Meinung von Joschka Fischer von NMD auch profitieren, in dem Fall, dass sich die Idee der „theater missile defense“ sich durchsetzt. Diese Lösung scheint im Moment auch die realistischte. Bei der „theater missile defense“ würde NMD nicht allein dem Schutz der USA dienen, sondern einen Schirm über weite Teile der Nordhalbkugel herstellen. Auch glaubt Fischer nicht, dass Russland durch US-Präsidents Bushs Abrüstungsvorschläge nicht „milder gestimmt“ sein könnte.

Fischer stellte klar, dass sich alle Debatten über die geplante land- und seegestütze Raketenabwehr NMD in „einer explorativen Phase“ befänden. Noch lägen keine konkreten Pläne vor. Grundsätzlich sieht der Bundesaußenminister in NMD Abrüstungschancen und Abrüstungschancen und Aufrüstungsgefahren. Vor allem die ältere Generation von Atomwafffen werde obsolet. Gleizeitig bestehe die Versuchung, den NMD-Schirm durch „eine neue Generation von Offensivwaffen“ zu unterlaufen Fischer ist auch besorgt über ein mögliches Wettrüsten in Asien. Er stimmt dem von einen führenden Unions Außenpolitiker erhoben Vorwurf zu, dass die US-Begründung aus Sorgenstaaten vereiteln, sei ein Vorwand. Die USA verweisen jedoch immer wieder darauf, dass ihr Raketenschirm nur gegen zahlenmäßig kleinen Bedrohungen durch sogenannten Schurkenstaaten (wie Irak, Iran, Nordkorea) oder durch unbeabsichtigte Raketenstarts aus Russland oder China entgegenwirken soll.

Laut den ABM(Anti-Ballistic Missile Systems) Vertrages von 1972 ist es auch verboten einen gesamtterritorialen Abwehrschirm aufzubauen. Der damals zwischen den USA und der damaligen UdSSR unterzeichnete Vertrag über das Verbot von Anti-Raketen-Systemen ABM in dem beide Seiten auf diese nichtstragegischen Abwehrsysteme gegen feindliche Interkontinentalraketen verzichten, begrenzt die Stationierung solcher Systeme auf je 100, und zwar ausschließlich um die jeweilige Hauptstadt (Washington und Moskau) und jeweils um eine weitere Abschußstellung für Interkontinentalraketen herum. Bei den westlichen Verbündeten der USA gibt es eine geteilte Meinung zum Raketenabwehrschirm. Zum Beispiel in Großbritannien und Deutschland gibt es innerhalb der Politik große Diskussionen um dieses strittige Thema. In Deutschland sprechen sich für den Abwehrschirm z.B. Gerhad Schröder und Volker Rühe aus. Sie sprechen sich jedoch meist nur für eine technische Beteiligung aus und nicht für eine komplett Beteiligung.

Auch in Großbritannien gibt es noch einige Diskussionen um das Thema NMD. In Großbritannien gibt es jedoch die Furcht das man wegen der Radarstation in Norht Yorkshire zum Hauptangriffsziel in Europa avancieren könnte. Viele Westeuropäische Ländern sprechen sich jedoch gegen NMD aus, weil sie fürchten das Russland seine Mittelstreckenraketen wieder als Druckmittel einsetzten könnte. NMD wird jedoch selbst noch in den USA in Frage gestellt. Nach einem internen Bericht des CIA würde der Aufbau von NMD wieder zum verstärkten Wettrüsten führen besonders in den asiatischen Ländern. Auch vermuten viele Experten in den USA das ein seegestütztes Abwehrsystem effektiver wäre als ein bodengestütztes wie NMD. Eine weitere Folge von NMD wäre, dass Russland jede Verhandlung bezüglich Start III einstellen würde.

Die Finanzierung der NMD ist ebenfalls strittig. Eine im April 2000 erschienene Studie des Congressional Budget Office kam zu dem Ergebnis, dass dieses System bis zum Jahre 2015 den amerikanischen Steuerzahler etwa 49 Milliarden US Dollar kosten wird. Dies würde bedeuten, dass in den Jahren bis 2005 jährlich zwischen 2 bis 3 Milliarden US Dollar, in den Jahren danach jährlich Beträge zwischen 4 und 7 Milliarden US Dollar anfallen werden. Dies sind allesamt beträchtliche Summen, angesichts des Gesamtbudgets der US-Streitkräfte jedoch ein kleiner Betrag. Außerdem soll noch ein Internetschutzschild aufgebaut werden, da das NMD alleine keine Sinn machen würde da man über Attacken aus dem Internet in der Lage wäre viele wichtige Systeme zu manipulieren. Auch die Unternehmen sollen sich daran finanziell beteiligen, da sich beim Schutz der Netzwerke militärische und privatwirtschaftliche Bereiche nicht trennen ließen.

Auch die Realisierbarkeit dieses Konzepts ist - wie nicht anders zu erwarten - in den USA heftig umstritten. Die Tatsache, daß nicht alle Systemtests bislang zur vollen Zufriedenheit der BMDO ausgefallen sind, hat zu dieser Debatte beigetragen. Dabei ist auffällig, wie sehr sich konservative und liberale Kritiker gegenseitig die Bälle zuspielen - die einen, weil sie generell gegen Raketenabwehr sind, die anderen weil ihnen die Politik der damaligen Clinton-Administration halbherzig und falsch erscheint. So erschien im April 2000 eine Studie der liberalen "Union of Concerned Scientists" und des MIT, welche zu dem Schluss kam, dass ein solches System nicht gegen Täuschungsmanöver gefeit und von daher unsinnig sei. 

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