Der Triumphator von Adolf Friedrich von Schack

Stolz im Triumph glorreicher Siege,
Wie keiner sei erkämpft zuvor,
Zieht auf der leuchtenden Quadrige
Amilius Paulus durch das Tor;
Es wirbelt Duft aus goldnen Becken,
Roms Tempel sind mit Purpurdecken,
So schön sie Tyrus beut, behängt,
Und rauschend tönt's wie Meeresbranden,
Wo sich das Volk in Festgewanden,
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Des Feierzuges harrend, drängt.
 
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Auf Helmen, Schilden, Wurfgeschossen,
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Auf Rüstungen von blankem Stahl,
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Auf Marmorbildern, Erzkolossen
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Spielt wie verirrt der Sonnenstrahl;
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Jünglinge nerv'gen Armes führen
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Von des Clitumnus weißen Stieren
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Die schönsten hundert, kranzgeschmückt;
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In Reihen dann, ein Spott der Sieger,
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Nahn Macedoniens blasse Krieger,
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Von eherner Ketten Wucht gedrückt.
 
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Drauf er, dem bis zu Asiens Landen
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Sich gestern noch gedehnt das Reich,
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Der König selbst in Eisenbanden,
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Dem niedersten der Sklaven gleich;
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An seiner Seite flehn zwei Söhne,
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Fast Kinder noch, von holder Schöne,
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Der stolzen Römer Mitleid an;
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Dann siehe! durch die Ehrenbogen
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Der Legionen trunknes Wogen,
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Des Siegers weißes Roßgespann!
 
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Beim Jauchzen der Triumphgesänge,
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Das tausendstimmig rings erschallt,
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Rollt die Quadriga durch die Menge
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Und macht am Kapitole Halt.
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Ämilius steigt durchs Jubelrufen
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Des Volkes die porphyrnen Stufen
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Zum Haus des Donnerers hinauf;
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Da, durch die Menschenmenge dringend,
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Stürzt, bleich von Antlitz, händeringend,
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Ein Sklav' ihm nach in hast'gem Lauf.
 
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„O Herr, vernimm die Trauerkunde!
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Was dir des Lebens Liebstes war,
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Ward dir geraubt in einer Stunde,
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Der Zwillingssöhne blühend Paar!
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Ein Blitzstrahl hat die zwei erschlagen,
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Als mittags sie entschlummert lagen,
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Im Ölwald der Akademie;
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Her von Athen, damit die Laren
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Der Heimat ihren Staub bewahren,
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Im Sarkophage bring' ich sie."
 
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Die rings die Botschaft hören, schauen
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Voll Mitleid auf Ämilius:
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„Weh, daß in Gram und Todesgrauen
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Ihm der Triumphtag enden muß!"
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Doch er tritt, kaum entfärbt die Wange,
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Zum Tempel ein mit festem Gange,
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Vollzieht das Opfer am Altar
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Und ruft, indes die Flammen lohen:
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„Nun bring' ich erst, ihr Ew'gen, Hohen,
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Euch Dank aus vollem Herzen dar!
 
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Als kühn wie nie mit Siegesprangen
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Von Schlacht zu Schlacht Roms Adler flogen,
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Als König Perseus selbst gefangen
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Einher vor meinem Wagen zog,
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Da bebt' ich vor des Schicksals Tücke,
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Da dacht' ich: allzugroßem Glücke
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Stürmt rächend das Verderben nach;
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Mir bangte, daß des Schicksals Bürde
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Sich über Rom entladen würde
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In ungeheurem Wetterschlag.
 
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Doch nun, ihr Götter, darf ich hoffen,
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Gerettet sei das Vaterland,
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Da mich allein der Blitz getroffen,
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Den das Geschick herabgesandt;
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Gesättigt nun in einer vollen
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Gewalt'gen Rache ward sein Grollen,
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Denn Unglück traf mein Haupt so schwer,
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Daß den Besiegten ich beneide;
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Ihm blieben seine Söhne beide,
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Ich aber habe keinen mehr."
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (30.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Triumphator“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
80
Anzahl Wörter
424
Entstehungsjahr
1815 - 1894
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Der Triumphator“ ist Adolf Friedrich von Schack. 1815 wurde Schack in Schwerin geboren. In der Zeit von 1831 bis 1894 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 424 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 80 Versen. Die Gedichte „Am Kamin“ sind weitere Werke des Autors Adolf Friedrich von Schack. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Triumphator“ keine weiteren Gedichte vor.

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