Im Orient von Adolf Friedrich von Schack

Was fliegt das Schiff, was lenkt das Steuer
Den Kiel durch dunkelblaue See?
Ach! zu der Einen, die mir teuer,
Trägt mich der Wellen keine je!
 
Klar, aus des Ostens Purpurquelle,
Strömt auf das Meer des Frührots Glut;
Und jubelnd in der reinen Helle
Berauscht sich die beschäumte Flut.
 
Und Inseln, duft'ge Küsten schwimmen
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An mir vorbei im Morgenwehn,
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Und zwischen Palmenhainen glimmen
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Die gold'nen Kuppeln von Moscheen.
 
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Doch ob sich mir mit lichten Toren
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Der Orient erschließen mag:
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Zu ihr zurück, die ich verloren,
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Blick ich in den gesunk'nen Tag.
 
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Fern dort bei Sturm und Blättertreiben
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Blinkt weiß ein Grabstein durch die Nacht;
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Da schläft sie unter dunkeln Eiben
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Den Schlaf, aus dem sie nie erwacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Im Orient“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
117
Entstehungsjahr
1815 - 1894
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Orient“ wurde von Adolf Friedrich von Schack verfasst, einem deutschen Dichter, der im 19. Jahrhundert lebte. Auf den ersten Eindruck erscheint das Gedicht als eine Sehnsuchtsreise, wobei das lyrische Ich eine tiefe Melancholie und eine unerfüllte Liebe durchlebt.

Im Inhalt des Gedichts wird die Reise des lyrischen Ichs auf einem Schiff durch den Orient beschrieben. Die Orientierung des Ichs auf der Reise scheint jedoch nicht durch den faszinierenden Osten bestimmt zu sein, sondern eher aus der tiefen Sehnsucht nach der „Einen“, die ihm teuer ist. Dies könnte eine Geliebte sein, die allerdings entschwunden oder verstorben ist, wie der letzte Teil des Gedichtes nahelegt. Die Reise erscheint somit als ein innerer und äußerer Prozess des Verarbeiten von Verlust und Sehnsucht.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Es ist in einem klaren und verständlichen Stil geschrieben, der den Leser leicht in die romantisch-melancholische Stimmung einführt. Die Sprache ist bildreich und evoziert lebendige Eindrücke des Meers und des Orients, des Himmels und der untergehenden Sonne, sowie des einsamen Grabsteins.

Auffällig ist das Wechselspiel von Bewegung und Stagnation: einerseits die Reise, die fortlaufend ist, und das pulsierende Leben im Orient, andererseits der Stillstand des Sehnens und der ewige Schlaf der Geliebten. Der Verlust der geliebten Person und die damit verbundene unerwiderte Sehnsucht wird durch die wiederholte Kontrastierung der lebendigen Beschreibungen des Orients und des unbewegten, endgültigen Schlafs der Geliebten besonders deutlich hervorgehoben.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Im Orient“ ein melancholisches Liebesgedicht ist, das durch einfache, aber effektive sprachliche Mittel Bilder von Sehnsucht, Verlust und ewiger Liebe erzeugt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Orient“ des Autors Adolf Friedrich von Schack. Der Autor Adolf Friedrich von Schack wurde 1815 in Schwerin geboren. In der Zeit von 1831 bis 1894 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 117 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Adolf Friedrich von Schack ist auch der Autor für Gedichte wie „Granada“ und „Am Kamin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Orient“ keine weiteren Gedichte vor.

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