Hoffe, da nichts zu hoffen ist von Georg Philipp Harsdörffer

Ein betrübter Schäfersmann,
Weidend seine Wollenheerde,
Da der Felsen von der Erde
Aufstieg, gleichsam himmelan:
Als nun seine Schafe tischten,
Sieht er aus dem trocknen Stein
Wasser triefen felsenein,
Davon sich die Augen frischten.
Ach, sprach er, in sich entrüst':
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Hoff', da nichts zu hoffen ist!
 
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Nachdem stürmten durch das Gras
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Wolkenwinde, Donnerblitzen,
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Als in dieses Felsens Ritzen
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Eine Turteltaube saß.
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Wann die schweren Wetter drohen,
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Suchet jeder Schutz und Hut.
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Sie war schnell dahin geflohen,
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Da sich sicher sitzt und ruht.
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Ach, sprach er, in sich entrüst':
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Hoff', da nichts zu hoffen ist!
 
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Unter nächstem Weidenbaum
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Trieb er, vor des Wetters Flammen,
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Seine Heerde bald zusammen,
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Daß sie alle hatten Raum,
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Sich zu schützen vor dem Regen.
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Bald die Winde wurden still,
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Und die Sonn' ihm kam entgegen,
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Und er sang zum Schäferspiel:
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Hoffnung deine Seele frist'!
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Hoff', da nichts zu hoffen ist!
 
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Ach, was, sagt er, nach und nach
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Denk' ich doch mit Fehlverlangen!
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Hab' ich denn nicht Trost empfangen
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Von des Felsens Thränenbach?
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Von der Taube sonder Gatten,
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Welche hier in Grüften lebt?
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Von der Weiden Schutz und Schatten,
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Der ob meinem Haupte schwebt?
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Ich hoff', als ein frommer Christ,
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Da auch nichts zu hoffen ist.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Hoffe, da nichts zu hoffen ist“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
1607 - 1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Hoffe, da nichts zu hoffen ist“ ist Georg Philipp Harsdörffer. Harsdörffer wurde im Jahr 1607 in Fischbach bei Nürnberg geboren. Zwischen den Jahren 1623 und 1658 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 199 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Philipp Harsdörffer sind „S“, „Das Leben ist“ und „Die Passion Christi“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hoffe, da nichts zu hoffen ist“ weitere 36 Gedichte vor.

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