Einem bettelnden Hunde von Hanns von Gumppenberg

Du Köter, der sich näher schlich
An meinen Tisch, wehmütiglich
Und unverwandt mich anzuschauen,
Halb Furcht, und halb Vertrauen:
 
Dir gelt' ich wohl der Gott, das Glück,
Und Himmelsgeschick
Und die Hölle dazu
Köter, du dummer und armer!
Ich bin kein Teufel und kein Allerbarmer,
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Ich bin nicht mehr als du ...
 
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Als ein Hund, der harrt in zäher Geduld,
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Bis ihm von rätselhafter Huld
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Ein Brocken fällt
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Ein Hund, der nicht weiß, wielang' er behagt,
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Und wann man ihn jagt
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Vor die Tür, aus der Welt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Einem bettelnden Hunde“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1866 - 1928
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Hanns von Gumppenberg, einem deutschen Schriftsteller des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einer Begegnung zwischen dem lyrischen Ich und einem bettelnden Hund. Diese Interaktion scheint die Gedanken des lyrischen Ichs über Macht, Armut, Abhängigkeit und Unwissenheit auszulösen.

Im ersten Teil des Gedichts beschreibt das lyrische Ich den Hund, der sich ängstlich, aber hoffnungsvoll nähert. Der Hund scheint nach Nahrung zu suchen und dabei den Sprecher anzuschauen. Diese Beschreibung lässt darauf schließen, dass der Hund Vertrauen, aber auch Angst spürt.

Im zweiten Teil des Gedichts interpretiert das lyrische Ich die Sicht des Hundes: Der Sprecher ist für den Hund wahrscheinlich der Herr über sein Schicksal, da er entscheidet, ob der Hund zu fressen bekommt oder nicht. Der Hund sieht mit seiner „dummen“ und „armen“ Sicht in dem Menschen entweder einen 'Teufel' oder 'Allerbarmen'. Aber das lyrische Ich macht deutlich: „Ich bin nicht mehr als du …„

Im letzten Teil des Gedichts vertieft das lyrische Ich den Gedanken, dass es sich selbst nicht als übergeordnet gegenüber dem Hund sieht. Es erkennt, dass es genauso abhängig und unwissend ist wie der Hund – es wartet auf etwas (möglicherweise eine Form von Sinn oder Glück im Leben), ohne zu wissen, wann und ob es eintreffen wird. Ebenso wie der Hund nicht weiß, wann er vom Haus verjagt wird, weiß das lyrische Ich nicht, wann es aus der Welt 'verjagt' wird, was eine Metapher für den Tod sein könnte.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge – zunächst vier, dann sechs und schließlich nochmals sechs Verse. Die Varianz in der Verslänge zeigt die Fluktuation in den Gedanken und Gefühlen, die der Hund beim lyrischen Ich auslöst. Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt, was eine starke emotionale Wirkung hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht die Brüchigkeit menschlicher Überlegenheitsgefühle und die universelle Erfahrung von Unwissenheit, Abhängigkeit und letztlich Tod thematisiert. Die Begegnung mit dem bettelnden Hund wird dabei als Auslöser und Spiegel dieser Erkenntnisse genutzt.

Weitere Informationen

Hanns von Gumppenberg ist der Autor des Gedichtes „Einem bettelnden Hunde“. Im Jahr 1866 wurde Gumppenberg in Landshut geboren. In der Zeit von 1882 bis 1928 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Hanns von Gumppenberg sind „Die Unbescheidenen“, „Den Bäumen“ und „Von ferne“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Einem bettelnden Hunde“ keine weiteren Gedichte vor.

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