Der junge Zigeuner von Josef Friedrich Leusser

Mein Vater und meine Mutter,
Das sind Zigeunerleut',
Die stehlen, was sie nur können,
Und stehlen, was sie freut.
 
Wir ziehen mit wackligem Karren
Durch Dorf und Stadt und Land.
Ich bettle wie meine Geschwister
In löch'rigem Gewand.
 
Nachts lodert das Feuer im Felde,
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Im Grase finden wir Ruh'.
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Der Himmel und alte Lumpen,
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Die decken die Blößen uns zu.
 
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Im Mondschein ragt schaurig ein Galgen
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Die Raben krächzen laut
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Wer weiß, ob er nicht am Ende
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Für einen von uns gebaut?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der junge Zigeuner“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1860 - 1939
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der junge Zigeuner“ wurde von Josef Friedrich Leusser verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1860 bis 1939 lebte. Die zeitliche Einordnung des Gedichts lässt sich nicht genau bestimmen, es kann jedoch vermutet werden, dass es in der Zeit um die Jahrhundertwende entstanden ist, das heißt Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts.

Der erste Eindruck des Gedichts ist trostlos und düster. Es erzeugt ein Bild von Armut, Wanderlust und Ausgrenzung und zeigt ein hartes, entbehrungsreiches Leben.

Inhaltsmäßig geht es um das Leben eines jungen Zigeuners, der seine Eltern und Geschwister auf ihrem stetigen Weg durch Dorf, Stadt und Land begleitet. Sie leben ein Nomadenleben, geprägt von Diebstahl und Betteln, notdürftig umsorgt durch Feuer und lumpige Kleidung. Die ständige Präsenz des Galgens und der krächzenden Raben unterstreicht die dunkle Stimmung und weist auf mögliche Konsequenzen ihres Lebensstils hin.

Die Stimme des lyrischen Ichs scheint die Welt um es herum auf eine bleibende Art wahrzunehmen. Es scheint hier ein sowohl individuelles als auch kollektives Leid ausgedrückt zu werden, das sich aus den Lebensumständen und der Armut ergibt. Der gleichgültige Ton lässt darauf schließen, dass es keinen Ausweg gibt und das traurige Schicksal als gegeben akzeptiert wird.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, was eine klare und geordnete Struktur erzeugt. Die Sprache ist einfach und ungeschmückt, was dazu beiträgt, ein klares und unverstelltes Bild der Lebensumstände des lyrischen Ichs zu vermitteln. Die wiederholte Verwendung des Wörter „stehlen“ hebt die vorausgehende Deprivation hervor und die Anspielung auf den Galgen zeigt eindringlich die tödlichen Konsequenzen dessen.

Zusammenfassend beschreibt der Autor auf einfache und eindrückliche Weise das harte und entbehrungsreiche Leben eines jungen Zigeuners. Die dunkle und melancholische Atmosphäre, die er dabei erzeugt, lässt einen die Trostlosigkeit und Verzweiflung des jungen Zigeuners spüren.

Weitere Informationen

Josef Friedrich Leusser ist der Autor des Gedichtes „Der junge Zigeuner“. Im Jahr 1860 wurde Leusser in Arnstein geboren. Zwischen den Jahren 1876 und 1939 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 82 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Josef Friedrich Leusser sind „Weiß nicht, warum“ und „Bei einer Sterbenden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der junge Zigeuner“ keine weiteren Gedichte vor.

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