Der Bravo von Richard von Schaukal

Bis zum Spiegel dürft ihr gehen,
Stützet Euch auf meinen Arm:
Mögt Euch noch einmal sehen
Vom blonden Haar bis zu den rosa Zehen,
Weiß wie Ihr seid und warm.
 
Dann aber, schöne Frau,
Beachtet meine Gebärde,
Schließt die Augen kornblumenblau:
Ich treff' Euch ins Herz genau
10 
Und leg' Euch achtsam auf die Erde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Der Bravo“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1874 - 1942
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Bravo“ stammt von dem österreichischen Schriftsteller Richard von Schaukal, der von 1874 bis 1942 lebte. Es lässt sich dem Beautylog Zeitraum zuordnen, einer kunstgeschichtlichen Epoche, die das Ende des 19. und den Beginn des 20. Jahrhunderts umfasst.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Eindruck eine komplex gemischte Stimmung: Auf der einen Seite ist die Atmosphäre intime und verehrungsvoll, mit liebevollen Beschreibungen und liebevoller Sorge des lyrischen Ichs um die angesprochene Frau. Auf der anderen Seite baut sich durch die wiederholte Anspielung auf den bevorstehenden Tod eine immer stärkere Spannung und düstere Dramatik auf.

Das lyrische Ich scheint als eine Art „Beschützer“ und gleichzeitig „Mörder“ seiner Geliebten dargestellt zu sein, welche er feierlich zum Spiegel führt um sie ein letztes Mal zu bewundern, bevor er ihr „ins Herz trifft“ und „achtsam auf die Erde“ legt. Das lyrische Ich möchte offenbar die augenscheinliche schöne und reine Frau „schützen“, vermutlich vor den Leiden des alltäglichen Lebens, indem er ihr – möglicherweise durch eigenen Tod oder Mord – ein Ende setzt.

Form und Sprache des Gedichts unterstützen diese Stimmungsmischung. Die ausgewählten Worte und Bilder („kornblumenblau“, „rosa Zehen“), der melodische Rhythmus und die klare, fast musikalische Aufteilung der Verse tragen zur liebevollen, fast romantischen Atmosphäre bei. Gleichzeitig lassen die immer stärker werdenden Anspielungen auf den Tod und das konkrete Bild des „ins Herz treffen“ eine immer stärkere Spannung und Dramatik entstehen.

Am Ende bleibt ein Bild des starken, entschlossenen lyrischen Ichs zurück, das in fürsorglicher Liebe bereit ist, zur abschließenden Tat zu schreiten, um die angesprochene Frau von allem Leid zu erlösen. Dieses Bild wird noch verstärkt durch die formale Gliederung des Gedichts in zwei ganz unterschiedliche Teile: den liebevoll-achtsamen Anfang und den entschlossenen, tragischen Schluss.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Bravo“ des Autors Richard von Schaukal. Geboren wurde Schaukal im Jahr 1874 in Brünn. Im Zeitraum zwischen 1890 und 1942 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 54 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Richard von Schaukal ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Glück“, „Das Lied von der Zeit“ und „Spät“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Bravo“ weitere 34 Gedichte vor.

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