Gott lieben geht vor alles von Angelus Silesius

Laß einen alle Lust der ganzen Welt genießen
Und einen dreimal mehr, als Salmon wußte, wissen;
Laß einen schöner sein als Davids Absalon,
Gib einen, der mehr Stärk und Macht hat als Simson,
Und einen, der mehr Gold als Krösus hat zu zeigen,
Und noch der alles kann, wie Alexander beugen,
Ja, der dies alles ist, so sag ich doch ganz frei:
Daß auch ein schlechter Mann, der Gott liebt, besser sei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Gott lieben geht vor alles“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gott lieben geht vor alles“ stammt von Angelus Silesius, einem deutschen Dichter des späten 17. Jahrhunderts. Der Autor, der im echten Leben Johannes Scheffler genannt wurde, ist vor allem für seine religiösen Gesänge und Epen bekannt. Silesius war nicht nur Dichter, sondern auch Priester und strenge Gläubiger an die katholische Glaubensrichtung. Daher ist es nicht überraschend, dass sich seine Poesie oft mit Fragen des Glaubens, der Spiritualität und der menschlichen Beziehung zu Gott befasst.

Unser erster Eindruck des Gedichts ist, dass es einen starken moralischen und religiösen Standpunkt einnimmt. Es geht klar aus dem Gedicht hervor, dass Silesius eine tief verwurzelte Überzeugung hat, dass die Liebe zu Gott über allem stehen sollte.

Der Inhalt des Gedichts ist recht eindeutig. Im gesamten Vers stellt das lyrische Ich eine Reihe von Beispielen auf, bei denen Menschen außergewöhnliche und herausragende Leistungen oder Besitztümer haben. So werden Personen wie Salomon für seine Weisheit, Absalon für seine Schönheit, Simson für seine Stärke, Krösus für seinen Reichtum und Alexander für seine Macht beispielhaft genannt. Trotz all dieser eindrucksvollen Merkmale oder Eigenschaften betont der Sprecher am Ende des Gedichts, dass selbst ein scheinbar „schlechterer“ Mann, der Gott liebt, in Wirklichkeit besser ist.

Durch diese Aussage wird klar, dass das lyrische Ich den hohen Wert der Spiritualität und der innigen Beziehung zu Gott über Weltliches wie Schönheit, Reichtum, Macht oder Wissen stellt. Es ist ein tiefer Glaube an die überlegene Bedeutung der Liebe zu Gott, der in diesem Gedicht zum Ausdruck kommt.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in der klassischen Form eines Sonetts verfasst, bestehend aus 8 Versen. Die Sprache ist klar und einfach gehalten, mit einer starken Betonung auf konkreten Bildern und bekannten biblischen Figuren, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Verwendung von Vergleichen und Kontrasten trägt dazu bei, die Bedeutung und den Wert der Liebe zu Gott deutlich zu machen. Der direkte und eindeutige Ton des Gedichts spiegelt die starke und unerschütterliche Überzeugung des lyrischen Ichs wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Gott lieben geht vor alles“ des Autors Angelus Silesius. 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. In der Zeit von 1640 bis 1677 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst etwa die Zeit von 1600 bis 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Der Barock ist durch ein gewichtiges Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schwachen sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Menschen kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die starke Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache in der Literatur - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch die deutsche Sprache. Im Barock war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Fürstenhuldigung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Dichter für Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten. Die Lyrik der Literaturepoche des Barocks wird daher auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 72 Worte. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Vom Wissen“, „Vom Gewissen“ und „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“. Zum Autor des Gedichtes „Gott lieben geht vor alles“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.

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