Dürrenmatt, Friedrich - Der Besuch der alten Dame (Filmanalyse der Fassungen von 1959 und 2008)

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Referat

Der Besuch der alten Dame - Filmanalyse

Analyse der unterschiedlichen Filmfassungen aus den Jahren 1959 und 2008

„Der Besuch der alten Dame“ existiert in zwei Fassungen, die sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede aufweisen. Auf diese werden wir später eingehen.

Beginnen wir mit der älteren Fassung von 1959, in der die Filmhandlung mit einem Establishing Shot einer kleinen Stadt eingeführt wird, die Güllen heißt. Der Film zeichnet sich durch eine lineare Handlungsentwicklung mit eindeutigen Höhepunkten und Wendungen aus. Die Spannung wird durch den Racheplan Claires aufgebaut, die schlechte Erinnerungen an die Vergangenheit hat. Dies stellt die Dorfbewohner vor ein Dilemma, da Claires Angebot zwar dringend benötigtes Geld verspricht, jedoch gleichzeitig ihre Menschlichkeit fordert, dieses Angebot abzulehnen. Um an das Geld zu gelangen, muss Alfred von einer Person aus Güllen getötet werden. Diese Geschichte wird von einem neutralen Erzähler präsentiert, der die verschiedenen Perspektiven der Diegese beleuchtet. Die Enge der kleinen Stadt wird durch die Raumgestaltung betont, was auch das Verhalten der Figuren beeinflusst.

Betrachten wir nun die Neuinterpretation, die um die 2000er-Jahre erschien. Der Film beginnt viel moderner, erkennbar an der dynamischen Kamerafahrt. Die Stadt Güllen hat sich im Gegensatz zur alten Fassung zu einer Großstadt entwickelt. Dieser Beginn symbolisiert den Reichtum und die Macht Claires. Die Handlung entwickelt sich durch Rückblenden und parallel verlaufende Erzählstränge, wodurch die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Die Spannung entsteht durch schnelle Schnittwechsel, die ständig zwischen Claires Vergangenheit und ihrer aktuellen Rache hin und her wechseln. In der neuen Fassung können die Zuschauer die Motivationen und Emotionen Claires besser verstehen, da die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird.

In der neuen Fassung sind die sozialen Unterschiede deutlich erkennbar, was sich in der stark variierenden Raumgestaltung widerspiegelt. Diese reicht von luxuriösen Anwesen bis hin zu düsteren und heruntergekommenen Orten.

Nun haben wir die Filmhandlung verglichen und wenden uns den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der alten und der neuen Fassung zu. Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten bei den Figuren. In beiden Fassungen spielt Claire eine zentrale Rolle und zeigt ihre starke Persönlichkeit sowie ihre Motive. In beiden Versionen strebt sie nach Rache, angetrieben von einer gescheiterten früheren Liebe. Da Güllen arm ist, zielt das Leitmotiv darauf ab, den Tod Alfreds durch Geld herbeizuführen. Das Geld wird zu einem Kopfgeld, welches Claire jedoch als Gerechtigkeit darstellt, basierend auf der falschen Aussage zweier Personen vor Gericht. Die Figuren entwickeln sich besonders im Hinblick auf moralische Entscheidungen während des Geschehens. Dies zeigt sich darin, dass sie das Geld zwar benötigen, aber dennoch ihre Menschlichkeit bewahren und appellieren, Alfred trotz des verlockenden Angebots nicht zu töten. Die Identifikation des Publikums mit den Figuren wird durch die Komplexität und Tiefe der Charaktere erleichtert. Zudem tragen die überzeugenden schauspielerischen Leistungen dazu bei, dass die Zuschauer in die Geschichte eintauchen. Dennoch gibt es auch Unterschiede in der Darstellung der Figuren zwischen beiden Fassungen.

Das moderne Remake betont die psychologischen Aspekte der Figuren deutlich stärker und bietet dadurch tiefe Einblicke in ihre inneren Konflikte und Traumata. In dieser Fassung sind die Beziehungen zwischen den Figuren komplexer und vielschichtiger, was zu intensiveren Konflikten führt.

Die Thematik weist sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede auf, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht offensichtlich sein mögen. Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: In beiden Fassungen stehen Rache, Macht und moralischer Verfall im Zentrum. Zudem wird eine detaillierte Erforschung der menschlichen Natur und ihrer Abgründe vorgenommen. Der Unterschied besteht darin, dass die neue Fassung zusätzliche Themen einbringt. Hier werden Feminismus, gesellschaftliche Korruption und moralischer Relativismus besonders hervorgehoben. In der modernen Fassung liegt der Fokus stärker auf individueller Schuld und Verantwortung, während die Gesellschaftskritik subtiler dargestellt wird.

Die Unterscheidung zwischen den beiden Filmfassungen zeigt sich in einigen Punkten, von denen ein Beispiel die unterschiedlichen Einstellungsgrößen sind. Diese werden für dramaturgische Effekte genutzt und lenken den Fokus auf Details. Die Kameraführung ist in beiden Fassungen sehr kreativ gestaltet, einschließlich Schwenks, Zooms und dynamischer Kamerabewegungen. Auch Musik spielt eine wichtige Rolle, indem sie Emotionen intensiviert und wichtige Szenen hervorhebt.

Die Unterschiede manifestieren sich beispielsweise im Schnitt und in der Montage, die in der neueren Fassung besonders innovativ eingesetzt werden. Dies trägt dazu bei, komplexe Erzählstränge nahtlos miteinander zu verbinden. In der neuen Fassung werden Emotionen und Stimmungen durch den intensiveren Einsatz von Schatten und Licht verstärkt. In der älteren Fassung hingegen fehlt die Betonung der Übernatürlichkeit und des Reichtums von Claire, Aspekte, die in der neueren Fassung durch visuelle Effekte erfolgreich umgesetzt werden.

Zum Fazit und noch einmal zurück zum Leitmotiv: Beide Versionen von „Der Besuch der alten Dame“ bewahren die zentralen Themen der Rache, Macht und des moralischen Verfalls. Die moderne Neuinterpretation vertieft nicht nur die Charaktere und Themen, sondern integriert auch zusätzliche gesellschaftliche Aspekte. Die filmische Gestaltung passt sich den zeitgenössischen Anforderungen und dem Publikum an, wobei innovative Techniken und visuelle Effekte genutzt werden, um die Geschichte auf moderne Weise zu erzählen.

Bezüglich des Leitmotivs: In beiden Fassungen ist Claires Ziel, sich mit Geld Gerechtigkeit zu erkaufen. Ihre Vergangenheit und das Angebot, für Geld Alfred zu töten, um ihre Vorstellung von Gerechtigkeit zu realisieren, werden stark hervorgehoben. Die Menschlichkeit spielt in beiden Fassungen bis zum Höhepunkt eine wichtige Rolle, doch schließlich beginnt die Moral zu zerbröckeln. Alfreds Tod wird letztendlich nicht verhindert, womit Claires Ziel, Gerechtigkeit und den Tod Alfreds mit Geld zu erkaufen, erreicht wird. Mit diesem Abschluss verlässt Claire Güllen, und der Film endet.

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