Sie singt von seiner Himmelfahrt von Angelus Silesius

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Nun fähret auf Marien Sohn
In Gottes und auch seinen Thron,
Er triumphieret wie ein Held,
Der alle Feinde hat gefällt.
Seid fröhlich, ihr Himmel,
Macht heilges Getümmel,
Eröffnet die Pforten
Mit jauchzenden Worten,
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Laßt eure Trompeten aufs kräftigste hören,
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Auf daß ihr empfahet den König der Ehren.
 
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Er zeucht nun herrlich bei euch ein
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Und bringt euch neuen Glanz und Schein.
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Er bringet euch mit Göttlichkeit
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Die menschliche Natur bekleidt.
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Ihr könntet nun sehen,
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Was vor nie geschehen,
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Des Menschen Sohn sitzen
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Im ewigen Blitzen.
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Regiern und beherrschen mit Gott zu gleiche
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Der ewigen Herrlichkeit ewige Reiche.
 
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Betrübet euch, mein Augen, nicht,
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Daß euch der liebste Schatz entbricht.
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Es wird in kurzem bald geschehen,
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Daß ihr ihn werdet wieder sehen.
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Er will nur bei Zeiten
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Die Bleibstadt bereiten,
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In der er mit Freuden
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Uns ewig wird weiden.
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Bald wird er mit tausendmal Tausenden kommen,
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Viel herrlicher, als er jetzt Abschied genommen.
 
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4
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Ehr sei dir, Jesu, ewiglich,
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Der du so auffährst wunderlich.
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Zeuch auch mein Herz hinauf zu dir,
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Daß es erhöht sei für und für.
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Auf daß ich mit Wonne
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Dir, ewige Sonne,
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Am Ende der Erden
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Mag zugetan werden
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Und immer und ewig, im Himmel erhaben,
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Mit deinen Verdiensten mich freuen und laben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Sie singt von seiner Himmelfahrt“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
44
Anzahl Wörter
205
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sie singt von seiner Himmelfahrt“ wurde von Angelus Silesius geschrieben, der zwischen 1624 und 1677 lebte. Damit liegt das Gedicht zeitlich in der Barockepoche, die für ihre überschwängliche und ausladende Kunst bekannt ist.

Schon auf den ersten Blick bemerkt man die spirituelle und feierliche Stimmung des Gedichts. Es behandelt das religiöse Thema der Himmelfahrt von Jesus Christus. Das lyrische Ich nimmt dabei eine Beobachter- und Vermittlerrolle ein und lädt die Leserschaft ein, diesen mystischen Moment mitzuerleben.

Im ersten Teil des Gedichts wird die Himmelfahrt Jesu beschrieben, in dem fremde und majestätische Metaphern wie triumphierender Held und König der Ehren benutzt werden. Im zweiten Abschnitt wird die himmlische Ankunft Jesu gepriesen, indem er als Lichtbringer und göttlicher Herrscher über die ewigen Reiche dargestellt wird. Der dritte Teil handelt von der Trauer des lyrischen Ichs über den Verlust Jesu, bevor es sich schnell mit der Aussicht auf seine Wiederkehr tröstet. Im letzten Teil, wendet sich das lyrische Ich direkt an Jesus mit einer Bitte um seine göttlichen Segnungen.

Analytisch betrachtet, besitzt das Gedicht eine regelmäßige Form mit vier Strophen á zehn Verse. Die Sprache ist erhöht und von barocker Prunkhaftigkeit, angereichert mit biblischen Anspielungen und archaischen Ausdrücken. Es zeichnet sich durch einen ausgeprägten Gebrauch von Metaphern und Wiederholungen aus, die der Betonung des erhabenen Themas dienen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Angelus Silesius in „Sie singt von seiner Himmelfahrt“ das Mysterium von Jesus Christi Himmelfahrt auf prunkvolle Weise vermittelt und dabei starke Emotionen wie Freude, Trauer und Hoffnung hervorruft. Er nutzt dabei die barocktypische, prachtvolle Sprache und die rituelle Form des Gebets, um ein beeindruckendes Bild der göttlichen Herrlichkeit zu zeichnen. Sein Ziel ist es, die Leserschaft zur spirituellen Reflexion und inneren Einkehr zu führen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sie singt von seiner Himmelfahrt“ des Autors Angelus Silesius. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1640 bis 1677 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst die Zeit von 1600 bis 1720. Die Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Literaturepoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten, aber insbesondere unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl Deutschlands ging um etwa ein Drittel zurück. Die Lyrik des Barocks ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) geprägt, die die Lebenseinstellung der Bevölkerung beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Bevölkerung von Gewalt und Zerstörung geprägt. Alle genannten Motive setzen sich auf verschiedene Art mit der weitverbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. Im Barock wurde die lateinische Sprache von der deutschen abgelöst. Zu den bekanntesten Dichtern des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Paul Fleming und Caspar Ziegler.

Das vorliegende Gedicht umfasst 205 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 44 Versen. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Gott ist mein Himmelbrot“, „Des Weisen Goldmachung“ und „Vom Wissen“. Zum Autor des Gedichtes „Sie singt von seiner Himmelfahrt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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