Sie liebt das Gebot Christi von Angelus Silesius

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Wie süß ist dein Gebot,
Du süßer Liebesgott!
Wie sanft und lind ist doch
Dein angelegtes Joch!
Wie lieblich, deinen Willen
Vollkömmlich zu erfüllen!
Wie leicht ist, die du hast
Uns auferlegt, die Last.
 
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Du heißest mich, allein
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Der Lieb ergeben sein.
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Du forderst nichts von mir
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Als heilge Liebsbegier.
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Ich soll den Nächsten lieben
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Und mich im Lieben üben,
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Und daß ich dieses kann,
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Zündst du mich selber an.
 
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Du gibst mir deinen Geist,
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Der tut dies allermeist.
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Du wirkst durch deine Hold,
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Was du von mir gewollt.
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Du trägst die keuschen Flammen
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In meine Seel zusammen.
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Du selbst, du Liebesgott,
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Hältst in mir dein Gebot.
 
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Ich danke dir, mein Licht,
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Daß du mich dies bericht.
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Ich danke dir, mein Gott,
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Für dieses neu Gebot.
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Ich preise dein Gemüte
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Für solche Lieb und Güte.
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Ich küsse deinen Mund,
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Der den Befehl tut kund.
 
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Ich will mich auch bemühn,
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Solchs einig zu vollziehn.
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Ich will bei Tag und Nacht
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Mit Fleiß drauf sein bedacht.
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Ich will mein Herz und Leben
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Dir und dem Nächsten geben.
44 
Gib mir nur, süßer Gott,
45 
Was fordert dein Gebot.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Sie liebt das Gebot Christi“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
45
Anzahl Wörter
184
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht wurde von Angelus Silesius verfasst, einem deutschsprachigen Schriftsteller und Theologen des 17. Jahrhunderts. Silesius ist bekannt für seine tiefen und spirituellen Gedichte, die oft in Form von tiefgründigen, mystischen Aphorismen verfasst sind. Aus historischer Sicht kann sein Werk in den Kontext des Barock gestellt werden, einer Zeit, in der sich Künstler und Schriftsteller oftmals mit spirituellen und religiösen Themen befassten.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass dieses Gedicht von der Liebe zu Gott und dem Wunsch, nach seinen Geboten zu leben, handelt. Silesius verwendet sanfte und liebevolle Sprache, um seine tiefe Verehrung und Liebe zu Gott zum Ausdruck zu bringen. Er spricht von Gott als einem „süßen Liebesgott“ und stellt das Leben nach seinen Geboten als angenehme und erfüllende Aufgabe dar.

Inhaltlich unterteilt sich das Gedicht in fünf Strophen mit jeweils acht Versen. In der ersten Strophe preist das lyrische Ich die Gebote Gottes und betont, wie sanft und mild diese sind. In der zweiten und dritten Strophe spricht es davon, dass Gott allein Liebe verlangt und menschliche Seelen mit seiner Liebe entflammt. In der vierten Strophe dankt das lyrische Ich Gott für seine Gebote und preist seine Güte. Abschließend erklärt es in der fünften Strophe, dass es sich bemühen wird, Gottes Gebote zu erfüllen und sein Herz und Leben Gott und dem Nächsten zu widmen.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass Silesius einen zärtlichen und liebevollen Ton einsetzt. Die Verse sind in Paarreimen verfasst, was eine harmonische und ausgewogene Wirkung erzeugt. Gleichzeitig verwendet Silesius eine einfache und direkte Sprache, die seine tiefen Gefühle und sein starkes Verlangen nach einem Leben in Harmonie mit Gottes Geboten deutlich zum Ausdruck bringt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Gedicht ein starkes Gefühl tiefer Liebe und Verehrung gegenüber Gott offenbart und das Bestreben ausdrückt, ein Leben zu führen, das den Geboten Gottes entspricht.

Weitere Informationen

Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Sie liebt das Gebot Christi“. 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Zwischen den Jahren 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „schiefrunde Perle“. Der Dreißigjährige Krieg war ein Territorial- und Religionskrieg in Europa, der für viel Elend, Zerstörung und Tod sorgte. Dazu kamen ein Niedergang der Wirtschaft und die Pest, welche das Unheil während des Dreißigjährigen Krieges nur noch befeuerte. Die Epoche des Barocks zeichnet sich insbesondere durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Jenseits und Diesseits, Wollust und Tugend oder Weltverneinung und Weltzugewandtheit. In der Literatur des Barocks löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Im Barock war der überwiegende Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Fürstenhuldigung. Für wohlhabende Bevölkerungsschichten schrieben Lyriker für Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten. Die Dichtung der Literaturepoche des Barocks wird deswegen auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das 184 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 45 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Du mußt geübt werden“, „Gott ist mein Himmelbrot“ und „Des Weisen Goldmachung“. Zum Autor des Gedichtes „Sie liebt das Gebot Christi“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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