An die Jungfrau Maria von Angelus Silesius

Sag an, o werte Frau, hat dich nicht auserkorn
Die Demut, daß du Gott empfangen und geborn?
Sag, obs was anders ist? damit auch ich auf Erden
Kann eine Magd und Braut und Mutter Gottes werden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.4 KB)

Details zum Gedicht „An die Jungfrau Maria“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
36
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Jungfrau Maria“ wurde von Angelus Silesius verfasst, einem Dichter des Barocks, der im 17. Jahrhundert lebte. Der Barock war die Zeit von etwa 1600 bis 1720, so dass dieses Gedicht in diesem Zeitraum entstanden sein muss.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es in Form einer direkten Anrede an die Jungfrau Maria formuliert ist. Der Autor verwendet religiöse und respektvolle Begriffe, um Maria, die Mutter von Jesus Christus, anzusprechen.

Inhaltlich stellt das lyrische Ich in den ersten beiden Versen in Frage, ob demütige Hingabe, also Demut, der Grund ist, warum Maria auserwählt wurde, um Gott — im christlichen Glauben Jesus — zu empfangen und zu gebären. In den Versen drei und vier stellt das lyrische Ich die Frage, ob es irgendetwas anderes gibt, das es tun oder sein muss, um ebenfalls eine Magd, Braut und Mutter Gottes zu werden. Dies könnte darauf hindeuten, dass das lyrische Ich einen tiefen Wunsch hat, Gott in dem gleichen Maße zu dienen und ihm nahe zu sein, wie Maria es war.

Was die Form angeht, handelt es sich bei diesem Gedicht um eine Strophe aus vier Versen. Es folgt kein eindeutiges Reimschema.

Die Sprache, die Silesius verwendet, ist hochgestochen und trägt zur feierlichen Stimmung und zum religiösen Kontext des Gedichts bei. Er nutzt archaische Formulierungen wie „sag an“ oder „hat dich nicht auserkorn“, die unverkennbar auf die zeitliche Einordnung des Gedichts in der Barockzeit hinweisen. Die Metaphern „Magd“, „Braut“ und „Mutter Gottes“ stehen für unterschiedliche Rollen, die Maria im christlichen Glauben einnahm und welche das lyrische Ich anstrebt.

Zusammenfassend interpretiere ich dieses Gedicht als Ausdruck des tiefen Glaubens und der Sehnsucht des lyrischen Ichs, eine Beziehung zu Gott zu haben, die ebenso tief und bedeutungsvoll ist wie die der Jungfrau Maria. Es stellt Fragen darüber, wie es diese Nähe erreichen kann und was es dafür tun muss, ein Echo der Fragen, die viele Gläubige sich selbst stellen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An die Jungfrau Maria“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Angelus Silesius. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Zwischen den Jahren 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Literaturepoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „schiefrunde Perle“. Das Leben der Menschen der damaligen Zeit war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige erlaubten sich einen pompösen Lebensstil, wohingegen das normale Volk von Armut geplagt war. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Es herrschte in der Epoche des Barocks ein sehr gegensätzliches (antithetisches) Weltbild. Verschwendung und Luxus der Adeligen standen Leid und Armut innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur im Barock war ebenso geprägt von inhaltlichen Widersprüchen. Diesseits und Jenseits standen sich ebenso gegenüber wie Ernst und Spiel oder Schein und Sein. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache im Schriftwerk - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch die deutsche Sprache. Zu den berühmtesten Schriftstellern des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Paul Fleming und Caspar Ziegler.

Das vorliegende Gedicht umfasst 36 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 4 Versen. Weitere Werke des Dichters Angelus Silesius sind „Vom Wissen“, „Vom Gewissen“ und „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An die Jungfrau Maria“ weitere 1832 Gedichte vor.

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