Die geistliche Hochzeit von Angelus Silesius
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Die Braut ist meine Seel, der Bräutgam Gottes Sohn, |
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Der Priester Gottes Geist und seiner Gottheit Thron |
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Ist der Vermählungsort. Der Wein, der mich macht trunken, |
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Ist meines Bräutgams Blut, die Speisen allzumal |
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Sind sein vergöttet Fleisch; die Kammer und der Saal |
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Unds Bett ists Vaters Schoß, in der wir sind versunken. |
Details zum Gedicht „Die geistliche Hochzeit“
Angelus Silesius
1
6
52
1624 - 1677
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die geistliche Hochzeit“ wurde von Angelus Silesius verfasst, einem christlichen Mystiker des Barocks, der von 1624 bis 1677 lebte. Seine Schriften werden häufig als Ausdruck der Gegenreformation und des katholischen Mystizismus interpretiert.
Auf den ersten Eindruck ist das Gedicht stark religiös geprägt, gefüllt mit christlichen Symbolen und Metaphern.
Inhaltlich ist das lyrische Ich Teil einer geistlichen Hochzeit, mit der Seele als Braut und Gottes Sohn, also Jesus, als Bräutigam. Der Priester symbolisiert Gottes Geist und der Ort der Vereinigung ist der Thron der Gottheit, sprich das himmlische Reich. Der Trank ist das Blut Christi und die Speisen sein Fleisch - eine Anspielung auf die Eucharistie, das Abendmahl. Der letzte Vers des Gedichts verweist auf die endgültige Einheit mit Gott, da die Kammer, der Saal und das Bett als Schoß des himmlischen Vaters beschrieben werden, in die man versinkt.
Das lyrische Ich nutzt hier viele christliche Konzepte, um eine direkte und sehr persönliche Verbindung zu Gott und Jesus Christus zu skizzieren. Es geht um eine tiefe spirituelle Erfahrung, die bei traditionellen christlichen Riten wie dem Abendmahl beginnt und in der völligen Vereinigung mit Gott gipfelt.
Die Form und die Sprache des Gedichts sind repräsentativ für die Zeit, in der es geschrieben wurde - während der Barockzeit war die Poesie reich an Versen und Reimen und die Sprache war sehr bildhaft und symbolisch. Silesius nutzt diese Techniken, um ein sehr spirituelles und persönliches Erlebnis zu beschreiben. Jeder Vers beinhaltet unterschiedliche christliche Symbole, und das Gedicht als Ganzes ist eine Kette von Metaphern, die auf die christliche Vorstellung von der Vereinigung mit dem Göttlichen abzielen. Das Gedicht folgt jedoch keiner streng festgelegten Reimordnung oder einem festen Metrum, was es zu einem freien Versgedicht macht.
Weitere Informationen
Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Die geistliche Hochzeit“. Der Autor Angelus Silesius wurde 1624 in Breslau geboren. Im Zeitraum zwischen 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Früh-, Hoch- und Spätbarock. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Literaturepoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten und vorwiegend unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl Deutschlands ging um etwa 30 Prozent zurück. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Armut und Pessimismus, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Im Zeitalter des Barocks wurde die lateinische Sprache von der deutschen abgelöst. Die Autoren gehörten in der Regel dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adelige. Berühmte Literaten des Barocks sind beispielsweise Andreas Gryphius, Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 52 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 6 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Angelus Silesius sind „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“, „Man achtet das Ewige nicht“ und „Der Mensch ist groß vor Gott“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die geistliche Hochzeit“ weitere 1832 Gedichte vor.
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