Ostereier von Edgar Steiger

Das Osterei ist ein Symbol:
Das Volk kann niemals sterben;
Doch kluge Köche können wohl
Die Schale anders färben.
 
Längst mischen sie ihr rouge et noir,
Doch weiß ein jeder Bayer:
Die harten Eier heißen „Oar“,
Die weichen nennt man Eier.
 
Wer dich in den April geschickt,
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Verhau den Kerl nur feste!
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Doch wisse: wer mit weichen spickt,
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Bekleckert sich die Weste.
 
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Beim Eierlegen gibt’s Geschrei,
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Gegacker und Gebimmel.
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Ein schwarzes Ei – ein faules Ei!
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Es platzt und stinkt zum Himmel.
 
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Drum, wenn du Eierkuchen bäckst,
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Prüf’ erst das Ei im Glase!
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Bevor du mit der Zunge schmeckst,
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So rieche mit der Nase!
 
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Und ist’s der Henne einerlei,
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Ob Körner auf der Tenne,
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Ob Häcksel, ei, so sei das Ei
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Mal klüger als die Henne!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Ostereier“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Ostereier“ ist Edgar Steiger, der von 1858 bis 1919 lebte. Dies ermöglicht eine zeitliche Einordnung in die Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt eine leichte, humorvolle Note auf, die durch die Verwendung des volkstümlichen Themas der Ostereier und die alltagssprachliche Ausdrucksweise erreicht wird. Des Weiteren kommt eine Art Gesellschaftskritik zum Ausdruck, die sich in den Anspielungen auf die „klugen Köche“ manifestiert, die „die Schale anders färben“ können.

Inhaltlich gibt das lyrische Ich mithilfe von humorvollen und teilweise ironischen Metaphern seine Sicht auf gesellschaftliche Themen zum Ausdruck. Es betont die Kontinuität und Unsterblichkeit des Volkes (dargestellt durch die Ostereier als Symbol), macht jedoch gleichzeitig darauf aufmerksam, dass diejenigen mit Macht und Einfluss (die „klugen Köche“) die Situation beeinflussen und verändern können. In weiteren Strophen spielt der Autor mit alltäglichen Begriffen und Redewendungen und erhebt sie zum Sinnbild für gesellschaftliche Phänomene und Prozesse, wie etwa Falschheit („schwarzes Ei“) und Sorgfalt oder Skepsis („Prüf’ erst das Ei im Glase“).

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht im traditionellen Vierzeiler-Stil gehalten. Die Sprache ist alltagstümlich und gewährleistet dadurch eine erleichterte Zugänglichkeit. Der Wechsel zwischen humorvoll-kritischen und ernst-anregenden Passagen erzeugt eine harmonische Balance zwischen Unterhaltung und Reflexion.

Schließlich fordert der Autor in den letzten Versen mit dem Aufruf, „klüger als die Henne“ zu sein, die Leser indirekt dazu auf, kritisch zu sein und das eigene Handeln und die gesellschaftlichen Prozesse zu hinterfragen – eine Aufforderung, die in ihrer aktuellen Relevanz auch heute noch Bestand hat.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ostereier“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Edgar Steiger. Im Jahr 1858 wurde Steiger in Egelshofen geboren. 1911 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 127 Worte. Ein weiteres bekanntes Gedicht des Autors Edgar Steiger ist „Ostermärchen“. Zum Autor des Gedichtes „Ostereier“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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