Sehnsucht nach Elsgen von Paul Fleming

Erbarme du dich meiner Qualen,
du dicker wüster Hain,
dem Titans allerhellste Strahlen
doch geben keinen Schein.
Wie dunkel hier ist deine schwarze Höle,
so finster auch ist meine kranke Seele.
 
Laß unter deinem stillen Schatten
mein Klagen sicher gehn
und höre meinen Sinn, den matten,
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sein Leidlied recht erhöhn,
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den armen Sinn, der seinen Haß auch liebet,
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den nichts erfreut, als daß er ist betrübet.
 
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So muß ich Toter dennoch leben?
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Ach! kan diß müglich sein?
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Was meiner Seelen Trost soll geben,
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das selbst ist ihre Pein.
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Ach mir! was ists vor ein verkehrtes Wesen,
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das mich bringt um, von dem will ich genesen.
 
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Glaubts, wo ihrs anders könnt verstehen,
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ihr Blätter ingesammt,
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der Pein muß eure Zahl nachgehen,
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in die ich bin verdammt.
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Die Wolge hier hat nicht so viel der Tropfen
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als Ängste mir an meine Seele klopfen.
 
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Es möchte müglich sein zu messen
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die Flut der Kasper-See,
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zu zählen wie viel Bienen essen
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von Hyblens süßem Klee,
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nur meine Pein, ein Ding auf aller Erden
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kan nicht gezählt, kan nicht gemessen werden.
 
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Naturlich ists, daß stetigs Klagen
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uns endlich alle macht.
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Ich werd' erquickt durch ewigs Plagen
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und will sein umgebracht.
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Laß seh'n, ob ich durch Freude denn kan sterben,
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dieweil kein Leid mich doch nicht kan verderben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Sehnsucht nach Elsgen“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
212
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Sehnsucht nach Elsgen“. Im Jahr 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Zwischen den Jahren 1625 und 1640 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Früh-, Hoch- und Spätbarock. Das Leben der damaligen Zeit war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige erlaubten sich einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Insbesondere Pest und Krieg in der Literaturepoche des Barocks zeigen auch ein markantes Merkmal auf: der Gegensatz. Zum einen Armut, Elend und Tod, zum anderen Macht, Prunk und Glanz. So lebte die normale Bevölkerung in bitterer Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren des Barock begannen, ihre Werke in Deutsch zu veröffentlichen. Da innerhalb der Zeit des Barocks der Wohlklang und die äußere Ästhetik eines literarischen Werkes eine bedeutende Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden häufig Symbole, Metaphern und Hyperbolik (Übertreibung) eingesetzt.

Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 212 Worte. Der Dichter Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Tugend ist mein Leben“, „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“ und „Auf die Weise des 101. Psalms“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sehnsucht nach Elsgen“ weitere 366 Gedichte vor.

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