Ludwigs des Frommen Tod von Adelheid Karoline Wilhelmine Julie von Stolterfoth

1	Es kommt ein Schiff geschwommen
2	Herab den stolzen Rhein,
3	Die weißen Segel wallen
4	Im gold'nen Mittagsschein;
5	Umgeben von Getreuen
6	Ruht drin gebettet weich
7	Der fromme Kaiser Ludwig,
8	So krank und todesbleich.
9	?Legt an, legt an, ihr Schiffer,
10	Bei dieser stillen Au,
11	Da weh'n durch schatt'ge Bäume
12	Die Lüfte mild und lau,
13	Da rasseln keine Schwerter,
14	Da tönt kein Schlachtgesang
15	Mir vom Verrath der Söhne
16	Mit fürchterlichem Klang.
17	?Und auf dem grünen Rasen,
18	Ihr Treuen, spannt mein Zelt,
19	Auf daß in Frieden ruhe
20	Der Herrscher einer Welt.
21	Schon rauscht des Rheines Welle
22	Ein sanftes Schlummerlied,
23	Und leichter wird sich schließen
24	Mein Auge trüb und müd".
25	Es sprach's der kranke Kaiser,
26	Da wird erfüllt sein Wort,
27	Man trägt ihn auf ein Lager
28	Am kleinen Inselport.
29	Wie blaß sind seine Wangen,
30	Wie todesmatt sein Blick,
31	Er richtet ihn voll Trauer
32	Nach Ingelheim zurück.
33	Und auf den Zinnen leuchtet
34	Der letzte Abendstrahl,
35	Die hundert Säulen schimmern
36	Am stolzen Kaisersaal;
37	Da fühlt der fromme Ludwig,
38	Daß seine Stunde schlägt,
39	Er betet lang und leise
40	Und sagt von Schmerz bewegt:
41	?Seht wie der Glanz der Säulen
42	Verschwunden ist in Nacht, ?
43	Bald wird auch so vergehen
44	Der Karolinger Macht! ?
45	Sagt meinen fernen Söhnen,
46	In Wehr und Waffen wild,
47	Daß sie dies Herz gebrochen,
48	Zu weich und vatermild.
49	?Doch will es gern vergeben,
50	Vergessen muß es bald
51	Der Erde Lust und Schmerzen,
52	Haß, Liebe und Gewalt!
53	Ihr Ritter, nehmt die Krone.
54	Umglänzt von nicht'gem Schein,
55	Lothar soll sie empfangen,
56	Er wird nun Kaiser sein.
57	?Und bringt ihm auch den Zepter,
58	Zu schwer oft meiner Hand,
59	Bringt ihm den Purpurmantel,
60	Denn nun zum dritten Male
61	Vom stolzen Kaiserthron,
62	Doch, ach, in's Grab hernieder,
63	Steigt, großer Karl! Dein Sohn.
64	?Aus ? aus ?" sein Auge sinket
65	Umhüllt von Todesnacht,
66	Er hat den Kampf bestanden,
67	Er hat den Sieg vollbracht.
68	Doch um die Königsleiche
69	Knie'n traurig und voll Schmerz
70	Die Ritter zum Gebete
71	Für das gebrochne Herz.

Details zum Gedicht „Ludwigs des Frommen Tod“

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „Ludwigs des Frommen Tod“ ist Adelheid Karoline Wilhelmine Julie von Stolterfoth. Die Autorin Adelheid Karoline Wilhelmine Julie von Stolterfoth wurde 1800 in Eisenach geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1816 bis 1875 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 314 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 71 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Adelheid Karoline Wilhelmine Julie von Stolterfoth ist auch die Autorin für das Gedicht „Auf Erden ist nicht Dauer!“, „Zuversicht“ und „Das Lied“. Zur Autorin des Gedichtes „Ludwigs des Frommen Tod“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 12 Gedichte vor.

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