An seine Schöne, als sie ihr Nahmensfest begieng von Johann Christian Günther
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Wenn dieses welcke Blat, du englische Grisette, |
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Nicht seine Kostbarkeit von deinem Nahmen hätte, |
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So spräch ich allerdings, daß meine Dichterey |
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Des Feuers würdiger als deiner Augen sey. |
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Die Ehrfurcht, so mein Geist vor deiner Gottheit heget, |
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Die Liebe, so mein Herz zu deiner Schönheit träget, |
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Sind Feinde, derer Streit mich beiderseits verlezt, |
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Nachdem sie meine Brust zur Wahlstatt ausgesezt, |
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Auf welcher sie bisher mit gleichem Glücke kriegen; |
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Denn beide sind geschickt, einander obzusiegen. |
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Die Liebe, wie es scheint, bekommt nunmehr das Feld, |
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Weil dein geneigter Blick ihr Schuz und Rücken hält; |
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Sie selbst hat mir die Hand zu dieser Schrift geführet, |
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In welcher meine Pflicht das erste Kind gebiehret. |
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Die Morgenröthe taucht ihr Kleid in Scharlach ein |
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Und will, jedoch umsonst, den Rosen ähnlich seyn, |
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Die Venus und ihr Sohn auf deinem Munde brechen, |
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Weil deine Reizungen sie in die Augen stechen. |
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Der Widerwillen legt der Sonne Zügel an, |
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Die ihres gleichen nicht auf Erden leiden kan; |
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Ihr Säumnüß billiget die Faulheit ihrer Pferde, |
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Damit ihr Antliz nicht von dir beschämet werde. |
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Gewis, die Lippe führt ein reiches Kaufmannsgut, |
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Und das Gesichte zeigt ein Meer voll Milch und Blut, |
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Allwo die Gratien am Ufer deiner Wangen |
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So Perlen suchen gehn als Purpurschnecken fangen. |
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Die Lilgen wuchern starck auf der . . . . . Haut, |
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Der Brüste weicher Pfiehl ist vor den Schwan gebaut, |
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Und ihre Schönheit läst uns aus den Schalen schließen, |
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Was vor Entzückungen im Kerne wohnen müßen. |
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Ach, daß der Himmel doch mit uns so hart verfährt, |
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Da er das Sehn erlaubt und den Genuß verwehrt. |
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O karge Mildigkeit, was hilft es Brunnen wißen |
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Und dennoch keinen Trunck vor seinen Durst genießen! |
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Denn wäre dieses nicht, so würde meine Hand |
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Und wohl noch etwas mehr mit deiner Schoos bekand, |
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Ich aber dörfte nicht mit deinen Kleidern zancken, |
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Die mir den ebnen Weg ins Paradies verplancken. |
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Jedoch der Umschweif hat, kaum eh ich es gedacht, |
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Den ungewißen Fuß vom Wege weggebracht. |
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Verzeih, berühmtes Kind, die Freyheit meiner Lieder, |
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Und ist des Dichters Scherz der Tugend nicht zuwider, |
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So las mich diesesmahl, es kan gar leicht geschehn, |
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Die Sonne deiner Huld im ersten Zeichen sehn; |
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Dies ist ein guter Blick, der mit geneigtem Lichte |
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Den wohlgemeinten Wuntsch nach deiner Güte richte: |
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Der Tag, der heute sich vor Hochmuth selbst nicht kennt, |
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Weil der Calender ihn nach deinem Nahmen nennt, |
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Soll dir das holde Fest noch tausendmahl verjüngen |
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Und manches Jubeljahr zu deinem Glücke bringen; |
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So viel die Frühlingsluft den Bäumen Laub gebiehrt, |
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So viel der rauhe Nord den Ästen Haar entführt, |
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So viel Vergnügung soll die allgemeinen Plagen |
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Des Leidens in der Welt aus deiner Gränze jagen. |
Details zum Gedicht „An seine Schöne, als sie ihr Nahmensfest begieng“
Johann Christian Günther
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434
1714
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An seine Schöne, als sie ihr Nahmensfest begieng“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Christian Günther. Geboren wurde Günther im Jahr 1695 in Striegau. 1714 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Literaturepoche des Barocks, die sich in Deutschland während und nach dem Dreißigjährigen Krieg entfaltete. Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 und endete im Jahr 1648. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Der Dreißigjährige Krieg war ein Territorial- und Religionskrieg in Europa, der für Zerstörung, Tod und Elend sorgte. Dazu kamen ein Niedergang der Wirtschaft und die Pest, welche das Unheil während des Dreißigjährigen Krieges nur noch verschärfte. Die Literaturepoche des Barocks zeichnet sich primär durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Literatur des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Jenseits und Diesseits, Tugend und Wollust oder Weltverneinung und Weltzugewandtheit. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung des Lateinischen in der Literatur - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch das Deutsche. Da innerhalb der Zeit des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine wichtige Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform jener Zeit das Gedicht. In den Gedichten wurden häufig Symbole, Metaphern und Hyperbolik verwendet.
Das Gedicht besteht aus 54 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 434 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Günther sind „Was man von galanten Kindern“, „Ich will lachen, ich will scherzen“ und „Gedacht und auch geschehn. Ihr Pierinnen lacht“. Zum Autor des Gedichtes „An seine Schöne, als sie ihr Nahmensfest begieng“ haben wir auf abi-pur.de weitere 264 Gedichte veröffentlicht.
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