Was gebe ich Ihm? von Luise Hensel

Herr! nimmer soll dies schwache Herz
An Deiner Huld verzagen;
Du wirst es treu durch Freud' und Schmerz
Dereinst zur Heimath tragen.
 
Es soll nicht Freude, soll nicht Leid
Von Dir, o Gott! mich treiben;
Ich will in Zeit und Ewigkeit
Dein Eigenthum verbleiben.
 
Ach! wäre doch die Erde mein
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Mit ihren Blumenfeldern,
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Mit ihrem Mond- und Sonnenschein,
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Mit ihren grünen Wäldern,
 
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Mit ihrer Vöglein Sang und Klang,
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Die mich so lieblich grüßen:
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Dir legt' ich sie aus Lieb' und Dank,
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O Jesus! gleich zu Füßen.
 
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Doch, Herr! Du hast mich wie die Welt
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Ja selbst aus Nichts bereitet
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Und hast Dein blaues Himmelszelt
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Hoch über mich gebreitet.
 
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Du hast die Kindheit mein gepflegt
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Durch treuer Eltern Liebe,
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Dein Wort mir früh in's Herz gelegt,
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Auf daß es Wurzeln triebe.
 
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Du hast den Engel mir verliehn,
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Der hin zu Dir mich leitet,
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Und hast, um mich zu Dir zu ziehn,
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Die Arme ausgebreitet.
 
29 
O, guter Herr! was kann ich Dir
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Für all die Liebe geben?
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Laß mich in Einfalt denn allhier
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Zu Deiner Ehre leben.
 
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Und laß mich Deine Treu' und Huld
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Doch nimmermehr vergessen,
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Laß Deine Gnad' und meine Schuld
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Im Herzen mich ermessen.
 
37 
Laß mich in treuer Liebe Gluth
38 
Doch nimmermehr erkalten,
39 
Und laß mich Dich, Du einzig Gut,
40 
Recht fest im Herzen halten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Was gebe ich Ihm?“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
216
Entstehungsjahr
1819
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Was gebe ich Ihm?“ wurde von Luise Hensel verfasst, einer deutschen Lyrikerin, die von 1798 bis 1876 lebte. Hinsichtlich ihrer Epoche lässt sie sich der literarischen Strömung der Romantik und teilweise auch Biedermeier zuordnen.

Vom ersten Eindruck her stellt das lyrische Ich eine enge Beziehung zu Gott dar. Das lyrische Ich drückt seinen Glauben an Gott aus und seine Dankbarkeit für Gottes Gaben und Segnung ihres Lebens. Es betont seine Hingabe und Treue zu Gott und spricht auch seinen Wunsch aus, ihm auf irgendeine Art etwas zurückgeben zu können.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit den Themen Glaube, Hingabe und Dankbarkeit auseinander. Das lyrische Ich reflektiert über seine Beziehung zu Gott, seine Liebe und Hingabe zu ihm und sein Verlangen, ihm nahe zu sein. Es drückt seinen tiefen Wunsch aus, Gott zu ehren und ihm zu dienen und zeigt eine entschiedene Bereitschaft, Gottes Eigentum zu bleiben. Es räumt ein, dass es Gott nichts Materielles geben kann, da die gesamte Welt, einschließlich der Natur, bereits ihm gehört und von ihm erschaffen wurde. Daher ist seine einzige „Gabe“ seine Liebe, Dankbarkeit und Hingabe.

Das Gedicht hat eine klar strukturierte Form: Es besteht aus zehn Strophen zu je vier Versen, wobei jede Strophe eine abgeschlossene inhaltliche Einheit bildet. Es werden durchgehend Endreime in der Form AABB eingesetzt. Die Sprache des Gedichts ist schlicht und klar, unter Verwendung von traditionell religiöser Diktion, wodurch es leicht verständlich und trotz seiner religiösen Inhalte fließend zu lesen ist. Die rhetorischen Fragen, die das lyrische Ich stellt, bringen seine Ratlosigkeit und Sehnsucht zum Ausdruck, Gott etwas zurückgeben zu wollen. Sie verstärken die emotionale Intensität des Gedichts und ermöglichen eine direkte Ansprache Gottes.

Insgesamt zeigt das Gedicht „Was gebe ich Ihm?“ von Luise Hensel mit seiner formgerechten Struktur und seiner erhabenen Sprache einen tiefen Ausdruck von Hingabe und Liebe zu Gott sowie eine intensive Reflexion über die Dankbarkeit und den Wunsch, sich Gott zu erweisen. Es bietet einen Einblick in die tiefen Gefühle des lyrischen Ichs und seine enge Verbindung zu Gott und verdeutlicht die zentrale Rolle von Glaube und Hingabe im Leben des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Was gebe ich Ihm?“ ist Luise Hensel. 1798 wurde Hensel in Linum geboren. 1819 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 216 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Die Gedichte „Müde bin ich“, „O Kreuz, o Quell der Freuden“ und „Herz, mein Herz, wie schwer die Schuld!“ sind weitere Werke der Autorin Luise Hensel. Zur Autorin des Gedichtes „Was gebe ich Ihm?“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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