Was du noch zu thun hast von Luise Hensel

O glaube, glaube, glaube
Dem ew'gen Gotteswort,
Daß dir kein Zweifel raube
Des Lebens Schutz und Hort.
 
Und hoffen, hoffen, hoffen
Sollst du, was Er verhieß:
Wer anklopft, dem steht offen
Sein selig Paradies.
 
Und liebe, liebe, liebe
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Mit jedem Herzensschlag;
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Ruf' alle guten Triebe
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In deinem Innern wach.
 
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Und Reue, Reue, Reue,
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Die wecke tief und zart,
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Weil du so schwach die Treue
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Dem Treu'sten hast bewahrt.
 
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Und preise, preise, preise
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Ihn laut mit frohem Dank,
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Daß Er so mild und weise
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Dich führt den Pilgergang.
 
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Und leide, leide, leide
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Geduldig, was dich drückt:
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Bald kehrt sich Leid in Freude,
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Die ewig dich entzückt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Was du noch zu thun hast“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1853
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Was du noch zu thun hast“ wurde von Luise Hensel verfasst. Hensel war eine deutsche religiöse Lyrikerin und Erzieherin, sie lebte von 1798 bis 1876. Sie gehört somit dem literaturhistorischen Zeitalter der Biedermeier und Vormärz an.

Auf den ersten Blick fällt der klare appelative Charakter dieses Gedichts auf. Hier spricht ein lyrisches Ich zu einem imaginären Du, gibt diesem Ratschläge und Anleitungen fürs Leben und insbesondere für die richtige religiöse Haltung.

In ihrem Gedicht leitet das lyrische Ich das imaginäre Du an, stets im Glauben an das ewige Gotteswort festzuhalten (1. Strophe), Hoffnung in Gottes Verheißung zu setzen (2. Strophe), zu lieben und gute Triebe zu wecken (3. Strophe), Reue zu empfinden für die mangelnde Treue gegenüber Gott (4. Strophe), Gott zu preisen und ihm Dank zu bezeugen (5. Strophe) und schließlich, geduldig zu ertragen, was einem Leid zufügt, da letztlich aus Leid Freude entstehen wird (6. Strophe).

Formal ist das Gedicht streng strukturiert mit sechs vierzeiligen Strophen. Die ersten Verszeilen jeder Strophe wiederholen drei Mal den zentralen Imperativ für die jeweilige Strophe (glauben, hoffen, lieben, reuen, preisen, leiden). Jeder dieser Imperative wird im Folgenden mit dem Bezug zu Gott und der eigenen Lebensführung und Innerlichkeit konkretisiert. Es entsteht so eine rhythmische, fast schon mantraartige Sprache, die zugleich die emotionale Intensität der dort beschriebenen Lebens- und Glaubenspraxis unterstreicht.

Die Sprache des Gedichts ist durchgehend klar und verständlich, ihre Bilder sind biblisch geprägt. Sie vermittelt einerseits eine strenge religiöse Haltung, andererseits bietet sie Trost und Hoffnung in der Gewissheit der göttlichen Güte, Weisheit und Erbarmung. Im Zusammenhang mit der eigenen menschlichen Schwäche, die in Leid, Versagen und Treulosigkeit gegenüber Gott besteht, wird Reue und das Leiden als notwendiger Teil des Lebens angenommen und in Hoffnung für eine zukünftige Freude integriert, die ewig Glück verspricht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Was du noch zu thun hast“ der Autorin Luise Hensel. Geboren wurde Hensel im Jahr 1798 in Linum. Das Gedicht ist im Jahr 1853 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Realismus zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Die Dichterin Luise Hensel ist auch die Autorin für Gedichte wie „Und Gottes Friede sei mit dir“, „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“ und „Ach, lieber Gott, wie krank und matt“. Zur Autorin des Gedichtes „Was du noch zu thun hast“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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