Der Wandersmann und die Sonnenuhr von Magnus Gottfried Lichtwer

Bey einer Sonnenuhr blieb einst ein Wandrer stehn;
Die Morgensonne schien, die Uhr wies auf halb achte.
Der Mann sprach: Es ist früh, ich will bis Mittags gehn.
Indem er sich darauf bedachte,
So kam ein dickes Wolkenheer;
Die Sonne ward verhüllt. Der Wandersmann sah wieder
Nach seiner Sonnenuhr, und rieb die Augenlieder:
Die Uhr wies keine Stunden mehr.
 
O, sprach er, falsches Ding, das an das Glück sich bindet!
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Hinweg mit einem solchen Freund,
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Der mich so lange kennt, als mir die Sonne scheint,
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Und wenn sie nicht scheint, mir verschwindet!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Wandersmann und die Sonnenuhr“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
nach 1735
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Wandersmann und die Sonnenuhr“ stammt von Magnus Gottfried Lichtwer, einem Autor des 18. Jahrhunderts. Bei der Lektüre des Gedichtes entsteht zunächst der Eindruck einer erzählenden Dichtung mit klaren und anschaulichen Bildern, die eine alltägliche Begebenheit beschreiben.

Der Inhalt des Gedichts ist relativ einfach: Ein Wanderer hält bei einer Sonnenuhr an, beobachtet die Zeit und plant, bis Mittag zu reisen. Während er dies bedenkt, ziehen Wolken auf und die Sonnenuhr hört auf, die Zeit anzuzeigen. Daraufhin wird der Wanderer in seinem Vertrauen auf die Sonnenuhr enttäuscht, weil sie nur funktioniert, wenn die Sonne scheint.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht könnte den Wandersmann repräsentieren, der seine Enttäuschung über die Unzuverlässigkeit der Sonnenuhr zum Ausdruck bringt. Hier könnte eine Metapher vorliegen, die eine tiefere Bedeutung andeutet: Möglicherweise kritisiert das lyrische Ich die Unbeständigkeit und Unzuverlässigkeit von Dingen oder sogar Personen, die nur in guten Zeiten präsent und nützlich sind, in schwierigen Zeiten jedoch verschwinden.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus zwei Strophen, wobei die erste Strophe mit acht Versen länger ist als die zweite mit vier Versen. Die Sprache ist klar und unverschnörkelt, mit lebendigen Bildern, die die Handlung verständlich und anschaulich machen. Die Metrik und das Reimschema bzw. deren Abwesenheit konnten hier leider nicht erfasst werden, da diese Elemente in der Textvorlage nicht erkennbar sind. Möglicherweise könnten diese Elemente weitere Aufschlüsse über die Bedeutung und Intention des Gedichts geben.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Lichtwer mit diesem Gedicht eine scheinbar einfache Alltagssituation beschreibt, die aber eine tiefere philosophische oder kritische Aussage beinhalten könnte.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Wandersmann und die Sonnenuhr“ ist Magnus Gottfried Lichtwer. Lichtwer wurde im Jahr 1719 in Wurzen geboren. Zwischen den Jahren 1735 und 1783 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Wien. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 92 Worte. Zum Autor des Gedichtes „Der Wandersmann und die Sonnenuhr“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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