Bild von Wilhelm Walloth

Es brennt auf des Grabsteins Zierat
Des Mittags goldene Glut;
Unter den staubigen Dolden
Ein kühler Schläfer ruht.
 
Der Hirt, gebeugt auf dem Stabe,
Die alte Inschrift liest,
Wie um den Schläfer im Moose
Der Mutter Träne fließt.
 
Die Lämmer grasen weiter,
10 
Alles glänzt und verstummt
11 
Träumerisch und des Vergessenen
12 
Grab eine Biene summt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Bild“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1854 - 1932
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht trägt den Titel „Bild“ und wurde von Wilhelm Walloth geschrieben, der von 1854 bis 1932 lebte. Daher kann das Gedicht in die Epoche des Realismus (1848-1890) verortet werden, auch wenn es Merkmale der poetischen Romantik zeigt.

Beim ersten Lesen entsteht ein lebhafter und zugleich melancholischer Eindruck. Das Gedicht beschreibt eine Szene auf einem Friedhof zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht und das goldene Licht auf einen Grabstein fällt. Ein Schäfer liest die Inschrift auf dem Grabstein, während seine Schafe weitergrasen. Die Erwähnung der Muttertränen lässt darauf schließen, dass der Verstorbene für sie von großer Bedeutung war. Am Ende des Gedichts wird der Eindruck des Vergessenen und der Vergänglichkeit durch das Summen einer Biene auf dem Grab verstärkt.

Das lyrische Ich erweckt nicht nur ein scharfes Bild der Szene vor dem inneren Auge des Lesers, sondern vermittelt auch Gefühle von Trauer, Einsamkeit und Vergänglichkeit. Es scheint um das Vergessen und die Isolation des Todes anzuspielen und vielleicht auch auf die Unausweichlichkeit und Allgegenwart des Todes hinzuweisen.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je vier Versen, was eine gewisse Ordnung und Struktur vermittelt. Die Sprache des Gedichts ist klar und präzise, und doch erzeugen die Worte eine Atmosphäre der Einsamkeit und des Vergessens. Die Beschreibungen sind bildhaft und einfühlsam. Besonders erklärungsbedürftig und gleichzeitig eindrucksvoll ist die letzte Zeile, in der das Summen einer Biene auf dem Grab sowohl Leben als auch Vergänglichkeit symbolisiert.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Wilhelm Walloths „Bild“ ein bebildertes, emotionales Gedicht ist, das wesentliche Themen des Lebens – Tod, Trauer, Einsamkeit und Vergänglichkeit – in einer eindrucksvollen Szene einfängt und dabei tiefgehende Gefühle beim Leser weckt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Bild“ ist Wilhelm Walloth. Geboren wurde Walloth im Jahr 1854 in Darmstadt. Im Zeitraum zwischen 1870 und 1932 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 54 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Wilhelm Walloth ist auch der Autor für Gedichte wie „Nach dem Begräbnis“. Zum Autor des Gedichtes „Bild“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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