Inbrunst von Oskar Loerke

Die Sterne sind zu groß und mußten wohl deshalb
So weit hinaus, und sie erhellen nichts bei uns.
Der Wind stieg tastend aus der Nacht des Weltenbrunns.
Er sitzt den Heimathügeln auf der Brust als Alp.
 
Die Wolken fahren auf wie Schiffe vor der Schlacht.
Ist mir die Sehnsucht ferner Welten zugeirrt?
Du, Erde, bist mein Saal, doch meine Seele wird
Auf einem andern Sterne schlafen diese Nacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Inbrunst“

Autor
Oskar Loerke
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
1884 - 1941
Epoche
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem deutschen Schriftsteller Oskar Loerke, der in der Zeit der erste Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte und wirkte. Loerke gehört zur Literaturströmung des Expressionismus und dieses Gedicht, mit dem Titel „Inbrunst“, ist charakteristisch für diese Epoche und seinen Stil.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und beinhaltet eine starke Sehnsucht nach dem Unbekannten und Unendlichen. Die dargestellten, universellen Bilder der Sterne und des Weltalls kontrastieren mit den kleineren, häuslichen Bildern der Heimathügel und der Erde.

Inhaltlich befasst sich das lyrische Ich mit der Diskrepanz zwischen dem Himmel und der Erde, wobei die Sterne als unerreichbar und zu groß dargestellt werden und somit die Unzulänglichkeit unseres menschlichen Existenz erahnt wird. Der Wind, der vom „Weltenbrunn“ aufsteigt, wird zu einer schweren Last, die auf den Heimathügeln lastet. In der zweiten Strophe verstärkt sich die Sehnsucht des lyrischen Ichs - es sehnt sich nach fernen Welten und drückt seine Entfremdung von der Erde aus, die zwar sein „Saal“ ist, aber nicht mehr sein spirituelles Zuhause. Die letzte Zeile des Gedichts erinnert an den Wunsch nach einer Art von Wiedergeburt oder spiritueller Transformation, indem das lyrische Ich voraussagt, dass seine Seele „auf einem anderen Stern“ schlafen wird.

Die Form des Gedichts ist klassisch, mit zwei Vierzeilenstrophen und klarer Versstruktur. Loerke verwendet einfache, aber wirkungsvolle Sprache und bildreiche Metaphern, die das Universum und die Natur symbolisieren. Seine Diktion und der Gebrauch von Alliteration und Assonanz, wie zum Beispiel „Sterne sind zu groß“ und „Wind stieg tastend“, erzeugen eine harmonische, melodische Qualität, die eine Atmosphäre von Sehnsucht und Traurigkeit hervorruft.

Insgesamt scheint dieses Gedicht die existentielle Krise des lyrischen Ichs auszudrücken, die geprägt ist von einem Konflikt zwischen einer tiefen Verwurzelung in der physischen Welt und einer unstillbaren Sehnsucht nach kosmischer Erkenntnis und spiritueller Transformation.

Weitere Informationen

Oskar Loerke ist der Autor des Gedichtes „Inbrunst“. Im Jahr 1884 wurde Loerke in Jungen bei Schwetz geboren. Zwischen den Jahren 1900 und 1941 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 68 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Der Dichter Oskar Loerke ist auch der Autor für Gedichte wie „Hinterhaus“, „Nirwana“ und „Frühlingswille“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Inbrunst“ keine weiteren Gedichte vor.

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