Glaube von Friedrich Lienhard

Wie eine Blume in milder Nacht,
Vom Mond gespeist, vom Tau getränkt,
Wachs' ich von deiner Erde auf
Zu dir, der mich hier eingesenkt.
 
Deine Stürme fahren daher, dahin,
Deine Lenzluft lockt, deine Mondnacht taut
Tue mit mir nach deinem Sinn:
Du bist mein Gärtner, ich dein Kraut!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Glaube“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
48
Entstehungsjahr
1865 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Glaube“ wurde von Friedrich Lienhard verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1865 bis 1929 lebte. Es kann somit in die Epoche des Naturalismus eingereiht werden, obwohl Lienhard auch bekannt für seine Beiträge zur Heimatkunstbewegung war.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ruhig und naturnah, die Metaphorik von Pflanzen und Naturereignissen ist prominent. Es besteht aus zwei Strophen zu je vier Versen.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Art Wachstumsprozess, der durch externe Einflüsse, repräsentiert durch den Mond und den Tau in der ersten Strophe, genährt wird. Es ist das Bild eines Pflanzenwachstums, das aus der Erde hervorgeht. Das lyrische Ich identifiziert sich mit einer solchen Pflanze, die scheinbar vom „Gärtner“ auf diese Erde gesetzt wurde. Es findet eine Vertiefung dieser Metaphorik in der zweiten Strophe statt, wenn das lyrische Ich den Gärtner bittet, nach seinem Willen zu handeln. Die Verwendung des Wortes „Glauben“ im Titel, gepaart mit der erdämpfenden und fürsorglichen Darstellung des „Gärtners“, lässt die Interpretation zu, dass der Gärtner symbolisch für eine höhere Macht oder göttliche Präsenz stehen könnte und das lyrische Ich somit seinen Glauben und seine Hingabe ausdrückt.

Formal gesehen folgt das Gedicht keinen strikten Reimschemen, was für die dichterischen Freiheiten der Epoche des Naturalismus spricht. Dennoch gibt es Zusammenklänge insbesondere in der Endbetonung einiger Verse, welche die Natürlichkeit und Flüssigkeit des Gedichts unterstützen.

Die Sprache des Gedichts ist bildlich und metaphorisch, aber gleichzeitig einfach und verständlich. Die Verwendung von Naturmetaphern schafft eine sinnliche Atmosphäre und ermöglicht es, abstrakte Konzepte wie Glaube und Hingabe in greifbarer Form darzustellen. Zudem ermöglicht die Wahl dieses Rahmens eine universellere Interpretation, da Naturerfahrungen allgemeingültig und überkulturell sind.

Insgesamt verkörpert das Gedicht also ein natürliches Bild des Glaubens und der Hingabe, das sowohl die fürsorgliche Seite als auch die Wechselhaftigkeit und Unsicherheit hervorhebt - repräsentiert durch die Stürme in der zweiten Strophe. Es spiegelt einen gelassenen und untertänigen Glauben wider, der sich dem Willen einer höheren Macht unterwirft.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Glaube“ ist Friedrich Lienhard. Lienhard wurde im Jahr 1865 in Rothbach (Elsass) geboren. Im Zeitraum zwischen 1881 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 48 Worte. Friedrich Lienhard ist auch der Autor für Gedichte wie „In später Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Glaube“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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