Maria von Angelus Silesius

Maria wird genannt ein Thron und Gotts Gezelt,
Ein Arche, Burg, Turm, Haus, ein Brunn, Baum, Garten, Spiegel,
Ein Meer, ein Stern, der Mond, die Morgenröt, ein Hügel.
Wie kann sie alles sein? sie ist ein andre Welt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Maria“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
38
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von dem Autor Angelus Silesius, geboren im Dezember 1624 und verstorben im Juli 1677. Das impliziert, dass das Werk in der Barockzeit entstanden ist, welche in der Geschichte der deutschsprachigen Literatur zwischen 1600 und 1720 datiert ist.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr konzentriert und verdichtet. Die genannten Metaphern wecken zahlreiche Assoziationen, welche in ihrem Gesamtbild eine Hochwertigkeit und Unendlichkeit ausstrahlen, die auf die besungene Maria übertragen werden.

Inhaltlich besteht das Gedicht aus der Aufzählung verschiedener, bildhafter Metaphern, die Maria beschreiben und gleichzeitig ihren Status und ihre Bedeutung hervorheben sollen. Silesius bedient sich dabei der Allegorie, einer speziellen Form der Metapher, um bedeutungsvolle und emotionale Bilder zu kreieren. Unter anderem wird sie als Thron, Gezelt, Arche, Burg, Turm, Haus, Brunnen, Baum, Garten, Spiegel, Meer, Stern, Mond, Morgenrot und Hügel bezeichnet. Das lyrische Ich möchte durch diese Vielfalt von Bildern die Großartigkeit und Vielfältigkeit Marias unterstreichen. In der letzten Zeile kommt es dann zu einem überraschenden und paradoxen Schluss: „sie ist ein andre Welt“. Dies lässt sich interpretieren, dass Maria alles ist und doch nicht von dieser Welt, also transzendent.

Formal handelt es sich bei den ersten drei Versen um einen Katalogvers. Der vierte Vers bildet durch seine allen vorangestellten Metaphern umfassende Aussage den Schluss und Höhepunkt des Gedichts. Die Sprache ist dabei betont bildreich und metaphorisch. Auffallend ist die Anhäufung der Bezeichnungen für Maria, durch die eine intensive Wirkung erzielt wird. Dieser Stilmittel bedient sich der Barockdichtung häufig, um die Unendlichkeit und Überschwänglichkeit Gottes zu verdeutlichen. Ein weiteres typisches Merkmal der Barocklyrik ist das paradoxe Denken, das sich im Widerspruch von der Vielheit der Bezeichnungen und der Einheit Marias „sie ist ein andre Welt“ zeigt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Maria“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Angelus Silesius. Der Autor Angelus Silesius wurde 1624 in Breslau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1640 und 1677. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Literaturepoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des aus dem Portugiesischen stammenden Begriffes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Der Dreißigjährige Krieg(1618–1648) gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein wirtschaftlich, politisch und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. Es wurden Tod, Gewalt und Zerstörung zum Teil des Alltags der Menschen der damaligen Zeit. Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die bedrohliche Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest reduzierte die Bevölkerung um ein Drittel. Elend und Krieg lösten in der einfachen Bevölkerung ein Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in protzigen Luxus und ließen sich Prunkschlösser bauen. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenfalls in der Literatur wider. In der Lyrik wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Die Epoche des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur. Die bedeutsamste Literaturform der Epoche war dabei die Lyrik. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die Verwendung fand. Bedeutsame Vertreter für die Zeit des Barocks waren etwa: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Gryphius, Christian Weise und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 38 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 4 Versen. Weitere Werke des Dichters Angelus Silesius sind „Vom Wissen“, „Vom Gewissen“ und „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Maria“ weitere 1832 Gedichte vor.

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