St. Paulus von Angelus Silesius

Sankt Paulus wußte nichts als Christum und sein Leiden,
Da er doch war gewest im Paradies der Freuden.
Wie konnt ihm dies so ganz entfallen sein? Er war
In den Gekreuzigten verformet ganz und gar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „St. Paulus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Angelus Silesius, der im 17. Jahrhundert lebte und wirkte. Silesius ist bekannt für seine religiösen und mystischen Dichtungen, was auch in diesem Gedicht „St. Paulus“ zum Ausdruck kommt.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht intensiv und reflektiv. Es scheint eine starke spirituelle oder religiös-mystische Komponente zu haben, denn es befasst sich mit dem Apostel Paulus und dessen Transformation durch Christus.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um den Apostel Paulus, der - obwohl er einst im Paradies der Freuden war - nur noch Christus und sein Leiden kennt. Dies deutet auf die Bekehrung von Paulus hin, der gemäß der Bibel einst ein Verfolger der Christen war, bis er auf dem Weg nach Damaskus eine Vision von Christus hatte, die sein Leben grundlegend veränderte. Silesius suggeriert, dass Paulus so tief in Christus und sein Leiden eingesunken ist, dass er sein früheres Leben völlig vergessen hat - er ist „ganz und gar“ in die Erfahrung des „Gekreuzigten“ transformiert worden.

Formal handelt es sich um ein vierzeiliges Gedicht mit einem klaren und simplen Reimschema (aabb). Die Sprache ist einfach und direkt, enthält aber auch metaphorische Elemente (z.B. „verformet ganz und gar“). Es sind keine ausgefallenen oder komplizierten sprachlichen Mittel verwendet, was die Botschaft des Gedichts klar und verständlich macht.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Silesius in „St. Paulus“ die radikale Transformation und spirituelle Neugeburt des Apostels durch die Begegnung mit Christus und das Nachempfinden seines Leidens herausstellt. Er betont die Tiefe und Vollständigkeit dieser Veränderung, die ein völliges Vergessen des früheren Zustandes mit sich brachte. Die einfache Form und Sprache unterstreicht das intuitive und tiefgründige Verständnis, das Silesius von diesem spirituellen Prozess hatte.

Weitere Informationen

Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „St. Paulus“. Geboren wurde Silesius im Jahr 1624 in Breslau. Im Zeitraum zwischen 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Früh-, Hoch- und Spätbarock. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litt folglich unter den katastrophalen Auswirkungen des Krieges. Unzählige Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Epoche des Barocks wurde davon stark geprägt. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von bitterer Armut und Pessimismus, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung des Lateinischen in der Literatur - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch das Deutsche. Die Autoren gehörten in der Regel dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Adelige und Beamte. Berühmte Lyriker des Barocks sind insbesondere Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das 35 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Angelus Silesius sind „Gott ist mein Himmelbrot“, „Des Weisen Goldmachung“ und „Vom Wissen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „St. Paulus“ weitere 1832 Gedichte vor.

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