Von den Lilien von Angelus Silesius

So oft ich Lilien seh, so oft empfind ich Pein
Und muß auch bald zugleich so oft voll Freuden sein.
Die Pein entstehet mir, weil ich die Zier verlorn,
Die ich im Paradies von Anbeginn gehabt.
Die Freude kommt daher, weil Jesus ist geborn,
Der mich nun wiederum mit ihr aufs neu begabt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Von den Lilien“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
53
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Von den Lilien“ stammt von dem Dichter Angelus Silesius. Dieser wurde am 25. Dezember 1624 in Breslau getauft und starb am 9. Juli 1677. Silesius war ein bedeutender Lyriker der Barockzeit und ist bekannt für seine religiösen und mystischen Verse.

Beim ersten Lesen des Gedichts könnte der Eindruck entstehen, dass es sich um eine Art inneren Zwiespalt des lyrischen Ichs handelt – gegründet auf traurige Erinnerungen einerseits und Freude andererseits, welche die Beobachtung einer Lilie auszulösen scheint.

Inhaltlich greift das Gedicht das menschliche Leiden (Verlust der ursprünglichen Reinheit durch den Sündenfall im Paradies, repräsentiert durch die Lilie), aber auch die Freude (durch die Wiedergeburt in Christus) auf. Silesius lässt das lyrische Ich durch den Anblick der Lilien an den Sündenfall zurückdenken (Verse 3 und 4). Gleichzeitig erinnert die Lilie jedoch auch an die Erlösung durch Jesus Christus, der dem lyrischen Ich die verlorene Zier, also die Reinheit und Unschuld, wiedergibt (Verse 5 und 6).

Sprachlich und formal ist das Gedicht typisch für die Barocklyrik und die mystische Poesie von Silesius. Es ist in einem sechszeiligen Strophenbau mit Paarreimen gehalten. Die Sprache ist geprägt von religiösen Bildern und die Syntax ist relativ einfach. Die Wörter „Pein“ und „Freude“ werden wiederholt, um die Extremzustände der barocken „Weltflucht“ darzustellen: Leiden wegen der Erbsünde und Freude wegen der Erlösung durch Christus. Jeder Vers besteht aus zehn Silben, wobei der Akzent auf der zweiten und vierten Silbe liegt. Diese Form und die Sprache bringen die Intensität der Gefühle und das religiöse Pathos des lyrischen Ichs zum Ausdruck.

Insbesondere reflektiert das Gedicht die tiefe Gläubigkeit von Silesius und seine mystische Vision des Christentums, in der das Individuum durch Leiden und Erlösung eine persönliche Verbindung zu Gott erfährt. Daher kann dieses Gedicht als Ausdruck des barocken Glaubens und als Beispiel für die mystische Poesie verstanden werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Von den Lilien“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Angelus Silesius. Geboren wurde Silesius im Jahr 1624 in Breslau. Im Zeitraum zwischen 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Der Schriftsteller Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde zunächst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Bezeichnung für eine Epoche setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in verschiedene Richtungen. Der Krieg stellte ein prägendes Ereignis der damaligen Zeit dar. Aber auch die Pest übte einen starken Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Die Literaturepoche des Barocks zeichnet sich vor allem durch die Antithetik, also einem von Widersprüchen und Gegensätzen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Epoche des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Wollust und Tugend oder Weltverneinung und Weltzugewandtheit. In der Barockliteratur löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Dichter und Werke sind zahlreich in dieser Zeit. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind unverkennbare Vertreter der Zeit des Barocks.

Das vorliegende Gedicht umfasst 53 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 6 Versen. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Vieh lebt nach den Sinnen“, „Die Gliedmaßen der Seelen“ und „Du mußt geübt werden“. Zum Autor des Gedichtes „Von den Lilien“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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