De Wedd von Fritz Reuter

1	De Bäcker Swenn, de sitt in sine Stuw
2	un hött sin Tweiback un sin Kringel,
3	dunn kamen tau em 'rin twei lange Slüngel:
4	?O Meister, bring'n S' doch mal eins swin'n
5	för uns en gaudes Frühstück 'rin!" ?
6	?J woll!" Hei halt nu Eier, Schinken;
7	de Gäst, dei föddern ok tau drinken,
8	'ne Buddel Win, von'n Besten sall dat sin.
9	De Wirt, de bringt s'; de Gäst, se sünd taufreden
10	un fangen an von dit un dat tau reden.
11	,Na hür mal, Brauder Möller, kumm!
12	Schenk di mal in, wie will'n mal drinken",
13	seggt irst de Ein und ward den Annern plinken.
14	?Nu segg mal blot, wat was de Kirl doch dumm!" ?
15	?Du meinst den Ollen an den Mark,
16	den ollen Bäckermeister Hauck?
17	Ja, den'n sin Dummheit, de is stark.
18	De Oll, dei höllt sik schrecklich klauk,
19	un hett sik doch su dull blamiert!"
20	De olle Hauck? ? Oll Bäcker Swenn, dei hürt
21	ganz nipping tau. ? ?Oh wenn ick fragen kann,
22	wobi let dei oll Voß sick faten.
23	hei is doch süs so'n nägenklauken Mann?" ?
24	?Se weiten doch: hei kann dat Wedden jo nich laten,
25	un dorbi kregen wi em 'ran.
26	Wie wedd't mit em, un hei verlur,
27	dat hei vör sine Stubenuhr
28	'ne Virtelstun nich sitten künn
29	un nich so langsam un so swin'n,
30	so as de Parpendickel slög,
31	de Würd' ahn Stamern 'ruter kreg:
32	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen,
33	hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen."
34	?Ih, dat 's doch nich so swer", seggt Swenn,
35	dei gor tau girn ok wedden müggt,
36	?dei olle Schapskopp? Na, mi dücht,
37	dei Sak, dei is doch gor tau licht."
38	?Je", seggt de Ein, ?dat is doch so 'n Geschicht!
39	Sei dörwen nich upstahn, nicks anners reden,
40	sei möten ümmertau den Vers herbeden."
41	?Ick dauh't, un ick gewinn", seggt Swenn;
42	?hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen.
43	Hir, föfteihn Daler sett ick hen!" ?
44	De beiden Kirls kregen
45	nu ehren Büdel 'rut un set'ten föfteihn gegen,
46	un vör de Klock set't sick oll Swenn:
47	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen!"
48	?Adjüs! Herr Swenn", seggt nu de Ein
49	un makt sick an de Dalers 'ranner,
50	un sick dunn fix up sine Beine.
51	?Adjüs! Herr Swenn", seggt ok de Anner,
52	?sei dörwen nich upstahn, nicks anners reden,
53	sei möten, ümmertau den Vers herbeden,
54	ick wünsch Sei ok recht vel Plesir."
55	?Jet, dat ick doch en Schapskopp wir,
56	un dordörch mine Wedd' verlür!
57	Ne, lopt Ji man", denkt Bäcker Swenn;
58	?hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen; ?
59	üm mine Wedd' ward mi nich bang'n;
60	so licht lat ick mi noch nich fang'n." ?
61	Hei drömt sick all as Gewinner.
62	Dann kümmt tau em sin Fru herinner,
63	de ut de Stuw' wat 'rutehalt:
64	?Na, Vader, heww'n de Kirls betalt?" ?
65	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen." ?
66	?Wat is 'e los? Wat fehlt di, Mann?
67	Wat redst du dor? Wat is di denn?
68	Wat kikst du denn de Klock so an?" ?
69	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen." ?
70	?Mein Gott! Wat fehlt di? Segg doch, Swenn!
71	Du büst doch woll nich dun hüt morr'n?
72	Du büst doch woll verrückt nich word'n?" ?
73	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen." ?
74	?Herr Jesus, kumm doch 'rinne, Fik!
75	Lat allens liggen, lop und rönn
76	doch mal nah Doktor Hansen glik,
77	hei sül doch kamen in den Ogenblick,
78	uns' Vader hadd nich sinen Schick." ?
79	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen." ?
80	?Hür, Vadding! Swenning! Leiwe Swenn!
81	Herr Gott doch! Vadding! Hürst du nich?" ?
82	De Ogen gahn em fürchterlich.
83	?Segg, Vadding, segg! Kennst du mi denn?"
84	?Hir geiht 'e hen, dor geiht 'e hen. ?
85	So, Mudder! Ick gewünn de Wedd'." ?
86	?Ih, Vadding, kumm! Legg di tau Bedd!
87	Ick bidd di d'rüm in Gottes Namen.
88	Ich denk, de Doktor sall glik kamen." —
89	„Gotts Dunner, Mudder! ne! Ich heww gewun'n. —
90	Dor sall doch glik dat Wetter 'rinne slagen!
91	De Kirls, de heww'n mi doch bedragen,
92	de niderträchtigen, entfamten Hun'n!
93	Wat? Meinst du, dat verrückt ick bün?"
94	Un as hei noch so schellt, dunn kümmt de Dokter 'rin.
95	„Ja, ja! Er ist in schrecklicher Erregung,
96	der Puls in heftiger Bewegung,
97	das glüh'nde Auge rollt und irrt
98	umher. — Das Faseln von der Wette! —
99	Der arme Mann ist leider ganz verwirrt
100	und ganz gestört, er muß zu Bette." —
101	„Gotts Dunner! Hür'n Sei mi doch an!" —
102	„Min leiw' Herr Swenn, man keinen Larm!
103	Wir weiten 't all! Nu kamen S' man!"
104	Un dormit kriggt de Dokter em bi'n Arm,
105	un sine Fru, dei nimmt den annern:
106	„Kumm Männig, Swenning, kumm un gah!"
107	Un Fiken, de schüwwt achter nah;
108	so möt hei nah de Kammer wannern.
109	Hei flucht un schwört, hei deiht un seggt,
110	dat helpt em nicks, hei ward, mit Bidden bald,
111	wenn dei nich helpen, mit Gewalt
112	in 't warme Bedd herinnerleggt. —
113	Nu geiht dat los mit Aderlaten!
114	Up sinen Kopp ward Water gaten;
115	un wenn hei blot mal wedder röppt:
116	„Ick heww jo wedd't, un ick heww wun'n!"
117	Denn ward hei glik von Flässen schröppt,
118	em acht're Uhren Ilen set't,
119	un Luft ward em denn schafft von unnen.
120	So ligg hei nu den einen Dag, den tweiten
121	bi Hawergrüt un Watersupp,
122	un keiner will von em wat weiten.
123	Un deiht hei blot den Mund mal up,
124	denn heit dat glik: „Wat willst du, Swenning,
125	ligg ruhig, stilling, leiwes Männing!"
126	Un fängt hei an mal tau vertellen
127	von sine Wedd' un an tau schellen,
128	denn heiht dat glik: „Oh, Fiken, lop un rönn
129	doch glik mal nah den Doktor hen.
130	Hei müßt em wedder Ilen setten,
131	un süll de Spritz ok nich vergeten."
132	„Na", denkt hei endlich, „giww di man!
133	Verrückt? Ne, dat 's nich wohr, dat bün 'ck nich west,
134	doch dumm, as einer wesen kann!
135	Ich glöw binah, dat is dat Best:
136	Ick segg hir weder in dat Bedd
137	noch äwerall wat von mine Wedd':
138	Ick glöw, ick swig man ganz und gor.
139	Dat Geld is weg, de Schimp is dor.
140	Sei heww'n mi doch tau arg traktirt,
141	von 'T Wedden bün ick nu kurirt!"

Details zum Gedicht „De Wedd“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „De Wedd“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Fritz Reuter. Im Jahr 1810 wurde Reuter in Stavenhagen geboren. Im Zeitraum zwischen 1826 und 1874 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 1014 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 141 Versen. Zum Autor des Gedichtes „De Wedd“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.