Lied an ein Leuchtkäferchen von Anton Lindner

Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf,
Flieg zu Gottes Thron hinauf!
Leise, liebes Fünkchen, leise
Mit den Äuglein mich ins Weite,
Übe Wälder, Wolken, Winde,
Daß ich meinen Himmel finde
Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf.
 
Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf,
Leuchte mir zu Gott hinauf.
10 
Leite mich, Laternchen, leise
11 
Hinter mir in schrillem Streite
12 
Jagen meine wachen Stunden;
13 
Keine hat zu Gott gefunden ...
14 
Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf.
 
15 
Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf,
16 
Diese Kunde nimm hinauf:
17 
Sommerluft ist meine Wiege,
18 
Bin ein Flammenpunkt und fliege
19 
Durch die Nacht, die glitzerfeuchte,
20 
Und ich bete, wenn ich leuchte
21 
Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Lied an ein Leuchtkäferchen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1874 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lied an ein Leuchtkäferchen“ wurde von Anton Lindner geschrieben, einem österreichischen Schriftsteller und Dichter, der von 1874 bis 1929 lebte. Das Gedicht entstand also in der Zeit des Späten Symbolismus und des beginnenden Expressionismus.

Bei der ersten Lektüre fällt auf, wie die dreifache Wiederholung des Refrains „Käferchen, Käferchen, flieg, flieg auf“ eine rhythmische Struktur gibt und eine Art Gebets- oder Beschwörungsstimmung erzeugt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, dass das lyrische Ich das Käferchen bittet, als Boten zu Gott hinaufzufliegen und ihm den Weg dorthin zu leuchten. Diese Bitte wird in den drei Strophen jeweils leicht variiert – zunächst allgemein, dann mit Bezug auf die „wachen Stunden“ des lyrischen Ichs und schließlich mit seinem persönlichen Gebet.

Das lyrische Ich scheint eine enge Verbindung zu Gott und der Natur anzustreben. Es identifiziert sich mit dem Käferchen, das als natürliches Licht in der Dunkelheit und als Boten zwischen Himmel und Erde wahrgenommen wird. Durch das Käferchen sieht das lyrische Ich eine Möglichkeit, seine Gedanken und Wünsche zu Gott zu schicken und von den Qualen des Alltags abzulenken.

Die wiederholende Form und die einfache, rhythmische Sprache unterstreichen die meditative und zugleich intensive Stimmung des Gedichtes. Die poetischen Bilder, die Lindner malt, sind von großer Schönheit und Tiefe: das Käferchen als „Flammenpunkt“, die glitzerfeuchte Nacht oder die Sommerluft als Wiege.

Die Kontraste zwischen Klein und Groß, Dunkelheit und Licht, Erde und Himmel und zwischen dem Individuellen und dem Universellen stehen im Mittelpunkt des Gedichts. Und während das lyrische Ich seine Bitte an das Käferchen vorträgt, verschwimmen diese Gegensätze und erschaffen ein Bild von Einheit und Harmonie.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Lied an ein Leuchtkäferchen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Anton Lindner. Im Jahr 1874 wurde Lindner in Lemberg geboren. Zwischen den Jahren 1890 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 21 Versen. Der Dichter Anton Lindner ist auch der Autor für Gedichte wie „Heimkehr“, „Kleine Erkenntnis“ und „Frau Sehnsucht“. Zum Autor des Gedichtes „Lied an ein Leuchtkäferchen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Anton Lindner (Infos zum Autor)