Hier wars von Julius Rodenberg

Hier war's, wo mir vor manchen Jahren
Zuerst geleuchtet hat das Meer;
O, viel hab' ich seitdem erfahren,
Doch wieder zog es mich hierher.
 
Und sieh – das sind dieselben Gluten
Der Sonne, die dort niedertaucht;
Es ist das Blau derselben Fluten,
Von Purpurnebel überhaucht.
 
Und horch – das sind dieselben Klänge
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Vom Strande, wo die Woge rauscht;
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Desselben Sturmes Nachtgesänge,
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Wie sie der Jüngling schon belauscht.
 
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Und wie sie kommen, wie sie scheiden,
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Wird mir so wundersam, als sei
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Von meiner Jugend Glück und Leiden
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Ein Ton in dieser Melodei.
 
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Wohin, wohin? – Dumpf an der Küste
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Bricht sich der Welle müder Lauf –
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Der goldne Tag, er ging zur Rüste,
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Die Sterne kommen still herauf.
 
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Und dort, wo licht und rosig eben
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Noch meiner Jugend Bild geprangt,
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Da steigen Schatten nun und schweben,
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Der Sehnsucht gleich, die heim verlangt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Hier wars“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1831 - 1914
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hier war's“ wurde von dem deutschen Schriftsteller und Journalisten Julius Rodenberg verfasst, welcher von 1831 bis 1914 lebte. Daher kann das Gedicht in die Epoche des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts eingeordnet werden, welches als die Zeit des Realismus und beginnenden Naturalismus charakterisiert wird.

Das Gedicht beginnt mit einer nostalgischen Erinnerung, in der das lyrische Ich eine bestimmte Stelle am Meer wieder besucht, die es von seiner Jugend kennt. Es heißt, dass das Meer dort zuerst für das lyrische Ich leuchtete. Es berichtet, dass seitdem viel geschehen ist, aber es wird immer wieder zu diesem Ort hingezogen. Das Meer, die Sonne, die Farben, die Klänge und die Wellen sind genauso, wie das lyrische Ich es in Erinnerung hat. Es fühlt sich so, als ob alle Erfahrungen, Glück und Leid aus seiner Jugend in die Melodie des Meeres eingeflossen sind.

Die Form des Gedichts ist klassisch, bestehend aus sechs gleichgebauten Vierzeilern, sodass ein klarer Rhythmus entsteht. Die Sprache ist bildhaft und detailreich, was eine lebendige Vorstellung des betrachteten Ortes ermöglicht. Besonders auffällig ist die impressionistische Darstellung der Natur. Farben und Klänge werden sinnlich und intensiv beschrieben, als ob der Autor sie vor Ort wahrnehmen würde. Dies trägt zur Erzeugung einer nostalgischen Atmosphäre bei und verstärkt die emotionale Wirkung des Gedichts.

Insgesamt verdeutlicht das Gedicht eine tiefe Verbundenheit des lyrischen Ichs mit diesem Ort und seiner Vergangenheit. Die Bilder und Eindrücke, die das Ich vor Augen und Ohren hat, sind gleichgeblieben, während das Ich selbst Veränderung erfahren hat. Dieses Gefühl des Wandels und der Vergänglichkeit, gepaart mit der Sehnsucht nach der verlorenen Zeit und einer emotionalen Heimat, steht im Mittelpunkt des Gedichts. Der ruhige Ton und die wiederkehrenden Elemente unterstützen diese Stimmung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Hier wars“ ist Julius Rodenberg. Rodenberg wurde im Jahr 1831 in Rodenberg, Niedersachsen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1847 bis 1914 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 141 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Schlehenblut und wilde Rose“ und „O Welt, du bist so wunderschön!“ sind weitere Werke des Autors Julius Rodenberg. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hier wars“ weitere 11 Gedichte vor.

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