Der Friedhof der Namenlosen von Albrecht von Wickenburg

Tief im Schatten alter Rüstern
Starren Kreuze hier am düstern
Uferrand,
Aber keine Epitaphe
Sagen uns, wer unten schlafe,
Kühl im Sand.
 
Still ist's in den weiten Auen,
Selbst die Donau ihre blauen
Wogen hemmt,
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Denn sie schlafen hier gemeinsam,
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Die die Fluten still und einsam
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Angeschwemmt.
 
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Alle, die sich hier gesellen,
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Trieb Verzweiflung in der Wellen
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Kalten Schoß,
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Drum die Kreuze, die da ragen,
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Wie das Kreuz, das sie getragen,
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Namenlos!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Friedhof der Namenlosen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1838 - 1911
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Friedhof der Namenlosen“ wurde von Albrecht von Wickenburg verfasst, der von 1838 bis 1911 lebte. Damit kann das Gedicht zeitlich in das 19. bzw. frühe 20. Jahrhundert eingeordnet werden, eine Epoche, in der vielfach das Bewusstsein für soziale Missstände geschärft wurde.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht ein düsterer, fast unheimlicher Eindruck. Von Wickenburg beschreibt sehr bildlich einen Friedhof, der sich an einem abgelegenen, schattigen Ufer befindet. Hier liegen Menschen begraben, die namenlos und einsam von den Fluten der Donau angespült wurden. Es sind Verzweifelte, die den Tod in den Fluten der Donau suchten und gefunden haben.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht macht auf einen Ort aufmerksam, der von Trauer, Tod und Einsamkeit geprägt ist. Die Unbekannten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, ziehen das Ich in ihren Bann und es zeigt damit seine Anteilnahme mit diesen Verlorenen. Die Anonymität der Toten wird als bedrückend und traurig dargestellt.

Formal ist das Gedicht in drei Strophen mit jeweils sechs Versen unterteilt. Es hat keinen festen Reim- oder Rhythmusmuster, lässt aber auch dann und wann Reime durchscheinen, was einen leicht schaukelnden Klang erzeugt, der an sanfte Wellenbewegungen erinnern kann. Der Sprachstil des Autors ist eher nüchtern und objektiv, enthält aber dennoch eindrückliche Metaphern und Vergleiche. Den Hintergrund bildet die gewählte Symbolik: Kreuze ohne Namen und das Bild der mächtigen, jedoch ruhig fließenden Donau, welche die Toten angeschwemmt hat.

Insgesamt legt das Gedicht Zeugnis ab über das traurige Schicksal jener Menschen, die in ihrer Lebensverzweiflung den Tod in den Fluten der Donau suchten. Es sensibilisiert für das Schicksal der namenlosen Toten und regt dazu an, darüber nachzudenken, wie man diesen Menschen gedenken kann.

Weitere Informationen

Albrecht von Wickenburg ist der Autor des Gedichtes „Der Friedhof der Namenlosen“. Geboren wurde Wickenburg im Jahr 1838 in Graz. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1854 und 1911. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 72 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Zum Autor des Gedichtes „Der Friedhof der Namenlosen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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