Tränen von Adolph Donath

Wenn ich leide, wenn ich dulde,
Wandern meine kranken Tränen
Fort in meine ferne Heimat,
Wo die gute Mutter wohnt.
 
Und die gute Mutter öffnet
Ihre lieben weichen Hände,
Betet für den schwachen Dulder,
Der die Tränen heimgesandt.
 
Segnend legt sie dann die kranken
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In ein stilles, feines Kästchen,
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Das aus Seele sie gezimmert,
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Das nur sie erschließen kann,
 
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Und sie pflegt die kranken Tränen
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Wie ein Gärtner, der sein Leben,
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Seine edle, stumme Güte
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Zarten Rosenknospen weiht ...
 
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Wenn ich einst in Freudestunden
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Zitternd nach den Tränen frage,
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Küßt mir meine gute Mutter
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Schnell den Dank vom Herzen weg.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Tränen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1876 - 1937
Epoche
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Tränen“ wurde von Adolph Donath verfasst, der zwischen 1876 und 1937 lebte. Damit könnte man es im Kontext der literarischen Epoche des frühen 20. Jahrhunderts einordnen, welche gekennzeichnet war durch unterschiedlichste Stilrichtungen und Bewegungen wie etwa Expressionismus, Dadaismus oder Neue Sachlichkeit.

Auf den ersten Blick wird die starke Emotionalität des Gedichts und die zentrale Rolle der Mutterfigur deutlich.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die tiefgreifende Verbindung zwischen Mutter und Kind und die emotionale Aufarbeitung von Leid. Wenn das lyrische Ich Schmerz verspürt und Tränen vergießt, werden diese metaphorisch in seine Heimat geschickt, wo die Mutter lebt. Sie empfängt und bewahrt diese Tränen auf, kümmert sich darum und betet für das lyrische Ich. Sie scheint der Trostspender und Beschützer zu sein, der das Leid des Kindes aufzufangen und zu lindern vermag. Wenn das lyrische Ich seine Tränen später einmal in Zeiten des Glücks zurückfordert, küsst die Mutter ihm dankbar das Herz frei.

Diese Konzeptualisierung der Tränen als messengen des Leids und des Mitleidens kann als Ausdruck der tiefen emotionalen Bindung und des Vertrauens zwischen dem lyrischen Ich und seiner Mutter verstanden werden.

Das Gedicht weist eine klare Struktur auf, bei der jede Strophe aus vier Versen besteht. Darüber hinaus verwendet es eine sehr bildliche Sprache, die die Emotionen und Handlungen veranschaulicht. So wird beispielsweise das Aufbewahren der Tränen in einem 'Kästchen' als eine Art ritueller Handlung dargestellt, die der Mutter eine fast mystische Autorität verleiht.

Allgemein vermittelt das Gedicht eine Atmosphäre von Zärtlichkeit und tiefem Respekt vor der Mütterlichkeit. Das lyrische Ich äußert dabei eine große Dankbarkeit und Verehrung für die Mutterfigur, was sowohl durch die Wortwahl als auch durch den generellen Ton des Gedichts zum Ausdruck gebracht wird. Es zeigt somit eine tiefe Anerkennung der Mutterrolle und ihrer Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Tränen“ des Autors Adolph Donath. Donath wurde im Jahr 1876 in Kremsier (Mähren) geboren. Zwischen den Jahren 1892 und 1937 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 99 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Tränen“ keine weiteren Gedichte vor.

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