Nächtliche Wanderung von Hugo von Blomberg
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Der Mond kommt spät. Er glotzt mir tief |
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Durchs Unterholz entgegen. |
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Sein Antlitz rot, verstört und schief, |
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Als käm' er von Trunk und Schlägen. |
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Ich weiß, es wird durch diesen Grund |
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Bei Nacht nicht gern gegangen, |
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Seit sich der alte Vagabund |
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An jener Kiefer gehangen. |
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Dort steht sie zackig im fahlen Licht: |
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Ich meint', ich wär' schon weiter! |
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Sie sagen, man hätte den toten Wicht |
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Waldauswärts zum Begleiter; |
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Er ginge zur Seite, schlotternd und blau, |
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Just wie er sich gehangen; |
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Der Förster sagt`s und die Wurzelfrau! |
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Ich wollt', er käme gegangen! |
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Ich weiß nicht, ob der Rede steht |
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Auf eines Lebendigen Fragen: |
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Er sollte, so lange er mit mir geht, |
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Von seinen Fahrten mir sagen! |
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Was ihn für ein Paar in die Welt gesetzt, |
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Was er versucht und verübte, |
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Wer ihn verlockt, wer ihn gehetzt, |
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Und ob ihn je was liebte; |
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Von seinem guten und bösen Glück, |
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Von seinem Schweifen und Wandern |
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In diesem Leben, und nach dem Strick |
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Gott gnad' ihm! - noch im andern! |
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Die Hunde bellen im Dorfe fernab, |
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Die Nacht ist still und öde; |
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Die Toten schlafen ruhig im Grab, |
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Die Toten stehn nicht Rede. |
Details zum Gedicht „Nächtliche Wanderung“
Hugo von Blomberg
8
32
190
1820 - 1871
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nächtliche Wanderung“ wurde von Hugo von Blomberg verfasst, der von 1820 bis 1871 lebte. Der Entstehungszeitpunkt des Gedichts kann nicht genau bestimmt werden, aber es liegt nahe, dass es im 19. Jahrhundert geschrieben wurde.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine nächtliche Wanderung eines lyrischen Ich durch einen Wald. Der Erzähler schildert dabei die unheimlichen und gespenstischen Eindrücke unter dem Einfluss des spät aufgehenden Mondes und der Erinnerung an einen erhängten Vagabunden.
Das lyrische Ich wird dabei von Unsicherheit und Unbehagen geplagt, die durch die Beschreibung des Mondes, der rot und verstört wirkt, sowie durch die Referenz auf den erhängten Vagabunden verdeutlicht wird. Das lyrische Ich scheint eine Art mystische Begegnung mit dem Geist des Verstorbenen zu erwarten oder gar zu erhoffen, denn es wünscht sich, dass er ihm von seinen Erlebnissen erzählt.
Das Gedicht ist in achte Strophen unterteilt, wobei jede Strophe aus vier Versen besteht. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, was die gespenstische und unheimliche Atmosphäre der nächtlichen Wanderung unterstützt. Außerdem sind bestimmte Wörter und Ausdrücke durch Gedankenstriche hervorgehoben, was den Eindruck von einer gehetzten, unruhigen und zögerlichen Stimmung verstärkt.
Insgesamt scheint das Gedicht die menschliche Erfahrung von Angst und Unruhe darzustellen, die oft mit nächtlichen Erfahrungen und dem Tod assoziiert wird. Es spiegelt die gruselige und unheimliche Atmosphäre, die man oft in Geschichten und Legenden über nächtliche Wanderungen durch den Wald oder Begegnungen mit Geistern findet. Des Weiteren deutet es auf die menschliche Neugier und das Bedürfnis nach Verstehen und Wissen, selbst wenn es sich um düstere und beunruhigende Themen handelt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Nächtliche Wanderung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Hugo von Blomberg. Im Jahr 1820 wurde Blomberg in Berlin geboren. In der Zeit von 1836 bis 1871 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 190 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nächtliche Wanderung“ keine weiteren Gedichte vor.
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