Bescheide dich von Bernhard Endrulat
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Wer hätte sich im Traume stolzer Stunden |
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Nicht einst auf Gipfeln voller Glanz gesehen? |
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Nicht tief in sich des Geistes Götterwehen |
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Wie eines Frühlings mächt'gen Hauch empfunden? |
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Doch ach! bald ist der holde Wahn entschwunden; |
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Du siehst das Bild, das dich geneckt, zergehen, |
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Mußt tief in Talesdämm'rung traurig stehen |
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Und fühlst den Fuß, der aufwärts will, gebunden. |
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Dann klage nicht! Nur wen'gen vorbehalten |
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Ward dieses Los: hoch von der Menschheit Zinne |
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Ein neues Banner glorreich zu entfalten. |
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Tu' ab den Neid! Und hellen Blicks beginne |
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In deinem engern Kreise frisch zu schalten, |
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Und auch das Kleine tu' mit großem Sinne. |
Details zum Gedicht „Bescheide dich“
Bernhard Endrulat
4
14
100
1828 - 1886
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht wurde von Bernhard Endrulat, einem deutschen Dichter in der Mitte des 19. Jahrhunderts, geschrieben. Es handelt sich um eine vierteilige epigrammatische Sequenz, die auf den Kontrast zwischen den hohen Erwartungen und Träumen des Individuums und der harten Realität des Lebens und seiner Begrenzungen abzielt.
Bereits beim ersten Lesen fällt die melancholische Note auf, die von einer gedanklichen Auseinandersetzung mit Enttäuschung, Selbstreflexion und Akzeptanz geprägt ist. Die Thematik des Gedichts ist universell und zeitlos, sie erinnert an das menschliche Strebens und die Notwendigkeit, den Wert des eigenen Lebens unabhängig von seinen großen Errungenschaften zu erkennen.
Im Gedicht erzählt das lyrische Ich von seinen hochfliegenden Träumen und Fantasien, die von der Realität zerstört wurden. In seinen anfänglichen Versen fantasieren wir über die Idee des Triumphes und Ruhmes, die in uns erwacht. Der harte Realitätsschock kommt jedoch bald, als das lyrische Ich erkennt, dass es niemals diese Höhen erreichen kann. Es sieht sich dann in einer Position der Enttäuschung und Bedeutunglosigkeit wieder, gefangen in der Begrenzung seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten.
Jedoch führt das lyrische Ich nicht einfach in eine pessimistische Weltanschauung ein. Es eröffnet stattdessen eine Perspektive der Akzeptanz und der Selbstgenügsamkeit. Das lyrische Ich erklärt, dass jeder in seinem eigenen Rahmen wirken sollte, denn nicht jedem ist es beschieden, größere Glanzpunkte zu erzielen. Somit verweist das Gedicht darauf, dass selbst das Kleine mit großem Verstand und Intention getan werden kann – ein Appell an die Akzeptanz des eigenen Platzes und Lebensumstands und die Anerkennung der Würde der kleinen Taten im Leben.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts folgt Endrulat einem geordneten Rhythmus und Reimschema, der den Gedankenfluss und die Struktur der Argumentation stützt. Die Sprache des Gedichts ist reich und bildhaft, mit starken Bildern von Gipfeln und Tälern, die die metaphorischen Höhen und Tiefen des persönlichen Lebenserfolgs darstellen. Ebenso sorgen Worte wie „Götterwehen“, „Talesdämm'rung“ und „Menschheit Zinne“ für eine tiefe, ernste Stimmung und steigern den emotionalen Effekt des Gedichts. Die Verwendung des formalen „Du“ schafft eine Intimität zwischen dem Dichter und dem Leser und ermöglicht eine direkte und persönliche Ansprache.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Bescheide dich“ ist Bernhard Endrulat. Im Jahr 1828 wurde Endrulat in Berlin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1844 bis 1886 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 100 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Bernhard Endrulat sind „Das Glück“ und „Abendgang“. Zum Autor des Gedichtes „Bescheide dich“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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