Shaw, George Bernard - Die heilige Johanna

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Referat

„Die heilige Johanna“ von George Bernard Shaw

Gliederung / Inhalt

Einleitung

In dieser Deutschfacharbeit beschäftigten wir uns mit dem Drama „Die heilige Johanna“ von George Bernard Shaw aus dem Jahr 1923. Wir haben uns eingehend mit dem Leben von Johanna d'Arc und ihrem tragischen Ende als Ketzerin auseinandergesetzt. Jahrelang nach ihrem Tod wurde sie selig- und heiliggesprochen.

Unser Ansatz zur Bearbeitung des Stoffes bestand darin, das Drama sowie die dazugehörige Sekundärliteratur in der Bücherei auszuleihen. Nach der Lektüre des Dramas machten wir uns Notizen zu jedem Kapitel für die Zusammenfassung und ergänzten diese mit hilfreicher Sekundärliteratur. Zusätzlich holten wir wichtige Informationen zum Drama aus dem Internet.

Die Struktur unserer Arbeit wurde sorgfältig überlegt, sodass sie auch für Leserinnen und Leser ohne Vorwissen zum Drama verständlich ist. Wir starten mit einer Inhaltsangabe, behandeln dann die wesentlichen formalen und thematischen Aspekte, ordnen das Drama in das zeitgeschichtliche Geschehen ein und enden mit der Interpretation einer Textpassage sowie einem Fazit.

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Handlung

Zentrale Figur im Drama „Die heilige Johanna“ ist eine junge Frau vom Lande, die beauftragt wird, Orléans von englischer Belagerung zu befreien.

Szene 1

Im Frühling 1429 kommt Johanna d'Arc zum Schloss Vaucouleurs, wo sich ein Unheil über die Stadt zu legen scheint; die Hennen legen keine Eier mehr, die Kühe geben keine Milch. Hauptmann Robert de Baudricourt und sein Verwalter treffen auf Johanna, die sie zuvor abgewiesen hatten. Johanna verkündet, dass sie Befehle von Gott hat und einem Pferd und Rüstung braucht, um zum Dauphin gesandt zu werden, die Belagerung von Orléans zu beenden und den Dauphin in Reims zu krönen. Zunächst hält Baudricourt sie für verrückt, aber Johanna überzeugt ihn und seine Männer von ihrer göttlichen Mission, sodass sie schließlich zu ihrem Vorhaben ausgestattet zum Dauphin geschickt wird.

Szene 2

Am 8. März 1429 im Schloss Chinon: Karl VII, der ungekrönte König, der Dauphin, erwartet zusammen mit dem Erzbischof von Reims und dem Oberhofmeister Monseigneur de la Trémouille die Ankunft der heiligen Johanna. Der Ritter Gilles de Retz, auch bekannt als Blaubart, stößt dazu. Der Dauphin informiert die Herren über einen Brief von Baudricourt, in dem es um Johanna geht. Sie wünscht sich eine Audienz beim König, doch die Herren möchten sie auf die Probe stellen, um festzustellen, ob sie wirklich eine Heilige ist.

Man kann ziemlich einfach herausfinden, ob sie tatsächlich ein Engel ist. Wenn sie auftaucht, geben wir vor, ich wäre der französische Thronfolger. Dann sehen wir doch, ob sie durchschaut, dass wir sie täuschen wollen.“ Der Blaubart gibt sich als König aus und der Dauphin schlüpft in die Rolle des Blaubart. Trotzdem merkt Johanna auf Anhieb, dass die Männer versuchen, sie hinters Licht zu führen. „Los jetzt, Blaubart, mit der Masche kannst du mich nicht täuschen. Wo ist der Dauphin?“
Sie möchte dem König Mut einflößen, sich den Engländern entgegenzustellen, obwohl bekannt ist, dass er Kampf und Krieg ablehnt. Er fühlt sich den Erwartungen seines Volkes nicht gewachsen.
Sie ermutigt ihn aber auch, weil sie eine Rüstung und ein Pferd benötigt, um ihre von Gott auferlegte Mission zu erfüllen.

Szene 3

Orleans, 29. Mai 1429. Dunois, bekannt als der Bastard von Orléans, und sein Page sitzen am Ufer und hoffen auf Westwind, um die Engländer angreifen zu können. Als Johanna auf ihrem Pferd erscheint, teilt sie Dunois mit, dass sie nicht als Frau wahrgenommen werden will, sondern als Soldat, da sie sich nicht für die Dinge interessiert, die sonst Frauen beschäftigen. „Ich kümmere mich nicht um Sachen, die Frauen normalerweise interessant finden.“
Dunois anerkennt Johannas Kampfgeist und ihre Hingabe an den Krieg. Er hält jedoch daran fest, dass sie ihm als Heilige willkommen ist, als Soldat jedoch nicht.
Sie erklärt ihm, dass sie im Auftrag Gottes handelt und genug Mut aufweist, um als Anführerin voranzugehen und die anderen Soldaten zu lenken – nicht aus Zorn, sondern aus ihrer Pflicht heraus, Gott zu dienen.
Dunois gesteht ihr, dass sie lediglich auf ein Zeichen Gottes warten, um mit Westwind ihre Schiffe vorantreiben zu können. Er möchte Johanna in die Kirche bringen, damit sie zu Gott betet und so den notwendigen Westwind herbeiführen kann. Auf dem Weg dorthin bemerkt der Page, dass sich eine Fahne bewegt, welche anzeigt, dass der Westwind eingesetzt hat. Daraufhin kniet Dunois vor Johanna nieder und befiehlt ihr, die Führung für ihn und seine Armee zu übernehmen.

Szene 4

In einem Zelt im englischen Lager ist Kaplan de Stogumber über die Niederlage der Engländer, unter Johannas Führung, bestürzt und versucht, seine Wut im Zaum zu halten. Graf von Warwick initiiert Gespräche mit dem Bischof von Beauvais, Peter Cauchon, um die Verbrennung von Johanna als Hexe zu bewirken. Zusätzlich setzt er ein königliches Kopfgeld für diejenigen aus, die ihm Johanna ausliefern. Cauchon und Warwick stempeln Johanna als Hexe und Ketzerin ab, die vom Teufel erleuchtet wurde. Weiterhin betont Warwick, dass Johanna auf den Scheiterhaufen muss, da dies politisch notwendig für England sei. Der französische Bischof Cauchon ist dennoch bestrebt, Johanna vor dem Verbrennen zu bewahren und möchte von ihr einen öffentlichen Widerruf erwirken, um ihre Unterwerfung unter die Kirche zu zeigen. Sollte dies nicht gelingen, wird sie der weltlichen Gerichtsbarkeit übergeben und die Kirche kann sie nicht mehr vor dem Feuertod bewahren.

Szene 5

Nachdem König Karl VII. in der Kathedrale von Reims gekrönt wurde, findet man Johanna betend und weinend. Sie versteht nicht, wieso die Priester, Ritter und Adligen, die sie zu Glück, dem richtigen Weg und zum Sieg geführt hat, sie nicht lieben. Nur den adligen Dunois sieht sie als Freund. Nach der Krönung sagt sie vor dem König und seinem Gefolge, dass sie zu ihrer Familie zurückkehren möchte. Der König ist erleichtert und wünscht ihr alles Gute. Plötzlich möchte Johanna Paris mit ihrem Freund La Hire erobern, bevor sie nach Hause geht, doch der König lehnt die Idee ab und mahnt zur Vernunft. Der Erzbischof kritisiert Johannas Eroberungsplan und wirft ihr vor, sie sei von demütiger Tugend zu Sündhaftigkeit und Stolz verfallen.

Szene 6

Am 30. Mai 1431 wird Johanna von den Burgundern an den Grafen Warwick verkauft und bleibt neun Monate in Haft. Während des Gerichtsprozesses wird sie mit zwölf Punkten angeklagt, wobei Ketzerei der schwerwiegendste ist. Bischof Peter Cauchon möchte sie vor dem Scheiterhaufen retten und drängt sie, ihre Aussagen zu widerrufen, sie höre die Stimmen Gottes. Die Ankläger, ein Kaplan und ein Domherr aus Paris, pochen darauf, sie zu verbrennen. Graf Warwick sieht ihren Tod als politische Notwendigkeit ohne Spielraum für Mitleid. Als Johanna erkennt, dass sie verbrannt werden soll, bekommt sie Angst, zweifelt an den Heiligenstimmen und widerruft ihre Aussagen. Cauchon hofft, sie habe ihre Lektion gelernt, während der Kaplan wütend auf ihren scheinbaren Gefängnisentzug reagiert. Johannas schriftlicher Widerruf wird fix festgehalten und von ihr unterzeichnet.

Nachdem Johanna aufgeklärt wird, dass sie trotz der Aufhebung des Kirchenbanns lebenslang eingesperrt bleiben soll, reißt sie ihren Widerruf entzwei. Ein Leben in Dunkelheit, ohne Licht und wie in einem Rattenloch kann sie sich nicht vorstellen. Daher entscheidet sie sich für den Tod auf dem Scheiterhaufen. Wegen Rückfälligkeit in die Ketzerei wird sie verurteilt und den weltlichen Behörden übergeben. Der Kaplan ruft „Ins Feuer mit der Hexe!“ und stürzt sich auf sie, um den Soldaten beim Hinausstoßen zu helfen.

Nach Johannas Hinrichtung kehrt der englische Kaplan de Stogumber reumütig zurück, gezeichnet von ihrem Tod und ihren letzten Worten, als sie Christus anrief. Der Scharfrichter berichtet, dass alles bis auf ihr unversehrtes Herz verbrannt sei und glaubt, Johanna werde nun vergessen. Doch Bruder Martin Ladvenu entgegnet: „Das ist nicht ihr Ende. Es ist ihr Anfang“.

Epilog

In einer Juninacht des Jahres 1456, 25 Jahre nach dem Tod von Jeanne d'Arc, war Bruder Martin Ladvenu bei König Karl VII., um ihm mitzuteilen, dass die neueste Untersuchung abgeschlossen sei und Jeanne entlastet wurde. König Karl VII., als wäre es ein Traum, wird von der Erscheinung Jeannes aufgesucht, die ihn über die Geschehnisse seit ihrem Tode befragt. Einer nach dem anderen erscheinen Personen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten. Der Bischof Peter Cauchon ist unglücklich, denn er wurde wegen seiner Rolle in Jeannes Tod verurteilt und dadurch isoliert. Der Geist von Dunois wird von Jeanne aus seinem schlafenden Körper geweckt. Er entschuldigt sich bei ihr, weil er ihr nicht zu ihrer Verteidigung beigestanden hat. Der englische Soldat, der ihr am Scheiterhaufen ein Holzkreuz gab, darf einmal jährlich als Belohnung die Hölle verlassen. Der englische Kaplan gibt zu, dass der Anblick der Verbrennung Jeannes ihn um den Verstand gebracht hat und ihn nicht loslässt. Warwick bedauert es, Jeanne aus politischer Notwendigkeit verbrannt zu haben. Zu guter Letzt erscheint eine modern gekleidete Person aus dem Jahr 1920 und berichtet Jeanne, dass sie heiliggesprochen wurde. Alle Anwesenden knien vor der nun heiligen Jeanne nieder und lobpreisen sie. Jeanne selbst ist skeptisch in Bezug auf eine mögliche Rückkehr ins Leben. Schließlich wird ihr klargemacht, dass eine Wiederauferstehung nur ein weiteres Mal ihren Tod am Scheiterhaufen bedeuten würde, woraufhin sich alle zurückziehen.

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Wesentliche formale und thematische Schwerpunkte

Das Drama „Die heilige Johanna“ von George Bernard Shaw ist typischerweise wie ein Drehbuch aufgebaut, mit präzisen Beschreibungen von Gefühlen und Orten sowie namentlich gekennzeichneten Sprachpassagen, die es den Lesern ermöglichen, sich gut in das Geschehen hineinzuversetzen und das Gefühl zu haben, Teil davon zu sein.

George Bernard Shaw schrieb das Drama „Die heilige Johanna“ im Jahr 1923. Er hatte sich zuvor intensiv mit verschiedenen Darstellungen von Jeannes Leben beschäftigt, wie Biographien von Lang und Murray, dem Drama Schillers und dem Roman von Mark Twain. Insbesondere der Prozess und die Untersuchungen zu ihrer Rehabilitierung weckten Shaws Interesse und beeinflussten seine Sichtweise auf Jeanne. Er gelangte zu dem Schluss, dass frühere Autoren sich nicht ausreichend mit Jeanne und ihrem Charakter befasst hatten und ihr somit nicht gerecht wurden. Hierbei ist zu beachten, dass im 17. Jahrhundert kaum historische Fakten über sie bekannt waren, was dazu führte, dass Autoren sich Hintergründe und Aspekte des Prozesses und ihrer Hinrichtung ausdenken mussten.

Shaw war bereits im Jahr 1907 vom Charakter der Jeanne d'Arc fasziniert, als er ein Ballett über sie sah. Er reiste in Regionen, die entscheidend für ihre Biographie waren, und machte Aufzeichnungen, die den Meinungswandel von einem albernen Mädchen zu einer Person mit gesundem Menschenverstand dokumentierten. Schon in früheren Werken wie „Getting Married“ von 1908 und „Androcles and the Lion“ von 1915 erwähnte er sie, und 1913 besuchte er erneut die Gegend, die er als „Joan of Arc country“ bezeichnete.

Nachdem Shaw die geeignete Schauspielerin entdeckt hatte, die dem Charakter Johanna authentisch Ausdruck verleihen konnte, begann er mit der Niederschrift des Dramas. Er hatte bis dahin noch keinen Text verfasst, obwohl er eine klare Vorstellung im Kopf hatte, und schaffte es, Johannas Geschichte in sehr kurzer Zeit zu Papier zu bringen. Bernard Shaw verfasste das Stück in seiner typischen Kurzschrift und teilte später mit: „Sie [Johanna] lenkte meine Hand beim Schreiben, die Worte stürzten so rasch heraus, dass ich mit dem Schreibstift kaum hinterherkam und Schwierigkeiten hatte, sie schnell genug zu notieren“.

Shaw strebte für sein Theaterstück kein idealisiertes Frauenbild an, denn auch Johanna selbst hatte keine solche Vorstellung von ihrer eigenen Erscheinung. Er äußerte, er wolle eine junge Frau für die Rolle, „so irgendwie hässlich wie möglich, die dann verklärt und unbesiegbar erscheint“.

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Interpretation einer Textstelle:

JOHANNA: „Ich bin Soldat. Man soll mich nicht als Frau betrachten. Ich will mich auch nicht als Frau anziehen […] Ich träume davon, einen Angriff zu führen und Kanonen aufzustellen.“

Aus dieser Textpassage wird ersichtlich, wie sehr Johanna sich mit dem Leben eines Soldaten beschäftigt. Sie verdeutlicht, dass sie sich nie als Frau sah und auch von anderen nicht so wahrgenommen werden wollte. Johanna d'Arc wollte sich nicht um typisch weibliche Belange kümmern, und nicht zu den Frauen gehören, von denen sie sagt, dass ihr Traum lediglich „von Liebhabern und von Geld“ handelt. Sie beabsichtigte nicht, dem damaligen weiblichen Stereotyp zu entsprechen, und sprach aus: „Ich werde niemals einen Mann nehmen“. Zu ihrer Zeit, um 1429, sollten Frauen Männern gefallen und deren Befehlen folgen oder heiraten, um ihre Familie zu versorgen. Johanna wollte jedoch selbst bestimmen, wie sie ihr Leben gestaltet und hörte auf niemanden außer auf ihre eigene Überzeugung. Ihr größter Wunsch war es, als Soldatin zu dienen, und nicht einmal göttliche Stimmen konnten sie davon abbringen: „Ihr sollt mir ein Pferd geben […] Das sind die Befehle meines Herren an Euch“ und „[…] Mein Herr ist der König des Himmels.“ Johanna erlebte auch Ungerechtigkeiten durch Männer, wie in Toul, wo ein Mann behauptete, sie hätte ihr Eheversprechen gebrochen, welches sie nach eigener Aussage nie gegeben hatte.

Die göttliche Mission stärkte Johanna in ihrem Glauben, das Richtige zu tun, auch als Frau: „Ich bin kein Draufgänger. Ich bin Gottes Dienerin. Mein Schwert ist geweiht: […]“.

Durch ihre Kraft, die sie als Dienerin Gottes empfand, gewann sie genügend Entschlossenheit, dem König Mut zuzusprechen, indem sie ihn herausforderte:
„Wozu auf dem Thron sitzen, wenn andere die Befehle geben? […] da hast du deinen König […]“
Sie machte ihm deutlich, dass er noch nicht wirklich König sei:
„Du bist ja auch noch nicht König, Junge! […]Und ich sage dir: Das Volk wird keinen Mann zu seinem König haben, bevor man ihm nicht das heilige Öl über das Haar gegossen hat und bevor er nicht in der Kathedrale von Reims geweiht und gekrönt ist. […]“
Dieser fühlte sich minderwertig und offenbarte:
„Ich will kein Vater sein[…] Ich will keine von diesen Heldenfiguren sein, […] Ich will genau das sein, was ich bin“.

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