Mann, Thomas - Mario und der Zauberer (Charakterisierung Cipolla)

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Thomas Mann, Cipolla, Figurenbeschreibung, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Mann, Thomas - Mario und der Zauberer (Charakterisierung Cipolla)
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Referat

„Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann – Cipolla (Charakterisierung)

Gliederung / Inhalt

In der Erzählung „Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann stellt die Figur Cipolla eine faszinierende Persönlichkeit dar. Cipolla ist ein Hypnotiseur und Magier, der das Publikum mit seinem Charisma in seinen Bann zieht.

Cipollas Aussehen ist auffällig und abstoßend. Sein Gesicht wird als „scharf und zerrüttet“ beschrieben, mit stechenden Augen und einem faltig geschlossenen Mund. Ein kleiner schwarzer Schnurrbart ziert seine Lippen. Seine Hände sind lang und blass, mit spitzen Fingern und abgenutzten, spitzigen Zähnen. Besonders markant ist sein durch Kriegsverletzungen entstellter Körper, der sich in einem Hüft- und Gesäßbuckel zeigt. Sein Haar wird als hässlich beschrieben, da er fast kahl ist und sein verbleibendes Haar dem eines altmodischen Zirkusdirektors ähnelt.

In Bezug auf seine Kleidung trägt Cipolla einen weiten schwarzen Radmantel mit Samtkragen, weiße Handschuhe und einen weißen Schal um den Hals. Dazu trägt er einen Zylinderhut und einen Gehrock. Seine Kleidung erinnert an die eines Scharlatans aus einem anderen Jahrhundert, insbesondere dem 18. Jahrhundert. Sie wirkt falsch an seinem Körper, als ob sie ihm nicht richtig passen würde. Es wird deutlich, dass Cipolla durch seine edle Kleidung versucht, das Publikum zu beeindrucken und sich von den anderen Menschen abzuheben.

Sein Alter ist schwer zu bestimmen. Er wird als „ein Mann schwer bestimmbaren Alters, aber keineswegs mehr jung“ beschrieben. Er deutet auch darauf hin, dass seine Gesundheit nicht die robusteste ist, was möglicherweise auf seine Kriegsverletzungen und sein Alter hinweist.

Charakterlich strahlt Cipolla eine strenge Ernsthaftigkeit aus und lehnt Humor ab. Er scheint selbstverliebt zu sein und hat einen überheblichen Stolz. Cipolla schätzt Ehrlichkeit, setzt aber keinen Wert auf Förmlichkeit. Er lacht über andere, aber nie über sich selbst. Er zeigt auch zynisches Verhalten, insbesondere in der Art, wie er mit dem Publikum interagiert.

In Bezug auf seine Verhaltensweisen lässt Cipolla das Publikum auf seinen Auftritt warten und erzeugt damit Spannung. Er mustert das Publikum mit einem überlegenen Gesichtsausdruck und zeigt seine Überlegenheit, indem er vor dem Publikum raucht und trinkt. Cipolla demütigt auch Menschen aus dem Publikum, vornehmlich wenn sie ihn in irgendeiner Weise beleidigen oder stören.

In seiner Selbstdarstellung bezeichnet sich Cipolla als Illusionist und Prestidigitator. Er prahlt mit seinen Begegnungen und Erfolgen und benutzt seine Kleidung, um einen Eindruck von Würde und Stärke zu erwecken, obwohl sein Körper das Gegenteil signalisiert. Cipolla weiß genau, wie er seine Worte und sein Auftreten nutzen kann, um das Publikum zu beeinflussen und auf seine Seite zu ziehen.

Ein herausstechendes Merkmal von Cipolla ist seine Sprachgewandtheit. Er hat die Fähigkeit, durch seine Worte allein zu beeindrucken. In der Erzählung heißt es: „Der Mann hatte noch nichts geleistet, aber sein Sprechen allein ward als Leistung gewürdigt, er hatte damit zu imponieren gewusst“ (S. 49). Dies zeigt, wie sehr sein sprachliches Geschick von der Menge geschätzt wird. Bei den südlichen Völkern, unter denen die Geschichte spielt, wird die Sprache als „Ingredienz der Lebensfreude“ betrachtet und ist ein Maßstab für persönlichen Rang. Cipolla nutzt diese kulturelle Besonderheit und erobert das Publikum für sich. Er ist besorgt, seine Darbietungen durch ständige sprachliche Begleitung vor Trockenheit zu bewahren und ist bekannt dafür, zungengewandt zu sein.

Seine Sprache dient jedoch nicht nur der Unterhaltung; Cipolla verwendet sie als Manipulationsmittel. Er wählt seine Worte geschickt, um „die Wasser zu trüben und seelische Verwirrung anzurichten“ (S. 67). Mit Anmaßung und geschickter Wortwahl beherrscht er die Kunst der Sprache und nutzt sie als Waffe, um andere zu manipulieren.

Abgesehen von seiner Sprachgewandtheit hat Cipolla einige unverwechselbare Merkmale. Er zeigt gelegentlich übellaunigen Stolz und hat eine asthmatisch-metallische Stimme. Eines der physischen Merkmale, die ihn auszeichnen, ist sein „Leibesschaden“.

Cipolla verwendet auch eine Reihe von Requisiten in seiner Performance. Er trägt eine Reitpeitsche mit einer klauenartigen silbernen Spitze an einer Lederschlinge über seinem linken Unterarm (S. 42). Diese Peitsche trägt zur theatralischen Wirkung seiner Darbietungen bei. Zunächst verwendet er arithmetische (mathematische) Kunststücke und Kartentricks, aber im Laufe der Zeit setzt er auch Hypnosetricks ein, oft gegen den Willen der Beteiligten.

Die Figur des Cipolla in „Mario und der Zauberer“ ist facettenreich und faszinierend. Seine sprachlichen Fähigkeiten, sein Einsatz von Requisiten und seine Fähigkeit, das Publikum zu manipulieren, machen ihn zu einer unvergesslichen Figur in der Literatur.

Aussehen

  • Sein Gesicht ist „scharf und zerrüttet“, seine Augen „stechend“ und sein Mund ist „faltig geschlossen“ (vgl. S. 39 oben)
  • Hat einen kleinen schwarzen Schnurrbart (S. 39 oben)
  • Er hat ein abstoßendes Aussehen, welches durch seine „langen und geblichen Hände“ (vgl. S. 40), seine „spitzen Finger (vgl. S. 41) sowie seinen „schadhaft abgenutzten, spitzigen Zähne“ (vgl. S. 41) verdeutlicht wird
  • Sein Körper hat während eines Krieges „Leibesschaden“ (S. 47 Mitte) davongetragen → ist durch einen Hüft und Gesäßbuckel (vgl. S. 51) entstellt (Behinderte zwar nicht den Gang, aber trug dazu bei, dass dieser sonderbar erscheint (vgl. S. 51 oben))
  • „Er hatte sehr häßliches Haar“ (S. 50 oben): „Sein oberer Schädel war fast kahl, und nur eine schmale, schwarz gewichste Scheitelfrisur lief, wie angeklebt, vom Wirbel nach vorn, während das Schläfenhaar, ebenfalls geschwärzt, seitlich zu den Augenwinkeln hingestrichen war“ (S. 50 Mitte) → Harr gleicht dem eines altmodischen Zirkusdirektors (vgl. S. 50 oben)

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Kleidung

  • Er trägt einen „weiten schwarzen ärmellosen Radmantel mit Samtkragen und atlasgefütterter Pelerine“, „weiße Handschuhe“ sowie einen „weißen Schal um den Hals“
  • Trägt einen Seidenhut (vgl. S. 50 oben)
  • Zudem trägt er einen „schief in die Stirn gedrückten Zylinderhut“ (vgl. S. 39)
  • Trägt einen Gehrock (vgl. S. 42 oben)
    → Seine Kleidung erweckt den Eindruck eines „Scharlatans“ (S. 39), welcher aus einem anderen Jahrhundert stammte (vgl. S. 39)
  • Seine Kleidung ist modetechnisch eher dem 18. Jahrhundert zuzuordnen
  • Seine Kleidung wirkt: „hier falsch gestrafft und dort in falschen Falten am Leibe saß, oder gleichsam daran aufgehängt war“ (S. 39-40) → verdeutlicht das Paradox seines Aussehens
    → durch seine edel wirkende Kleidung will Cipolla das Publikum blenden und sich von dem Rest der Menschen abheben
    → im Allgemeinen wirkt sein Äußeres allerdings aufgrund seines Leibesschadens abschreckend auf das Publikum

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Alter

  • Aus Cipollas Aussehen geht nicht hervor, wie alt er ist (S. 38)
  • Er ist „ein Mann schwer bestimmbaren Alters, aber keineswegs mehr jung“ (S. 38 unten)
  • „Meine Gesundheit nicht die robusteste“ (S. 47 oben)
    → Bezug auf seinen Leibesschaden sowie womöglich auf sein Alter

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Eigenschaften (Charakter)

  • Er strahlt eine strenge Ernsthaftigkeit sowie eine Ablehnung alles Humoristischen aus (vgl. S. 40 Mitte)
  • Scheinbar starke Selbstverliebtheit, überheblicher Stolz:
    „Ich bin ein Mann von einiger Eigenliebe, nehme Sie das in kauf“ (S. 46 Mitte)
    „Ich finde keinen Geschmack daran, mir anders als ernsthaften und höflichen Sinnes guten Abend wünschen zu lassen“ (S. 46 unten) → legt keinen Wert auf Förmlichkeit; zeugt von Ehrlichkeit; Publikum fühlt sich womöglich ertappt
  • „Cipolla scherzte noch ein paar Augenblicke mit ihnen...“ (S. 53) - „Jedenfalls war dieser weit entfernt, die Heiterkeit zu teilen, die ihr Geständnis erregte“ (S. 54) - Cipolla lacht lediglich über andere und nicht über sich selbst → kann es nicht verkraften, wenn er nicht im Vordergrund steht
  • Zynisch: „Er heuchelte Bewunderung für das Ingenium der Befragten; aber diese Komplimente hatten etwas Höhnisches und Entwürdigendes...“ (S. 65 unten)

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Verhaltensweisen

  • Der Zauberer lässt die Menge auf seinen Auftritt warten (Eitelkeit; stellt sich als etwas Besonderes dar) - ein bewusst kalkulierter Moment seines Auftritts, mit dem er Spannung erzeugt (S.37) → nachdem sich Teile des Publikums wegen des verzögerten Beginns beschweren, betritt Cipolla endlich die Bühne
  • Er mustert das Publikum beim Hereinkommen → überlegender Gesichtsausdruck (vgl. S. 41 oben) - Verdeutlichung seiner „hohen Stellung“ - stellt sich gezielt über das Publikum
  • ...so gut wie das wortlose Darstellen des Gauklers, der immer noch nichts tat, als dem Publikum lässig und wichtig seine Zigarette vor zu rauchen (vgl. S. 42 unten)
  • Er raucht und trinkt vor seinem Publikum (vg. S. 41 Mitte) - er will seine mögliche Unsicherheit damit vertuschen - Verdeutlichung seiner Überlegenheit
  • Nachdem ein Junge hereingeredet hat, führt ihn Cipolla vor (er muss seine Zunge vor dem Publikum herausstrecken) - Cipolla fühlt sich in seinem Stolz gekränkt (keiner darf einfach so hereinrufen, wenn Cipolla es ihm nicht befielt) (vgl. S. 42 f.)
  • „Gewiß musste der Jüngling einfach als Belustigungsthema herhalten, wie Cipolla sich jeden Abend eines herauszugreifen und aufs Korn zu nehmen gewohnt sein mochte“ (S. 48 unten) - Zynisches Verhalten - Demütigungen andere sieht er als Spaß an
  • „Cippola hütete sich den vornehmen Teil seines Publikums zu belästigen“ (S. 53 Mitte) - er hielt sich an das Volk (vgl S. 53 oben) - das Volk lässt sich leichter bloßstellen - Macht Cipollas wird hierbei deutlicher hervorgehoben - „normales Publikum“ ist leichteres Opfer für ihn → Massenpsychologie
  • • „Er blickte dabei (...)., in strenger Ablehnung, wie ein Mann, der sich vor einer durchaus verächtlichen Erscheinung auf sich selbst und seine Würde zurückzieht, an den beiden fröhlichen Ehrlosen vorbei und auch über das Publikum hinweg ins Leere“ (S. 54 unten) - starrer, verachtender Blick

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Selbstdarstellung

  • Er bezeichnet sich selbst als Illusionist und Prestigdigitatore (S. 32 Mitte)
  • Cipolla sieht in seiner Kleidung lächerlich-deformiert aus, er raucht die billigsten Zigaretten, er scheint ungepflegt und trotzdem liegt in seiner Haltung eine unerschütterliche Selbstgewissheit und Würde, mit der er das Publikum auf den ersten Blick beeindruckt (S.40, 50) - mit seinem selbstbewussten Auftreten suggeriert er Stärke, Eleganz, Würde, Sicherheit und Vitalität, obwohl sein Körper augenscheinlich das Gegenteil signalisiert
  • „...sich selbst bemeistern, und schmeichle mir, mit meiner Arbeit die achtungsvolle Anteilnahme der gebildeten Öffentlichkeit erregt zu haben“ (S. 47 unten) - ist stolz darauf, dass seine Arbeit die Obrigkeit erreicht - schmeichelt der Obrigkeit
  • „In Rom hatte ich die Ehre, den Bruder des Duce ... zu sehen“ (S. 47 unten) ...„vergleichsweise immerhin wenieger bedeutenden Platz wie Torre di Venere...“ (S. 48 oben) - stellt sich über das Publikum - prahlt mit seinen Begegnungen
  • Cipolla wird laut, nachdem die Jungen gesagt haben, dass sie nicht schreiben können - „Es ist ein schlechter Scherz, vor den Ohren dieser internationalen Gesellschaft eine Bezichtigung laut werden zu lassen, mit der ihr nicht nur euch selbst erniedrigt, sondern auch die Regierung und das Land dem Gerede aussetzt (S. 55) - Patriotismus wird deutlich - verstellt sich für die Öffentlichkeit (sagt das, was die Menschen hören wollen - Patriotismus, Faschismus ist im Gange - Stolz für das eigen Vaterland steigt - Cipolla weiß, wie er seine Worte nutzen kann, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen)

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Beruf/Tätigkeit

  • Er verdient seinen Lebensunterhalt als Zauberer bzw. Hypnotiseur

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Sprache, Sprachverhalten

  • „Der Mann hatte noch nichts geleistet, aber sein Sprechen allein ward als Leistung gewürdigt, er hatte damit zu imponieren gewusst“ (S. 49 oben) - sehr sprachgewandt
  • „Unter Südländern ist die Sprache eine Ingredienz der Lebensfreude, dem man weit lebhaftere gesellschaftliche Schätzung entgegenbringt, als der Norden sie kennt“ (S. 49 Mitte)
  • „Nationale Bindemittel der Muttersprache bei diesen Völkern“ (S. 49 Mitte)
  • „Genußreiche Ehrfurcht“ (S. 49 unten) - Sprache beeindruckt Publikum
  • „Es gilt als Maßstab für den persönlichen Rang“ (S. 49) - auf dieser Weise hatte Cipolla das Publikum für sich eingenommen (vgl. S. 50)
  • „Er redete unausgesetzt dabei, besorgt, seine Darbietungen durch immerwährende sprachliche Begleitung und Unterstützung vor Trockenheit zu bewahren“ (S. 52 oben)
  • Er selbst ist sehr „zungengewandt“ (vgl. S. 52 oben)
  • „...denn er sprach immerwährend, aber nur in unbestimmten, anmaßenden und reklamehaften Ausdrücken“ (S. 65 oben)
  • „Man musste zugeben, dass er seine Worte nicht besser hörte wählen könne, um die Wasser zu trüben und seelische Verwirrung anzurichten“ (S. 67 unten)

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Unverwechselbare Merkmale

  • Gelegentlich übellauniger Stolz (vgl. S. 40 Mitte)
  • Asthmatisch-metallische Stimme (S. 46 Mitte)
  • Leibesschaden

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Besonderheiten

  • „Auch wenn Sie nicht wollen!“ Antwortete Cipolla in einem Ton, der mit unvergesslich ist (S. 89 unten)
  • Sprache als Manipulatiosnmittel: Die Sprache Cipollas ist eine Waffe - er beherrscht die Kunst der Sprache und weiß, wie er sie nutzen kann, um andere Leute zu manipulieren

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Requisiten

  • Er trägt über dem linken Unterarm an einer Lederschlinge eine Reitpeitsche mit klauenartiger silberner Küche (vgl. S. 42 oben)
  • Mit sprachlicher Gewandtheit verschafft er sich rasch Achtung unter den Zuschauern
  • Zunächst verwendet er arithmetischen (mathematisch) Kunststücken und Kartentricks
  • Gebrauch einer Reitpeitsche
  • Hypnosetricks gegen deren Willen und eigentlichem Handeln

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