Rilke, Rainer Maria - Der Panther (Gedichtanalyse)

Schlagwörter:
Rainer Maria Rilke, Gedichtinterpretation, Dinggedicht, Referat, Hausaufgabe, Rilke, Rainer Maria - Der Panther (Gedichtanalyse)
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Referat

Gedichtanalyse – „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke (1902)

Der Panther
von Rainer Maria Rilke

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
 
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
 
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
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sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
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geht durch der Glieder angespannte Stille –
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und hört im Herzen auf zu sein.

(„Der Panther“ von Rainer Maria Rilke ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.9 KB) zur Unterstützung an.)

In dem, aus der literarischen Epoche des Symbolismus stammenden Dinggedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke aus dem Jahre 1903, geht es um einen gefangenen Panther und dessen Existenz in einem Käfig.

Folgend werde ich den Inhalt und die Aussage des Gedichts näher erläutern.

In der ersten Strophe wird der ermüdete Blick des Tieres beschrieben, das hinter den Gitterstäben, nichts mehr wahrnehmen kann, da seine Welt nur noch aus dem Käfig besteht.

In der zweiten Strophe beschreibt der Sprecher die anmutigen Attribute des Tieres. Es hat einen starken, geschmeidigen Gang voller Kraft, jedoch geht es durch seine Gefangenschaft nur in einem sehr kleinen Kreis. Der Panther scheint keine eigene
Willenskraft mehr zu besitzen. In der dritten und somit letzten Strophe des vorliegenden Gedichts wird die Wahrnehmung des Tieres näher beschrieben. Es nimmt zwar von Zeit zu Zeit etwas wahr, jedoch erzielen die Bilder keine Wirkung in ihm, da es nicht mehr reagieren kann. Somit handelt das Gedicht von einem gefangen gehaltenen Tier, das äußerlich zufrieden scheint, innerlich jedoch nicht mehr am Leben ist.

Anschließend werde ich nun die formalen und sprachlichen Mittel untersuchen. Das Versmaß in dem Gedicht ist ein fünfhebiger Jambus, mit einer Ausnahme im letzten Vers, der lediglich aus einem vierhebigen Jambus besteht. Die Kadenzen sind abwechselnd weiblich und männlich, was für die unablässige Bewegung des Tieres in seinem Gefängnis steht, ebenso wie der verwendete Kreuzreim. Es fällt auf, dass das Substantiv „Panther“ lediglich in der Überschrift auftaucht. Im Laufe des Gedichts werden anschließend nur Pronomen & Beschreibungen des Tieres verwendet (vgl. V. 1 & V. 3).

In der ersten Strophe tritt die dreimalige Wiederholung des Wortes „Stäbe“ (V. 1, V. 4 & V. 5) auf. Durch die Wiederholung folgt ein verstärkter Eindruck der Eintönigkeit der Gefangenschaft. Die Personifikation der Stäbe (vgl. V. 1) stellt heraus, dass es so wirkt, als würden die Stäbe vorübergehen. Durch dieses Stilmittel wird die Passivität des Panthers hervorgehoben, was wiederum auf seine vollständige Abhängigkeit von der Umwelt hindeutet.

Er ist „so müd geworden, dass er nichts mehr hält“ (V. 2). Das Adverb „müde“ verdeutlicht an dieser Stelle, dass sich das Tier schon lange in dem zuvor beschriebenen Zustand befindet. Der Ausdruck „dass er nichts mehr hält“ (V. 2) ist schon eine Vorausdeutung auf die dritte Strophe. In Vers fünf liegt die Alliteration beziehungsweise das Oxymoron „Gang geschmeidig“ vor. Durch das Adjektiv „geschmeidig“ wird dem Leser einerseits das Bild eines anmutigen Tieres vermittelt, sowie der Kontrast zu der Gefangenschaft weiter verstärkt. Der Superlativ „im allerkleinsten Kreise“ (V. 6) soll den Kontrast zwischen dem eigentlich freien Panther und dem Eingesperrtsein weiter verdeutlichen.

Der Vergleich „wie ein Tanz von Kraft“ (V. 7) soll im Leser die Vorstellung eines mächtigen, kräftigen Panthers hervorrufen. Der Tanz steht hier metaphorisch für Lebensfreude und Gefühlsausdruck. Auch das Paradoxon „betäubt ein großer Wille“ (V. 8) soll die Unterdrückung der Lebenskraft des Panthers unterstreichen. Die Metapher „der Vorhang der Pupille“ (V. 9) verdeutlicht, dass den Betrachtern des Panthers dessen Innenleben verborgen bleibt, ebenso wie dem Panther seine Außenwelt. Weiterhin liegt in Vers zehn die weitere Personifikation „Dann geht ein Bild hinein“ vor. Dieses Stilmittel steht ebenso wie die Personifikation „Vorübergehn der Stäbe“ (V. 1) für die Passivität des Panthers.

Gleichermaßen relevant ist auch die Metapher „Herz“ in Vers zwölf. Das Herz steht an dieser Stelle metaphorisch für das gesamte Lebewesen, in dem das Bild „zu sein“ aufhört. Der Eindruck der Umwelt löst in dem Tier keine Reaktion aus, da er sein Inneres überhaupt nicht erreicht. Dies verdeutlicht, dass der Panther nicht mehr in Kontakt mit der Außenwelt steht. Des Weiteren sollte man zuletzt noch die Bewegung des Panthers näher betrachten. Durch die Bewegung des Tieres erhält der Leser die Vorstellung, dass für den Panther die Möglichkeit besteht zu entkommen. Äußerlich hat der Panther noch nicht aufgegeben, jedoch wird in der letzten Strophe besonders deutlich, dass dies innerlich schon lange geschehen ist. Gerade durch die Betonung der Bewegung in den ersten beiden Strophen scheint das Raubtier lebendig. Umso größer wirkt folgend dann der Bruch in dem letzten Vers in dem beschrieben wird, dass in ihm nicht mal mehr ein Blick seiner Umgebung existieren kann.

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass in dem Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke der Zustand der Gefangenschaft auf eindrucksvolle Weise geschildert wird, indem das Tier erst äußerlich und am Schluss innerlich beschrieben wird.

Eine weitere wichtige Funktion des vorliegenden Dinggedichts ist die Möglichkeit der Übertragung auf andere Situationen. Automatisch folgt die Assoziation mit der Gefangenschaft von Menschen. Der Mensch befindet sich in vielen alltäglichen Zwängen, die ihm die Gesellschaft auferlegt oder die er sich selbst schafft. Diese können äußerst vielfältig sein und den Beruf oder auch das Privatleben betreffen. Eine eigene Befreiung des Panthers scheint in dem Gedicht unmöglich. Möglicherweise kann dies als Appell deuten, sich nicht zu sehr von den fortwährenden Zwängen gefangen nehmen zu lassen, da sonst innere Leere droht.

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